Nach einer wahren »Seuchen«-Saison konnte unser Zweitliga-Team
wenigstens im letzten Saisonspiel ein Erfolgserlebnis verzeichnen. Im bedeutungslosen
Duell der beiden Tabellenletzten konnte gegen den SV Oberursel ein völlig verdienter
5:3-Sieg erzielt werden, obwohl erneut nur sieben Spieler zur Verfügung standen. Doch
drei souveräne Weiß-Siege von Martin Becker, Michael Berg und Alois Kocur sowie
keine Niederlage an den übrigen Brettern deuteten endlich einmal das vorhandene
Potential in der Mannschaft an, mit dessen Hilfe in der kommenden Saison der sofortige
Wiederaufstieg in Angriff genommen werden soll.
Dabei waren die Vorbereitungen auf den Kampf wieder einmal von der miserablen
Personalsituation geprägt gewesen. Das Spitzenbrett von Herwig Pilaj
musste freigelassen werden und es war nur dem besonderen Einsatz von Michael
Berg (der trotz Krankheit spielte) und Bernd Schneider (der
trotz Immobilien-Ausstellung zu einem Kurzeinsatz bereit war) zu verdanken, dass der
Rückstand bereits vor Kampfbeginn nicht noch höher ausfiel. Gerade in der
Anfangsphase war beiden Teams dann die Enttäuschung über den Saisonverlauf
anzumerken. In den Partien zwischen Markus Schäfer und IM Stefan
Reschke (2346), Bernd Schneider und Daniel Malek (2287) sowie
Markus Balduan gegen FM Jürgen Haakert (2402) war man sich schnell
handelseinig, so dass nach ca. einer Stunde der ungewöhnliche Zwischenstand von
1½:2½ zu verzeichnen war.
Dann gab Martin Alexander Becker das Zeichen der Attacke: Unser
Pokalheld attackierte den Halbslawen von FM Peter Staller (2275) mit dem scharfen
Schabalov-Angriff, ließ seinen eigenen König im Zentrum und erreichte schnell
eine exzellente Position. Nach einem Einsteller seines Kontrahenten war der Ausgleich
perfekt und Martin hatte die Saison mit einem genauso überzeugenden Sieg beendet, wie
er sie begonnen hatte. Nach etwa drei Stunden erzielte dann Alois Kocur
im Duell mit Jens Koller (2252) die Führung. In einer schwierig zu verteidigenden
Stellung schwächte sich der Hesse unnötig am Königsflügel, was Alois
zu einem gewinnbringenden Qualitätsopfer ausnutzte, nach dem die schwarze Stellung
mit ihren zahlreichen Schwächen am Königsflügel nicht zu halten war.
Für den Siegtreffer sorgte dann Michael Berg, der für seinen
Einsatz mit einem vollen Zähler belohnt wurde. Gegen Thomas Oparaugo kam er mit
leichtem Vorteil aus der Eröffnung und verdichtete in seinem typischen Positionsstil
diese zum vollen Zähler zum 4½:2½-Zwischenstand. Den Schlusspunkt unter
diese Zweitligasaison setzte dann Milon Gupta, der mit Schwarz gegen FM
Robert Schlamp (2333) in einer interessanten Partie zwischenzeitlich ebenfalls gute
Gewinnaussichten besaß, aber zum Schluß durch die Anwesenheit ungleichfarbiger
Läufer mit einer Punkteteilung zufrieden sein musste. Durch dieses
5:3 konnte unsere Zweite ihre Bilanz zumindest kosmetisch auf 2:14
Zähler aufbessern, musste aber dennoch mit Platz 10 zufrieden sein.
Nach der 2:6-Niederlage unserer Zweiten im letzten Auswärtsspiel der Saison
in Bergheim steht nun auch fest, dass die Mannschaft diese enttäuschende Saison mit
dem letzten Tabellenplatz abschließen wird. Dabei wurden auch bei diesem Kampf
erneut die Ursachen des enttäuschenden Mannschaftsresultates deutlich: neben den
immensen Personalproblemen (auch diesmal standen nur 7 Spieler zur Verfügung) litt
das Team erneut unter einer miserablen Chancenverwertung, so dass bereits zum dritten Mal
ein Kampf ohne Partiegewinn verzeichnet werden musste.
Dabei verlief der Kampf – abgesehen von der Hypothek des kampflos verlorenen
Spitzenbrettes – zu Beginn durchaus verheißungsvoll. Markus
Balduan und Alois Kocur bekamen gegen FM Vladimir Skulener
(2415) und FM Michael Buscher (2314) ihre Vorbereitungen aufs Brett und Michael
Berg erlangte mit Weiß in einem klassischen Königsinder gegen
Oleksandr Braslavskij (2314) frühzeitig deutliche positionelle Vorteile. Auch die
erste beendete Partie passte ins Gesamtkonzept: Milon Gupta hatte mit
einer Caro-Kann-Verteidigung gegen FM Dr. Udo Käser (2343) komfortablen Ausgleich
erreicht, so dass die Partie schnell ins Remis mündete. Die nächste
Punkteteilung gab es dann bei Alois zu verzeichnen, der sich ein wenig
darüber ärgerte, sich nicht mehr an die beste Theorieempfehlung erinnern zu
können, da sich Buscher in der scharfen Sizilianisch-Partie doch recht unwohl
gefühlt hatte.
