Unsere U14-Mädchen-Mannschaft hat es geschafft! Melanie Müdder, Dana Berelowitsch, Elizabeth Kublanov und Luisa Bashylina besiegten im erwartet spannenden und hart umkämpften Lokalderby das Quartett des Gastgebers Düsseldorfer SK mit 2½:1½ und holten sich mit der perfekten Bilanz von 14:0 Punkten den Deutschen Meistertitel! Knapp 16 Jahre nach dem Beginn des Wiederaufbaus der Jugendabteilung unseres Vereins ist dies der größte Mannschafts-Erfolg unserer Schachjugend, zu dem die gesamte Schachgesellschaft herzlich gratuliert!
Nach dem gestrigen aufregenden und anstrengenden Tag hatte der Betreuerstab um Joachim Görke den Mädels erst einmal ein schönes Abendessen in der Düsseldorfer Altstadt als Belohnung verordnet, schließlich stand bereits eine Runde vor Schluss der zweite Platz fest und die angestrebte Medaille war erreicht. Dennoch wollten alle natürlich heute das bisher grandiose Turnier mit dem Meistertitel krönen, wofür mindestens ein Unentschieden im »ewigen« Duell mit dem Düsseldorfer SK notwendig war. Alle acht Spielerinnen kennen sich seit vielen Jahren und haben sich schon unzählige knappe Kämpfe geliefert, so dass in Anbetracht der besonderen sportlichen Bedeutung auch diesmal ein nervenaufreibendes Duell zu erwarten war, zumal es für die Gastgeber auch noch um die Bronzemedaille ging.
Den besseren Auftakt in das Match erwischten die Mädchen des DSK . Luisa Bashylina ging gegen die französische Verteidigung der Düsseldorfer Topscorerin Lara Maria Paulweber (1389) gewohnt unternehmungslustig mit dem scharfen Millner-Barry-Gambit zu Werke, doch vermutlich steckte ihr noch die gestrige bittere Niederlage gegen Dortmund in den Knochen, denn im frühen Mittelspiel unterlief ihr ein taktisches Versehen, das eine Figur kostete. Auch wenn Luisa tapfer weiter kämpfte, deutete sich hier bereits an, dass mindestens zwei Zähler an den vorderen drei Brettern notwendig sein würden.
In dieser schwierigen Situation zeigte Dana Berelowitsch wieder einmal ihren besonderen Wert als hervorragende Mannschaftsspielerin. Gegen Judith Sokolowski (1529) baute sie ihren leichten Eröffnungsvorteil schrittweise aus, behielt immer die Kontrolle über die Stellung und nutzte dann eine Unachtsamkeit ihrer Gegnerin zu einem Mattangriff und dem psychologisch eminent wichtigen Führungstreffer. Derweil hatte sich im Duell der mehrfachen NRW-Meisterin Eva Rudolph (1666) und Melanie Müdder am Spitzenbrett eine sehr komplexe Mittelspielstellung aus einem Kalashnikov-Sizilianer ergeben. Beide Spielerinnen investierten sehr viel Bedenkzeit und Melanie verschärfte mit einem Bauernopfer auf f3 die Stellung weiter, da sie als Kompensation ein schönes Vorpostenfeld für ihren Springer auf f4 erhielt.
Doch Eva verteidigte sich gut, so dass sich beide bei knapper Bedenkzeit auf Remis einigten, da sich die Ereignisse inzwischen sehr zu unseren Gunsten entwickelt hatten. Zwar musste sich Luisa trotz hartnäckiger Gegenwehr schließlich geschlagen geben, doch in der letzten laufenden Partie hatte Elizabeth Kublanov in ihrer Schwarz-Partie gegen Dina Rachel Kogan (1298) die weiße Initiative neutralisiert und ihren Mehrbauern behauptet. In der Zeitnotphase wickelte sie in ein Doppelturmendspiel mit einem gedeckten Freibauern auf c2 ab und zeigte dann gute Technik, als sie unter Bauernopfer ihre Türme so aktivierte, dass eine Bauernumwandlung nicht zu verhindern war.
