Nach langem Warten wurde die Entscheidung zur »Hängepartie« im Verbandsliga-Spitzenspiel unserer Vierten nun bekannt gegeben. Der Verbands-Spielleiter gab dem 10.2-Remis-Antrag der OSC Rheinhausen statt und entschied, dass die »Partie mit normalen Mitteln nicht zu gewinnen sei«.
Jeglicher Ärger über diese höchst zweifelhafte, dem Sinn des 10.2 eher nicht entsprechende Regelauslegung, ist allerdings verschwendete Energie, da die Entscheidung endgültig und nicht rechtsmittelfähig ist.
Der Kampf gegen Rheinhausen endete damit 4:4 und unsere Vierte geht als Tabellenzweiter mit einem Punkt Rückstand in den letzten Spieltag der Verbandsliga.
Wenn der Remisantrag nach 10.2 erfolgt wäre, könnte ich Ihren Ärger verstehen. Denn dann wäre die Schiedsrichterentscheidung in der Tat diskussionswürdig, da ausschließlich das Spielverhalten der Beteiligten zu bewerten wäre.
Bei Nichtanwesenheit eines Schiedsrichters greift allerdings Anhang D der FIDE-Regeln. Und danach hat der Schiedsrichter – im Gegensatz zu 10.2 – ausschließlich die Stellung zu bewerten.
Das ist ja nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die Formulierung der Regel »mit normalen Mitteln nicht zu gewinnen« eben keine »objektive« Abschätzung der Stellung im Sinne eines Endpiellehrbuchs meint, sondern ob der Gegner die Stellung nur noch dadurch gewinnen kann, dass er den Antragsteller »über die Zeit hebt«, oder ob er noch über praktische Gewinnchancen verfügt. Und letzteres ist in der Abbruchstellung offensichtlich der Fall. Von daher kann die Entscheidung durchaus als »zweifelhaft« bezeichnet werden.
Anhang D führt zwei Antragsgründe auf:
a) Die Stellung kann mit normalen Mitteln nicht gewonnen werden.
b) Der Gegner hat keine Versuche unternommen, die Stellung mit normalen Mitteln zu gewinnen.
Punkt b) ist in der Tat deckungsgleich mit 10.2 (“über die Zeit heben”); darauf wurde der Antrag aber nicht begründet! Punkt a) hingegen impliziert eine objektive Abschätzung der Stellung. Und jeder, der in einer Verbandsliga spielt, sollte problemlos erkennen können, dass diese Stellung keinesfalls zu gewinnen ist (Schwarz bleibt mit dem Turm auf der f-Linie und Weiß kommt keinen Schritt weiter). Da bedarf es keiner Endspieldatenbank…
Der Ärger kann sich daher ausschließlich gegen die FIDE-Regelung wenden. Der Schiedsrichterspruch hingegen entspricht zu 100% dieser Regel.
Das stimmt so einfach nicht! Lassen wir es dabei.