Wie so häufig bedeutete die erste nicht optimale Chancenausnutzung direkt den
Auftakt zu einer Serie von »Einbrüchen«, die eigentlich nur durch das
aktuell fehlende Selbstvertrauen begründet werden können. So hatte Ralf
Hubert, dem für sein aufgrund des Wohnortwechsels absolut nicht
selbstverständliches Engagement als Ersatzspieler an dieser Stelle nochmals besonders
gedankt sei, ein theoretisch bekanntes und absolut vollwertiges Damenopfer im Drachen
gegen Robin Swinkels (2291) angebracht, dass dem Weißen im Normalfall nur minimale
Gewinnchancen belässt. In dieser Saison sind »Minimalchancen« gegen unser
Team leider ausreichend, so dass Hubi nach einigen Ungenauigkeiten trotz großem
Kampfgeist schließlich eine Niederlage quittieren musste. Das gleiche Schicksal
ereilte dem zuletzt in Superform agierenden Martin Becker, der gegen das
Damengambit von von Martin Dambacher (2388) die schärftste Form der Abtauschvariante
mit langer Rochade gewählt hatte. Leider war der schwarze Angriff am Damenflügel
etwas schneller, so dass der Kampf bereits vorzeitig entschieden war.
Da passte es fast ins Bild, dass auch Michael seine positionelle
Gewinnstellung zunächst nicht optimal umsetzte und schließlich in einem immer
noch vorteilhaften Turmendspiel die Stellung endgültig zum Remis verdarb. So blieben
nach der Zeitkontrolle nur noch die Partien der beiden Markus in der Mannschaft
übrig. Markus Schäfer wurde von dem Eröffnungskonzept
seines Kontrahenten Petar Drenchev (2412) gegen den Königsinder überrascht,
verteidigte sich danach aber akkurat und erreichte verdient die Punkteteilung, durch
welche der Bulgare seine Chancen auf eine IM-Norm einbüsste. Dagegen musste sich
Markus Balduan, der nach seinem Bauernopfer in der Eröffnung
zunächst gute Chancen besessen hatte, sich zum Abschluss trotz zäher
Verteidigung noch geschlagen geben, so dass die frustrierende
2:6-Niederlage feststand, mit der sich die Gastgeber endgültig den
Klassenerhalt sicherten.
Unsere Zweite wird dagegen versuchen, im Duell der Absteiger am letzten Spieltag gegen
Oberursel zumindest etwas Selbstvertrauen für das Unternehmen
»Wiederaufstieg« in der kommenden Saison zu tanken.
Realisitisch betrachtet stand es bereits seit 2 Spieltagen fest, nun ist es auch
theoretische Gewissheit. Nach der 2½:5½-Niederlage gegen Turm Emsdetten muss
unsere zweite Mannschaft nach nur einem Jahr wieder den Weg in die NRW-Liga antreten.
Milon Gupta hatte den Rückstand durch eine Niederlage von Herwig Pilaj ausgeglichen,
lange stand der Kampf unentschieden, doch in der 6. Spielstunde gingen die verbleibenden
Partien von Michael Berg, Markus Schäfer und Jörg Wegerle alle
verloren.
Die Hoffnungen
auf eine Überraschung gegen das Star-Ensemble aus dem Münsterland basierten auf
der Tatsache, dass die Gäste am vorherigen Spieltag das vorentscheidende Match um den
Aufstieg gegen Remagen verloren hatten, so dass nicht unbedingt mit der stärksten
Aufstellung zu rechnen war, während unser Team endlich einmal wieder personell aus
dem Vollen schöpfen konnte. Doch die Hoffnungen auf eine schwächere Besetzung
erfüllten sich nicht: Mit 3 GM und 4 IM war Emsdetten nominell klarer Favorit.
Die Gäste gingen kurz vor der Zeitkontrolle in Führung, als der
holländische IM Ruud Janssen (2501) mit den schwarzen Steinen einen hübschen
unabwendbaren Mattangriff gegen den König des in dieser Saison sehr unglücklich
agierenden Herwig Pilaj (Bild rechts) einleiten konnte. Doch in der
Zeitnotphase konnten wir den überraschenden Ausgleich verzeichnen: Milon
Gupta hatte gegen den routinierten IM Werner Beckemeyer (2374) eine strategisch
klar schlechtere Stellung und zudem mit starker Zeitnot zu kämpfen, als sein
Kontrahent völlig unerwartet den Faden verlor und Milon entscheidendes Material und
damit die Partie gewinnen konnte.
So ging es beim Stand von 1:1 in die 5. Spielstunde, in der sich deutlich der
Unterschied zwischen einer Spitzenmannschaft wie Emsdetten und unserem Team
herauskristallisierte. Zunächst hielten sie ihre etwas verdächtigen Positionen
Remis. IM Alexander Kabatianski (2436) erreichte aus leicht schlechterer Position ein
ausgeglichenes Springerendspiel gegen Markus Balduan. Zudem wickelte FM
Christian Richter (2432), der sich nach einem mutigen Figurenopfer von Martin
Becker einer unangenehmen schwarzen Bauernwalze gegenüber sah, mit einem
Rückopfer ebenfalls ins Remis ab. Auch Spitzenbrett GM Alexander Berelovich (2571;
Bild links), der Sieger des vergangenen Solinger Open, vermied jegliches Risiko in leicht
besserer Position gegen Lorenz Drabke und strebte erfolgreich den halben
Zähler an.
Somit verblieben beim Stand von 2½:2½ nur noch drei Partien, in denen die
Chancen ausschließlich auf Seiten der Gäste lagen. Zunächst musste sich
Michael Berg gegen den spanischen GM Juan Bellon Lopez (2401) geschlagen
geben. Dies war nach dem couragierten Auftritt von Michael sehr unglücklich, da er
trotz zeitweiligem Mehrbauern schließlich in einem Turmendspiel mit der schlechteren
Leichtfigur den Kürzeren zog. Deutlicher fiel die Niederlage von Markus
Schäfer gegen den schwedischen GM Jonny Hector aus, der mit einem
Bauernopfer zunächst die Initiative an sich gerissen hatte und dabei zwei
Leichtfiguren für einen Turm erobert hatte, was zum Sieg ausreichend war. Zum
Abschluss musste auch noch »Marathon-Mann« Jörg Wegerle
die Waffen strecken, nachdem sein Gegenüber IM Michail Feygin (2484) den minimalen
Vorteil aus der Eröffnung erfolgreich konserviert hatte, wofür er nach der
vollen Spielzeit von sechs Stunden mit einem vollen Zähler belohnt wurde, so dass die
erneut deutliche 2½:5½-Niederlage perfekt war.