Wenig später musste Dina zum Endstand von 2½:1½ aufgeben und unsere Mädchen durften ihren ersten deutschen Meistertitel bejubeln, während unsere stark spielenden Freunde vom Düsseldorfer SK ihre Heimmeisterschaft etwas unglücklich »nur« auf einem 6. Platz beendeten!
Dabei war es irgendwie passend, dass ausgerechnet Elizabeth Kublanov den entscheidenden Punkt zum Meistertitel erzielte. Sie war als dienstälteste Spielerin des Teams bei allen Meisterschaften in den letzten 6 Jahren dabei und besetzte über viele Jahre das Spitzenbrett. In den letzten 1½ Jahren litt sie unter einer längeren Formkrise und musste einige durchwachsene Ergebnisse hinnehmen, zeigte nun aber mit herausragenden 6½/7 ihr großes Talent! Auf die gleiche Punktausbeute kam Melanie Müdder am Spitzenbrett, die bei dieser Meisterschaft der Saison 15/16 noch als Gastspielerin für uns dabei war. Sie demonstrierte mit diesem ausgezeichneten Ergebnis nicht nur ihre deutlichen Fortschritte im vergangenen Jahr, sondern erwies sich auch abseits des Brettes als hervorragende Team-Leaderin. Sowohl Melanie als auch Elizabeth durften sich auch über den Preis für das beste Individualergebnis an ihrem Brett freuen.
Ein großes Kompliment gebührt auch Dana Berelowitsch, die insbesondere in den beiden kritischen Schlussrunden mit ihrer ruhigen Spielweise nicht nur zwei ganz wichtige Punkte erzielte, sondern dem gesamten Team große Stabilität gab. Ihre 5/7 hätten sogar noch deutlich besser ausfallen können, da sie zweimal im Mannschaftssinne bessere Stellungen Remis gab. Die Einzige, welche mit ihrem individuellen Resultat von 3½/7 nicht zufrieden war, ist Luisa Bashylina, die ein unglückliches Turnier erwischte und zwei klare Gewinnstellungen noch zum Verlust verdarb. Doch ihr großes Talent lässt sich wohl am besten daran ablesen, dass sie als U10-Spielerin nun bereits zum vierten Mal bei der DVM U14w dabei war und noch vier Jahre spielberechtigt sein wird. Sie sollte sich besonders über diesen Mannschaftstitel freuen und wird in den kommenden Jahren noch viele wichtige Punkte zu hoffentlich weiteren Mannschafts-Erfolgen beisteuern.
Für ein solch grandioses Resultat von 14:0 Zählern ist aber auch ein besonderes Team hinter der Mannschaft notwendig. Insofern gebührt Roman Bashylin, Alexander Berelowitsch, Rafael Müdder und Vladislav Kublanov für die exzellente schachliche Vorbereitung und Betreuung zwischen den Partien ein besonderer Dank. Mindestens genauso wichtig ist sicherlich die moralische Unterstützung der anderen Familienmitglieder, die unsere Mädchen schon seit vielen Jahren uneingeschränkt unterstützen und diesmal ganz in der Nähe von zuhause die Daumen drückten.
Schließlich ist dieser erste deutsche Meistertitel einer SG-Jugendmannschaft auch eine außergewöhnliche Auszeichnung für Joachim Görke. Als Trainer, Betreuer und vor allem »gute Seele« ist er seit 2010 bei allen Mädchen-Meisterschaften dabei und ist damit ein eminent wichtiger Baustein für alle in dieser Zeit erzielten Erfolge mit dem diesjährigen Höhepunkt. Joachim sei für sein außergewöhnliches Engagement in unserer Jugendarbeit noch einmal ganz besonders gedankt!
So geht ein schachlich außergewöhnlich erfolgreiches Jahr für den Verein nach einem sensationellen Meistertitel in der Bundesliga mit einem unerwarteten ersten nationalen Jugendmeistertitel zuende. Hoffen wir, dass 2017 ähnlich schöne Erfolge bereithalten wird!
In diesem Sinne gratuliert die Schachgesellschaft unseren frisch gekürten deutschen Meistern und wünscht allen Mitgliedern einen guten Übergang ins neue Jahr!
Ganz herzlichen Glückwunsch und mein Respekt vor der gesamten Teamleistung!