Unser Pokalquartett hat das Finale um den deutschen Mannschafts-Pokal gegen den OSC Baden-Baden mit 1½:2½ verloren und damit den Titel aus dem Vorjahr nicht verteidigen können. Zuvor lieferten unsere Jungs den klar favorisierten Gastgebern aber einen tollen Kampf, in dem lange Zeit der Unterschied im Elo-Schnitt von fast 200 Punkten nicht zu spüren war. Am vorherigen Abend war noch lange beratschlagt worden, mit welcher Aufstellung man den Kampf gegen den Bundesliga-Spitzenreiter angehen würde. Die unmittelbar vor dem Kampf durchgeführte Auslosung ergab einen »Heimkampf«, so dass Jörg Wegerle traditionell das Spitzenbrett verwaltete, während die beiden Weiß-Partien an den Brettern 2 und 3 von Markus Schäfer und Martin Becker absolviert wurden und Lorenz Drabke die zweite Schwarz-Partie übernahm.
Dabei kamen an den beiden Spitzenbrettern nicht die erwarteten Paarungen zustande, da die Badener den gestern enttäuschenden GM Michail Krasenkov (2651) ans Spitzenbrett setzten, so dass sich Markus an Brett 2 mit dem frisch aus Linares eingetroffenen Carlsen-Sekundanten GM Peter Heine Nielsen (2651) auseinandersetzen musste. Es entwickelte sich ein ziemlich ausgeglichener Kampf, bei dem an keinem der Bretter das Gleichgewicht schnell gestört wurde.
Die erste Entscheidung fiel dann am Spitzenbrett, an dem Krasenkov gegen Jörg Wegerle in einem Anti-Meraner-Halbslawen stets leichten Vorteil behalten hatte. Hinzu kam, dass er einen deutlichen Vorsprung auf der Uhr herausarbeiten konnte, was die Verteidigungsaufgabe für Jörg zusätzlich erschwerte. So landete er letztlich in einem sehr schwierigen Turmendspiel, dass trotz Jörgs bekannter Zähigkeit gegen die solide Technik des polnischen Großmeisters nicht zu halten war.
An allen Brettern konnte zur Zeitkontrolle eine gute Zwischenbilanz aus Solinger Sicht gezogen werden: Lorenz Drabke hatte im »Derby« gegen seinen Reisepartner von vielen NATO-Meisterschaften, IM Andreas Schenk (2517), in einem Slaven völlig ausgleichen können und besaß in einem Schwerfigurenendspiel sogar mikroskopische Vorteile. Martin Becker hatte es gegen die Caro-Kann-Verteidigung von GM Fabian Döttling (2542) mit dem zuletzt von Karsten Müller in der Bundesliga erfolgreich getesteten 2.Sf3 und 4.Se5 versucht, dabei eine solide Stellung erlangt und in der Zeitnotphase sogar einen Bauern gewinnen können. Markus Schäfer hatte gegen die Najdorf-Variante von »Theorie-Papst« GM Peter Heine Nielsen (2651) mit klassischem Positionsschach eine tolle Vorstellung geboten und war in einem ebenfalls minimal besseren Turmendspiel gelandet.
Folglich hofften die zahlreichen den Kampf im Internet verfolgenden Fans in der Klingenstadt weiterhin auf die Sensation, mussten aber in der fünften Spielstunde mit ansehen, wie die routinierten Titelträger den Titel nach Hause brachten. Schenk konnte in ein Damenendspiel abwickeln, in dem die schlechte Königsstellung von Drabke weitere Gewinnversuche unmöglich machte, so dass die Partie korrekt durch Dauerschach endete.
Den Titelgewinn stellte dann dank der besseren Berliner Wertung der dänische Weltklasse-Großmeister sicher, gegen den Markus Schäfer zwar einen symbolträchtigen Mehrbauern besaß, dadurch aber auch nicht mehr als ein Remis aus der Position der Stärke erreichen konnte. Das gleiche Ergebnis folgte dann später bei Martin Becker durch Dauerschach, nachdem Döttling den temporären Minusbauern hatte zurückgewinnen können.
Somit stand am Ende die knappe, wenn auch insgesamt verdiente 1½:2½-Niederlage, für die unserem Pokalquartett aber in Anbetracht der deutlichen nominellen Unterlegenheit ein großes Lob gebührt. Mit dem erneuten Finaleinzug konnte der Sensationserfolg des Vorjahres voll bestätigt werden. An diesem tollen Erfolg hatten Michael Hoffmann (2½/3), Jörg Wegerle (2½/5), Lorenz Drabke (3/4), Markus Schäfer (2½/5), Martin Alexander Becker (1,½/2) und Oliver Kniest (1/1) ihren Anteil.
Bericht von Fabian Döttling auf der Seite des OSC Baden-Baden
Ein Gedanke zu „Finalniederlage trotz grandiosem Pokal-Fight“
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