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Weitere Bilder vom Bundesliga-Wochenende in Solingen
Auch am sechsten Spieltag der Zweiten Bundesliga gab es für unsere zweite
Mannschaft keine zählbaren Erfolge zu verzeichnen. Von massiven Aufstellungsproblemen
gebeutelt konnte das Team den Kampf nur mit sieben Spielern bestreiten, lieferte dem
Bundesliga-Absteiger aus Hofheim aber einen harten Kampf, so dass die hessischen Gastgeber
zeitweilig um den Sieg zittern mussten. Am Ende brach aber wieder die gewohnte
Schwäche unserer Mannschaft auf: die guten Stellungen wurden nicht genutzt, statt
dessen gab es zwei weitere Niederlagen von Martin Becker und Dirk Schockenbäumer, so
dass letztlich eine in dieser Höhe unverdiente 2½:5½-Niederlage
verzeichnet werden musste.
Die Verantwortlichen der Zweiten hatten bereits beim entscheidenden Kampf gegen
Gerresheim vom »letzten Aufgebot« gesprochen, ahnten aber zu diesem Zeitpunkt
noch nicht, dass der Aufstellungs-Super-GAU noch bevorstand. Innerhalb der vergangenen
zwei Wochen trudelten sukzessive die Absagen ein und am Freitag Abend stand fest, dass die
Mannschaft in Hofheim nur aus 7 Spielern bestehen würde. Neben dem Rückstand
durch die kampflose Niederlage von Jörg Wegerle am zweiten Brett
galt es zudem, die zum Teil recht deutlichen Elo-Nachteile an den übrigen Brettern zu
verkraften. Doch unser Team machte aus seiner Außenseiterposition das Beste und
brachte die Hessen in Bedrängnis.
Die erste Punkteteilung gab es am dritten Brett zu verzeichnen, an dem IM Bernd Rechel
(2416) mit Schwarz in einem Sizilianer seinen Springer auf e5 zentral plaziert und so das
weiße Läuferpaar von Markus Schäfer neutralisiert hatte.
Auch die Begegnung am fünften Brett schlug keine hohen Wellen: IM Arno Zude (2422)
neutralisierte durch exaktes Spiel den englischen Aufschlag Markus
Balduans, so dass auch diese Partie schnell zum Remis versandete. Kurz vor der
Zeitkontrolle stellte dann auch Lorenz Drabke am Spitzenbrett seine
Gewinnbestrebungen gegen IM Gennadi Ginsburg (2513) ein, nachdem seine leichte Initiative
verflacht war. Trotz des Wegfalls von drei Weißpartien und dem
1½:2½-Rückstand gab es hier durchaus Anlaß zum Optimismus, denn
das Geschehen an den hinteren Brettern hatte sich sehr positiv entwickelt.
Alois Kocur hatte gegen IM Oliver Brendel (2352) eine Figur für
zwei Bauern gewonnen und Milon Gupta hatte mit den schwarzen Steinen
gegen FM Stephan Buchal (2385) trotz kleiner materieller Defizite eine vielversprechende
Stellung erhalten, die zudem von großen Zeitproblemen des Hofheimers begleitet
wurde. Dagegen schienen die Schwarz-Partien von Martin Becker gegen FM
Dr. Erik Zude (2426) und Dirk Schockenbäumer gegen FM Patrik Burkart
(2336) trotz kleiner Nachteile durchaus haltbar zu sein. Doch in der Zeitnotphase wurde
wieder einmal die Hauptursache für die miserable Saisonbilanz deutlich: Die
Chancenverwertung ist eindeutig nicht zweitligatauglich.
Martin Becker verpasste einen wichtigen Zwischentausch und geriet danach
auf die Verliererstrasse. Fast gleichzeitig musste auch Schocki nach
einigen Ungenauigkeiten in der Verteidigung seinen König umlegen. Damit war der Kampf
bereits entschieden, so dass es nur noch statistischen Wert besaß, dass auch
Alois das Endspiel mit Turm, Springer und drei Bauern gegen Turm und
fünf Bauern zum Remis verpatzte. Schließlich gab auch Milon
seine Partie unentschieden, so dass die zu hohe
2½:5½-Niederlage feststand.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die personelle Situation im letzten Saisondrittel ein
wenig entspannen wird, um die trostlose Bilanz noch ein wenig aufbessern zu können.
Im Rahmen des Bundesliga-Wochenendes kommt mit dem SK Turm Emsdetten allerdings ein
absolutes Spitzenteam in die Klingenstadt, das jedoch heute das vorentscheidende
Spitzenspiel gegen Remagen verlor.
Das Gastspiel unserer 2. Mannschaft in der 2. Bundesliga dürfte nach nur
einer Saison bereits wieder beendet sein. Auch am fünften Spieltag gab es im
Niederrhein-Derby gegen die SF Gerresheim trotz einer spielerisch ansprehchenden Leistung
eine knappe 3½:4½-Niederlage, so dass die Mannschaft mit 0:10 Zählern
und 3 Punkten Rückstand auf den rettenden Platz 7 das Tabellenende ziert. In einem
sehr spannenden Kampf konnte die Zweite nach einem überzeugenden Sieg von Martin Auer
und einer 3½:2½-Führung erstmals auf Punkte hoffen, stand aber am Ende
erneut mit leeren Händen da.
