Mit einem ungefährdeten 6½:1½-Erfolg über das Tabellenschlusslicht SK König Tegel hat unsere Bundesliga-Mannschaft den Klassenerhalt endgültig perfekt gemacht und kann sich in den restlichen drei Kämpfen auf das Erreichen des angestrebten ausgeglichenen Punktekontos am Saisonende konzentrieren. Gegen die homogene Mannschaft der Tegeler, die im Sinne ihrer sympathischen Vereinspolitik auf Kontinuität setzen und die Aufstiegsmannschaft unverändert in der Bundesliga spielen lassen, sorgten frühe Siege der »Euro-Fighter« Michael Hoffmann, Sipke Ernst und Alexander Naumann für eine schnelle Entscheidung. Weitere volle Zähler erzielten Predrag Nikolic und Robert Zysk.
Das letzte Heimspiel-Wochenende in dieser Saison stand vor allem im Zeichen der Improvisation. Durch Renovierungsarbeiten im sonstigen Spielsaal der Stadt-Sparkasse musste diesmal in den beiden sonstigen Analyseräumen gespielt werden, die nur durch eine offene Tür den vorgeschriebenen einheitlichen Spielsaal für beide Kämpfe darstellten, weshalb auf diesem Wege noch einmal der Bundesliga-Spielleitung, den Schiedsrichtern und allen teilnehmenden Mannschaften für das Einverständnis zu dieser eigentlich nicht regelkonformen Lösung gedankt sei. Zudem stand das übliche »Bundesliga-Organisations-Personal« wegen eigener schachlicher Verpflichtungen fast vollständig nicht zur Verfügung, so dass auch kein Live-Ticker angeboten werden konnte. Am Sonntag sprang Anton Hannewald ganz kurzfristig zur Partieeingabe ein, wofür ihm an dieser Stelle auch nochmals Dank gesagt werden soll. Sein Teamkollege aus der erfolgreichen Jugendmannschaft, Tobias Leuther, erwarb sich am Samstag besondere Meriten, als er die schrecklich laute Brandschutztür zum Spielsaal mit geeigneten Maßnahmen »geräuschtechnisch« entschärfte, was ihm als erfahrenem Pfadfinder nicht schwer gefallen sein dürfte …
Nachdem die zahlreichen organisatorischen Probleme überwunden waren, konnte man sich dem Geschehen auf den 64 Feldern zuwenden. Das Duell mit den Tegelern, die im Saisonverlauf schon vielen nominell deutlich stärkeren Teams Paroli geboten hatten, verlief aus Solinger Sicht erfreulich einseitig. Nachdem sich GM Robert Rabiega (2529) und Artur Jussupow in einem ganz ruhigen Italiener ein wenig abgetastet hatten, wurde schnell Frieden geschlossen. Nur kurze Zeit später sorgte Michael Hoffmann dann mit den schwarzen Steinen gegen FM Rainer Tomczak (2323) für die schnelle Führung. In einem ruhigen 3.Lb5+-Sizilianer unterlief dem Berliner im frühen Mittelspiel ein schweres Versehen, durch das Michael kompensationslos eine Qualität gewinnen konnte, so dass auch die technische Verwertung keine Schwierigkeiten verursachte. Sipke Ernst sorgte in typischer Manier für das 2½:½. Gegen den die Partie mit Weiß sehr stark auf Remis anlegenden FM Jörg Pachow (2290) zockte Sipke seine Partie in 45 Minuten für 45 Züge runter, sammelte in der Zeitnot seines Kontrahenten zwei Bauern ein und setzte im Turm- und Springerendspiel schließlich den weißen König auf d5 Matt!
Einen weiteren vollen Zähler steuerte Alexander Naumann bei, dessen Gegner IM Drazen Muse (2412) es mit dem Sizilianisch-System für »Müßiggänger« probiert hatte. Alex strebte routiniert das leicht bessere Endspiel an, gewann nach einem missglückten Springermanöver seines Gegners einen Bauern und fuhr mit diesem Vorteil einen vollen Zähler ein, auch wenn er zugeben musste, das Turmendspiel nicht gerade mit großmeisterlicher Technik behandelt zu haben, was die Partie für die Kiebitze noch recht spannend gestaltete. Makellose Technik bot wieder einmal Predrag Nikolic, dessen Kontrahent IM René Stern (2476) in der Eröffnung sicherlich Ausgleich erzielt hatte. Dann gab er vielleicht etwas frühzeitig das Läuferpaar ab und musste danach die typische bosnische Massage in leicht schlechterer Position erdulden. Zunächst verteidigte er sich ausgezeichnet, stellte dann aber in Zeitnot einen entscheidenden Bauern ein und musste aufgeben. Einen verdienten halben Zähler mit den schwarzen Steinen sicherte sich der Krasenkov-Bezwinger IM Ulf von Herman (2364), gegen den Jan Smeets seine leichten Vorteile in einer typischen Caro-Kann-Struktur nicht verdichten konnte, so dass die Partie in ein totremises ungleichfarbiges Läuferendspiel mündete.
Die beiden letzten Partien gingen in die sechste Spielstunde: Während Robert Zysk gegen IM Fabian Lipinsky (2357) seinen nach einem taktischen Scharmützel im Mittelspiel entstandenen Materialvorteil von Turm und vier Bauern gegen Läufer, Springer und einen Bauern schließlich in einen vollen Zähler ummünzen konnte, musste Daniel Stellwagen gegen den wie immer erfindungsreich agierenden GM Mladen Muse nach einer Zeitnotschlacht und einem danach entstandenen ausgeglichenen Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern mit einem Remis zufrieden sein, so dass der 6½:1½-Endstand perfekt war.