Dieses unglückliche Ende bildete den passenden Abschluss eines Kampfes, der von
Beginn an unter keinem guten Stern für unser Team stand. Während der Ausfall von
Herwig Pilaj bereits seit langem wegen paralleler Verpflichtungen in der
Österreichischen Liga feststand, bedeutete die Absage von Jörg Wegerle, dessen
Klausurenblock in der Uni rund um diesen wichtigen Kampf plaziert wurde, einen erheblichen
Rückschlag. Der aufstellungspolitische Super-Gau wurde dann Mitte der
Woche perfekt, als Lorenz Drabke von seinem obersten Befehlshaber bereits für den
Sonntag-Nachmittag in die Kaserne nach Fürstenfeldbruck zitiert wurde, so dass wir
vor dem 4-Punkte-Spiel gegen unsere Düsseldorfer Nachbarn ohne unsere
drei Spitzenbretter dastanden. Der einzig positive Aspekt dieses Dilemmas war die
Tatsache, dass dadurch auch die Gerresheimer, die erwartungsgemäß fast in
Idealbesetzung antraten, aus ihren Vorbereitungen gebracht wurden. Die Mannschaftstaktik
sah vor, an den vorderen Brettern gegen die starke osteuropäische Fraktion der
Gäste möglichst gut standzuhalten und an den hinteren Brettern auf volle
Zähler zu hoffen.
Trotz der Personalmisere verliefen die ersten Stunden des Kampfes dann durchaus im
Solinger Sinne. Bernd Schneider beendete nach fünf Minuten seine
schwarze Serie in dieser Saison durch ein Kurzremis gegen seinen ewigen Konkurrenten IM
Andrei Orlov (2433). Nach ca. zwei Stunden war auch der Remisschluss in der Partie von FM
Uli Dresen (2296) und Michael Berg perfekt. Dresen hatte hier mit
Weiß in einem Trompovskij-Angriff die Eröffnung sehr zahm behandelt, so dass
Michael sofort ausgleichen konnte. Beim Stande von 1:1 waren die Solinger Kiebitze
durchaus optimistisch, denn Martin Becker hatte mit Schwarz gutes Spiel
gegen Vyacheslav Savchenko (2395) erlangt und Alois Kocur verfügte
gegen Thomas Lemanczyk (2267) in einer scharfen Variante eines Tarrasch-Franzosen
über unangenehmes Druckspiel für seinen geopferten Bauern. Einzig die Stellung
von Markus Schäfer gegen den angehenden Großmeister IM Yuri
Solodovnichenko (2494) bereitete einige Sorgen.
Besondere Hoffnungen hegten die Solinger an den beiden hinteren Brettern: Zum einen
setzte Martin Auer das Gerresheimer Jungtalent Thomas Trella (2218) in
einer Katalanisch-Struktur unter Druck; zum anderen war im pikanten Duell der beiden
Deep Chess!!!-Berichterstatter Thorsten Kober (2242) mit Weiß die
Eröffnung gegen Oliver Kniest völlig daneben gegangen, so dass
dieser mit dem errungenen Läuferpaar und der verhinderten weißen Rochade sehr
zufrieden sein konnte. Leider ging Oliver jedoch zu optimistisch gegen den weißen
König vor und unterschätzte einen Konter von Thorsten, der nach dem Opfer seiner
beiden Türme gegen die schwarze Dame plötzlich gegen die unkoordinierten
schwarzen Figuren die klar besseren Chancen besaß.
Dagegen bot Martin Auer einen blitzsauberen Vortrag und brachte unser
Team mit seiner bislang besten Saisonleistung mit 2:1 in Führung. Eigentlich
hätte dieser wichtige volle Zähler dem Team zusätzliche Sicherheit geben
müssen, doch stattdessen drehte sich nach einer Reihe von Ungenauigkeiten langsam der
Kampf zu Gunsten des Teams von Thomas Sterz. Solodovnichenko konnte am Spitzenbrett eine
Qualität gewinnen und IM Bartlomeij Heberla (2465) begann in einer ausgeglichenen
Stellung gegen Markus Balduan langsam kleinste Vorteile anzuhäufen.
Dagegen setzte Alois Kocur ungenau fort und seine Partie verflachte zum
Remis. Beim Stande von 2½:1½ konnte sich Oliver Kniest
wenigstens durch eine Ungenauigkeit von Kober wieder befreien und landete
schließlich in einem Remisendspiel, das kurz nach der Zeitkontrolle mit der
Punkteteilung endete. Doch hier deutete sich bereits an, dass ein halber Punkt für
uns zu wenig war, denn Martin Becker hatte seine zwischenzeitlichen
Vorteile nicht konservieren können, so dass in einem ebenfalls völlig
ausgeglichenen Turm und Springer-Endspiel auch am dritten Brett Remis vereinbart
wurde.
Somit zeichnete sich trotz der 3½:2½-Führung bereits die Niederlage
ab, denn Markus Balduan wurde vom streng agierenden Polen in einem
Turmendspiel immer mehr in die Defensive gedrängt und konnte die Bildung eines
gefährlichen Freibauern nicht verhindern. In der fünften Spielstunde fiel dann
die Entscheidung gegen uns. Zunächst musste sich Markus Schäfer
trotz hatznäckiger Gegenwehr am Spitzenbrett geschlagen geben und wenig später
war auch die Stellung von Baldi nicht mehr zu halten, so dass die Niederlage perfekt
war.
Während unsere Gäste aus Gerresheim mit 5 Zählern weiter auf den
Klassenerhalt hoffen können, sind unsere Chancen nach dieser Niederlage nur noch
theoretischer Natur. Dennoch wird die Mannschaft auch in den nächsten Kämpfen
ihr Bestes versuchen, um zumindest noch die Rote Laterne abgeben zu
können.
Die Hoffnung auf eine Wiederholung des Überraschungscoup der ersten
Mannschaft in der Domstadt erfüllten sich für unsere Zweite leider nicht. Mit
2:6 musste unser Zweitliga-Team zwar eine zu hohe, aber verdiente Niederlage bei der
Zweitvertretung der SG Porz hinnehmen und liegt damit zur Halbzeit der Saison mit 0:8
Zählern am Tabellenende. Zudem konnten die Mitkonkurrenten aus Lohmar und Bergheim
wichtige Punkteteilungen erzielen, was die Chancen auf den Klassenerhalt weiter
minderte.
Dabei stand unserer Zweiten erstmalig in dieser Saison die Bestbesetzung zur
Verfügung, so dass man sich durchaus Hoffnungen auf eine Überraschung machte.
Doch bereits der Auftakt des Kampfes ging daneben: Lorenz Drabke agierte
mit Weiß am Spitzenbrett gegen IM Jakob Balcerak (2429) zu optimistisch und
beließ seinen König in der Mitte, um das gegnerische Läuferpaar zu
erlangen. Die Stellung machte optisch einen vielversprechenden Eindruck, doch nachdem es
Balcerak gelungen war, die Linien gegen den König zu öffnen, wurden die Defizite
der weißen Position bald deutlich und Lorenz sah sich zur Aufgabe gezwungen. Kurz
zuvor war die Partie von Michael Berg gegen FM Alexander Matthaei (2337)
Remis geendet. Matthaei hatte eine extrem scharfe Variante des Panov-Angriffs gegen
Michaels Caro-Kann-Verteidigung gewählt, in der sich beide Kontrahenten nicht optimal
auskannten und entsprechend viel Bedenkzeit investierten. Als Matthaei seine Stellung
nicht mehr gefiel, offerierte er die Punkteteilung, obwohl er vermutlich bei objektiver
Betrachtung noch immer Vorteil besaß. Das nächste Remis gab es dann bei
Markus Schäfer, der mit Schwarz gegen Jens Kipper (2348) einen neuen
Zug in seinem Königsinder ausprobiert und ausgeglichenes Spiel erlangt hatte, das
keine großen weißen Fortschritte mehr zuließ.
So ging es mit einem 1:2-Rückstand in die Zeitnotphase, in dem wieder einmal die
Entscheidung gegen unseren Achter fiel. Bernd Schneider hatte gegen IM
Jakob Loifenfeld (2434) zunächst seine typischen Englisch-Stellungsbilder aufs Brett
bekommen; doch sein Opponent spielte sehr inhaltsreich, ließ viele Figuren auf dem
Brett und stellte Bernd immer wieder vor Probleme, so dass dieser fehlgriff und trotz des
in dieser Woche erfolgten Trainerwechsels seine Saisonbilanz nicht aufbessern konnte.
Herwig Pilaj wurde erneut seine "Zeitnotkrankheit" zum
Verhängnis. Er hatte mit Schwarz gegen GM Arkadij Rotstein (2520) zunächst
vollwertiges Spiel erlangt, dann jedoch einen zumindest ungesunden Bauern
genommen, so dass der frühere Russe dank der ungleichfarbigen Läufer
gefährliches Spiel gegen Herwigs König initiieren konnte, das im Zusammenhang
mit der Zeitknappheit unseres Österreichers für einen vollen Zähler
ausreichte. Den letzten notwendigen halben Zähler für die Gastgeber sicherte
dann Stanislav Korotkjevich (2349), der Markus Balduan eine unangenehme
Eröffnungsvariante serviert hatte. Zwar gelang es Markus schließlich, sich aus
seiner unangenehmen Position zu befreien, doch mehr als ein halber Zähler war nicht
zu holen.
Wenn ein Mannschaftskampf derartig schlecht verläuft, werden häufig auch noch
die wenigen guten Stellungen verdorben. Dieses bittere Schicksal traf diesmal unseren
Youngster Martin Becker, der gegen IM Vitaly Malykin (2375) eine
tadellose Leistung zeigte und seinen Gegner mit Schwarz blitzsauber überspielt hatte.
Kurz vor der Zeitkontrolle hätte er den Gewinnzug ausführen können,
wählte aber eine andere Möglichkeit, die seine Stellung sofort zum Verlust
ruinierte, da er in einem völlig perspektivlosen Endspiel landete, das er bald
aufgeben musste. Beim frustrierenden Zwischenstand von 1½:5½ konnte es auch
nicht mehr wirklich trösten, dass Jörg Wegerle gegen GM Dmitry
Reindermann (2488) erneut eine tolle Verteidigungsleistung zeigte. Nach einem taktischen
Versehen war er in ein Damenendspiel geraten, dass aufgrund seiner zahlreichen
Bauernschwächen nur schwer zu halten schien. Doch unser Marathon-Mann
demonstrierte erneut seine Zähigkeit, verteidigte mit großem Erfindungsreichtum
und wurde verdient mit einem halben Zähler belohnt.
Dennoch liest sich die Zwischenbilanz mit 0:8 Zählern und drei Punkten
Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz für unsere Zweite alles andere als
freundlich. Damit ist nun ein Sieg im Lokalderby gegen Gerresheim Pflicht, um die letzte
Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.
Auch bei der Heimpremiere, über die während des ganzen Kampfes zeitnah
auf dem Liveticker von Deep Chess!!! berichtet wurde, hingen
die Trauben in der 2. Bundesliga für unsere II. Mannschaft zu hoch. Auch wenn die
Niederlage gegen die starke Mannschaft von Bochum 31 insgesamt in Ordnung ging, fiel sie
dennoch mit 2½:5½ zu hoch aus. Ursache für die Niederlage war vor allem
der Zusammenbruch des Unterhauses, in dem alle Partien verloren gingen,
während an den vorderen Brettern Lorenz Drabke und Jörg Wegerle mit ihren
Schwarz-Siege für die Positiv-Schlagzeilen sorgten.
Im Lager der Zweiten hatte man nach dem mißlungenen Saisonstart für das erste
Heimspiel alle Kräfte mobilisiert und erstmalig in dieser Saison die Bestbesetzung
aufgeboten. Doch der Extrem-Winter-Einbruch am Samstag warf die Planungen über den
Haufen. Zwar konnte sich der schnee-erprobte Herwig Pilaj nicht
erklären, warum so ein bißchen Neuschnee ein solches Verkehrschaos
herbeiführte, doch haben die Wetterdienste in Nordrhein-Westfalen offenbar eine
deutlich geringere Qualität als in Österreich. Martin Becker
war in Radevormwald im wahrsten Sinne des Wortes eingeschneit und musste nach der
Einstellung des öffentlichen Nahverkehrs den Kampf schweren Herzens absagen, da er
gerade gegen seinen Ex-Verein besonders motiviert gewesen wäre. Für ihn sprang
kurzfristig Alois Kocur ein, die Vorbereitungen an den hinteren Brettern
war jedoch wegen des Farbwechsels dahin.
Auch die
Hoffnung, dass die Bochumer nach der knappen Niederlage gegen Remagen ein etwas
preisgünstigere Aufstellung bevorzugen würden, erfüllte sich
nicht. Mit Ausnahme von Spitzenbrett Potkin war fast die Bestbesetzung vertreten, so dass
unser Team an sieben Brettern zum Teil deutliche ELO-Nachteile besaß. Bei einer
solch nominellen Unterlegenheit müssen die sich bietenden Chancen optimal genutzt
werden und dies gelang heute nicht. Das erste kleine Drama spielte sich am 7. Brett im
Verborgenen ab. Der holländische IM Jelmer Jens (2366) hatte gegen Michael
Berg im Zweispringerspiel der Caro-Kann-Verteidigung eine bekannte
Theoriestellung erreicht, als ihm im 13. Zug ein fataler Fehlzug unterlief.
Michael hätte nun mit einem simplen Damenangriff mindestens Bauer
und Qualität gewinnen können, glaubte jedoch seinem Gegner und
wählte statt dessen einen stellungsgerechten Entwicklungszug. Auch bei
Bernd Schneider, dem einzigen Solinger Spieler mit ELO-Vorteil, gab es
schlechte Kunde. Bernd hatte mit Schwarz gegen Rafael Fridman (2405) in dem von ihm schon
unzählige Male erprobten Verteidigungssystem ausgerechnet eine der Zugfolgen
gewählt, die ihn selbst seine eigene Stellung nach der Eröffnung als
schrecklich bezeichnen ließ.
Einziger Hoffnungsschimmer für die Fans war zu diesem Zeitpunkt die Partie von
Herwig Pilaj. Dieser hatte in einer bekannten Theorie-Variante im
Halbslawisch mit einem kreativen Turmschwenk unangenehmes Druckspiel entfacht, das seinem
Gegner IM Jakov Geller (2490) sichtbar nicht behagte. Schließlich gewann Herwig
einen Bauern und schien klar auf der Siegerstraße zu sein, lediglich seine sich
anbahnende Zeitnot gab ein wenig Anlaß zur Sorge. Unterdessen hatten sich die
Weiß-Partien an den hinteren Brettern sehr ungünstig entwickelt. Markus
Balduan hatte gegen den holländischen FM Theo Hommeles überraschend mit
dem e-Bauern aufgeschlagen und die Spanische Abtauschvariante gewählt, war dann aber
sukzessive überspielt worden und hatte eine Qualität für einen Bauern
opfern müssen. Auch Alois Kocur hatte in einem Belgrader Gambit, das
Joachim Hengelbrock (2319) abgelehnt hatte, den Faden verloren und wurde immer
stärker in die Defensive gedrängt.
Die erste Punkteteilung gab es dann kurz vor der Zeitkontrolle bei
Markus Schäfer, der gegen Ilja Zaragatski (2376) seine optischen
Vorteile nicht verdichten konnte und sich deshalb mit einem halben Zähler zufrieden
gab. Wenig später musste sich dann Schneider geschlagen geben. Er
hatte zwar mit der Brechstange seinen passiven Figuren ein wenig mehr Spiel
geben können, dabei aber klare strukturelle Nachteile behalten, die Fridman
souverän in ein Endspiel umwandelte, in dem seine Dame in Kombination mit dem
Springer den Schneiderschen König exekutierte. Die endgültige Entscheidung fiel
dann in der Blitzphase. Zunächst übersah Michael Berg, der
einen Bauern für sehr gutes Gegenspiel geopfert hatte, einen Zwischenzug seines
Gegners und landete schließlich in einer perspektivlosen Stellung, in der er neben
seinem Materialdefizit an seinem schwachen König zu Grunde ging. Kurz nach der
Zeitkontrolle musste er aufgeben. Gleiches galt für Herwig Pilaj,
der nach einigen ungenauen Zügen seinem Opponenten etwas Gegenspiel gestattet und
sich in haarsträubende Zeitnot manövriert hatte. Mit nur 50 Sekunden für
sieben Züge unterlief ihm ein fataler Fehler, der aus einem Endspiel mit Mehrbauern
zu einer Stellung mit zwei Minusbauern führte, die nicht mehr zu halten war.
Beim Stande von ½:3½ tröstete es wenig, dass Lorenz
Drabke in einer sehr überzeugenden Partie mit Schwarz gegen Mikhail Zaitsev
(2458) den ersten vollen Zähler für unser Team einfuhr. Lorenz hatte in einem
c3-Sizilianer frühzeitig Ausgleich erlangt und dann nach einem abgelehnten
Remisangebot in der besten Solinger Partie des Tages seinen Gegner sauber überspielt.
Denn Alois Kocur hatte sich zwar aus einer klaren Verluststellung einige
Remischancen erschwindelt, musste sich aber ebenso wie Markus Balduan,
der sein Spieler mit Minusqualität zäh verteidigt hatte, nach ca. 5½
Stunden geschlagen geben, so dass die dritte Saisonniederlage feststand.
Somit blieb nur noch die Partie von Jörg Wegerle, dessen
Gegner GM Vladimir Gurevic (2452) gegen Jörgs Lieblings-System im Franzosen den
üblichen Raumvorteil, aber nicht mehr erlangt hatte. Nach einem abgelehnten
Remisangebot schraubte der Ukrainer nach der Zeitkontrolle das Risiko mit einem
Qualitätsopfer unnötig hoch. Zwar besaß er mit einem Freibauern auf der 6.
Reihe und dem Läuferpaar hinreichende Kompensation, die jedoch für den Sieg
zuwenig war. Als er es dennoch weiter versuchte, wurde er schließlich in der
Finishphase souverän von Jörg ausgekontert, der damit wenigstens diesmal
für seinen exzellenten Kampfgeist belohnt wurde.
Auch wenn der Kampf bereits beendet war, warteten noch einige Herausforderungen auf das
Team. Nach einiger Zeit gelang es schließlich, die völlig eingeschneiten Autos
von Michael und Markus wieder fahrtüchtig zu bekommen. Der hierbei gezeigte
exzellente Teamgeist wurde nach einem längeren Schneemarsch des Restteams
beim Mannschaftsessen im Birkenweiher weiter gestärkt. Mit dieser Geschlossenheit
sollen nun die ersten Punkte in Porz eingefahren werden, damit dann ähnliche
Jubelszenen beobachtet werden können, wie sie Bernd nach den beiden Gladbacher
Führungstoren in Berlin zelebrierte.
Weitere Bilder auf flickr und bei Deep Chess!!!
Auch nach dem zweiten Auswärtsspiel in der 2. Bundesliga musste unsere
Mannschaft die Heimreise ohne Punkte im Gepäck antreten. Der Kampf in Lohmar verlief
lange Zeit offen, bevor ein Doppelschlag in der Zeitnotphase zwei Siege für die
Gastgeber und die Entscheidung des Kampfes brachte. Zwar gelang Michael Berg in der
letzten Partie des Tages noch mit viel Glück der einzige Tageserfolg für unser
Team, doch bedeutete dies nur noch Ergebniskosmetik für die 3:5-Niederlage, welche
die Zweite im Tabellenkeller belässt.
Bereits an den Aufstellungen beider Mannschaften ließ
sich ablesen, welch hoher Stellenwert der Begegnung für den Abstiegskampf beigemessen
wurde. Während wir nur berufsbedingt auf Spitzenbrett Lorenz Drabke verzichten
mussten, hatten auch die Gastgeber vom Mittelrhein mit einer Ausnahme ihre Topbesetzung
ans Brett gebracht. Dadurch waren an den Spitzenbrettern klare nominelle Vorteile für
das Großmeisterquartett von Lohmar zu verzeichnen, während die Solinger
Hoffnungen auf dem "Unterhaus" basierten. In diesem Sinne begann der Kampf
durchaus verheißungsvoll, denn Herwig Pilaj agierte bei seinem
Punktspieldebüt gegen den Dameninder von Bogdan Lalic (2490) mit kontrollierter
Offensive, so dass der Kroate im frühen Mittelspiel das Remis offerierte. Eine
weitere Punkteteilung brachte die Begegnung von Markus Schäfer gegen
Alexander Dgebuadze (2535), in welcher Markus in einer bekannten Französisch-Struktur
mit Weiß immer leichte optische Vorteile besaß, auch wenn das Gleichgewicht
niemals ernsthaft gestört wurde. Neben diesen Weiß-Remisen erreichte
Markus Balduan gegen Arnold Huhndorf (2297) mit Schwarz einen halben
Zähler. Im angenommenen Damengambit hatte Markus wenig Probleme auszugleichen, konnte
aber niemals auf mehr hoffen. Wesentlich turbulenter ging es am achten Brett zu, an dem
Milon Gupta gegen Stefan Bröhl (2169) in einer aus Caro-Kann
entstandenen Französisch-Struktur Probleme zu haben schien. Nach einem Bauernverlust
opferte Milon noch einen zweiten, um so starke Kompensation zu erlangen, dass man fast
schon auf mehr hoffen konnte. Letztlich erhielt er aber "nur" das Minusmaterial
zurück und die beiden Spieler einigten sich in einem völlig ausgeglichenen
Endspiel auf Unentschieden.
So ging es mit
dem Stand von 2:2 in die Zeitnotphase, in der dann binnen 60 Sekunden die Entscheidung
fiel. Bernd Schneider hatte mit seinem Spezial-Eröffnungssystem
gegen Harmen Jonkman (2446) zunächst bequemen Ausgleich erlangt, dann jedoch zu viel
Aktivität des Holländers zugelassen. In Zeitnot griff unser Blitzspezialist in
unklarer Lage dann fehl und wurde vom Autor des bekannten Internet-Turnierkalenders
sehenswert taktisch ausgeknockt. Unmittelbar nach Bernds Aufgabe musste auch
Martin Alexander Becker seinem Kontrahenten Sascha Grimm (2339) zum Sieg
gratulieren. Martin war durch eine Zugumstellung in einen ihm nicht so geläufigen
Benoni-Stellungstyp gelockt worden. So fand er im Mittelspiel nicht den besten Plan,
während Grimm das Spiel gegen den entblößten weißen König
optimierte und schließlich entscheidendes Material gewinnen konnte. Mit der
4:2-Führung war der Kampf entschieden, denn Jörg Wegerle
kämpfte mit Schwarz in einem Nimzo-Inder gegen das unangenehme positionelle
Druckspiel von Alexej Barsov (2537) nur ums Remis, und Michael Berg hatte
nach der Zeitnotphase in einem materiell ausgeglichenen Endspiel gegen Ulrich Rohde (2253)
ebenfalls keine realen Gewinnaussichten.
Dennoch kämpften beide vorbildlich und Jörg opferte gewohnt
mannschaftsdienlich sogar einen ganzen Turm, um Fudelchancen zu kreieren, doch gegen die
saubere Verteidigung von Barsov konnte er nichts ausrichten und musste sich
schließlich geschlagen geben. So blieb nur noch die Partie von
Michael, die einem Wechselbad der Gefühle glich. Mit Vorteil aus der
Eröffnung gekommen, konnte er diesen im Mittelspiel nicht verdichten und geriet
sukzessive in die Defensive. In Zeitnot konnte er sich in ein spielbares Endspiel retten,
in dem er schließlich sogar eine Qualität gewinnen konnte. Doch der gegnerische
Freibauer war im Kollektiv mit einem aktiven König und Springer mindestens genauso
stark wie Michaels Turm, so dass seine Lage ziemlich kritisch war, als sein Kontrahent in
Unkenntnis der neuen Bedenkzeit nach 60 Zügen die Bedenkzeit überschritt.
Die Heimpremiere der zweiten Mannschaft findet in zwei Wochen am
27.11.2005 statt, wenn gegen Bochum 31 die ersten Punkte der Saison
eingefahren werden sollen.
Bei ihrer Zweitliga-Premiere musste unsere 2. Mannschaft beim Favoritenteam aus
Remagen eine letztlich verdiente 2½:5½-Niederlage hinnehmen. Auch wenn die
ambitionierten Gastgeber auf zahlreiche ihrer Topspieler, darunter auch Superstar Vasiliy
Iwantschuk, verzichten mussten, waren sie dennoch an allen Brettern nominell
favorisiert.
Erschwerend kam noch hinzu, dass unsere Süddeutsche Fraktion
Lorenz Drabke, Jörg Wegerle und Milon Gupta erst
mit 20-minütiger Verspätung am Spielort eintrafen, da sie innerhalb Remagens die
falsche Rheinseite angesteuert hatten und somit erst per Fähre zum Spiellokal
gelangten! Noch schwerer wog allerdings, dass gleich in mehreren unserer
Weiß-Partien die Eröffnungen mißrieten. Während Markus
Schäfer und Milon Gupta zumindest das Spiel noch verwickelt
gestalten konnten, wurde Lorenz Drabke von einem Spieler der erweiterten
Weltklasse wie Laurent Fressinet (2624) dafür gnadenlos bestraft, was einen
frühen Rückstand zur Folge hatte. Markus Balduan gelang es
zumindest, im Prestigeduell mit Juri Boidman (2431) immer das Gleichgewicht zu halten und
steuerte so den ersten halben Zähler bei.
Eine weitere Punkteteilung erreichte Jörg Wegerle, der sich mit
Schwarz am zweiten Brett gegen den tunesischen GM Belkhodja (2490) umsichtig verteidigte
und schließlich völligen Ausgleich erreichte. Auch Martin
Becker und Alois Kocur erreichten mit Schwarz zufriedenstellende
Positionen, während der Gegner von Michael Berg ein spekulatives
Figurenopfer gebracht hatte, das ihm sehr starken Angriff sicherte. Die Partie von
Alois Kocur gegen Temur Parulava (2288) mündete schließlich
ebenfalls in den Remishafen, so dass vor der Zeitnotphase zumindest noch kleine Hoffnungen
auf einen Punktgewinn bestanden.
Leider fiel dann in diversen Zeitnotschlachten die endgültige Entscheidung gegen
unsere Mannschaft. Markus Schäfer konnte gegen GM Romuald Mainka
(2457) nach der mißlungenen Eröffnung nicht mehr genügend Gegenchancen
erzeugen und musste sich ebenso wie Milon Gupta geschlagen geben. Dieser
hatte bei extremer Zeitknappheit sehr chancenreich mit einem Figurenopfer die Stellung
verwickelt, aber schließlich behielt der routinierte IM Klaus Jürgen Schulz
(2397) die bessere Übersicht und sorgte für die Entscheidung.
Für positive Schlagzeilen sorgte dagegen Debütant Martin
Becker, der in Zeitnotphase sehr souverän einen Fehler von IM Holger Grund
(2445) ausnutzte und danach sicher seinen ersten Zähler für Solingen einfuhr.
Somit blieb beim Stand von 2½:-4½ nur noch die Partie von Michael
Berg, dessen Gegner, der belgische IM Polaczek (2431), überraschend nicht
das erwartete Dauerschach gegeben, sondern noch eine versteckte Angriffsressource entdeckt
hatte. Schließlich landeten beide in einem Turmendspiel mit Mehrbauern für den
Belgier, in dem Michael möglicherweise in der Finishphase der
sechsten Stunde noch einen Remisweg ausließ und sich schließlich geschlagen
geben musste.