Mit einem souveränen 5:3-Erfolg über Gastgeber Remagen hat unsere Bundesligamannschaft das Saisonziel eines ausgeglichenen Punktekontos bereits vorab erreicht und einen Spieltag vor Schluss auch einen einstelligen Tabellenplatz gesichert. Beim ungefährdeten Erfolg über den starken Aufsteiger kamen Daniel Stellwagen, Predrag Nikolic, Sipke Ernst und Jan Smeets zu vollen Zählern, während sich Jan Werle und Spitzenbrett Artur Jussupow geschlagen geben mussten.
Unser Team war gegen den Tabellenvierten nominell favorisiert, da mit Ausnahme von Sandipan Chanda die Stammbesetzung zur Verfügung stand, während die Gastgeber trotz des Fernduells mit dem TSV Bindlach-Aktionär um den besten Aufsteiger erwartungsgemäß auf vier Stammkräfte wie z. B. Spitzenbrett Vasily Ivanchuk verzichteten. Die erste Punkteteilung gab es am Brett von Michael Hoffmann zu verzeichnen, dessen Partie gegen den mit Weiß in einem Sizilianer mit 4.Dd4 sehr vorsichtig agierenden IM Iuri Boidman (2438) keine großen Wellen schlug. Danach kam es bei unserem holländischen Trio zu drei Entscheidungen: Daniel Stellwagen präsentierte sich wie bereits die gesamte Saison in glänzender Verfassung und besiegte in einem klassischen Najdorf-Sizilianer GM Petar Popovic (2483), womit er seinen Score auf exzellente 8½/11 hochschraubte. Dafür musste Jan Werle eine etwas unerwartete Niederlage hinnehmen. Zwar hatte er als Weißer gegen das angenommene Damengambit von GM Romuald Mainka (2485) keinen Vorteil erzielt, doch mit einem schrecklichen Bock präsentierte er im Mittelspiel den vollen Zähler auf dem Silbertablett. Die weiße Dame war faktisch am Königsflügel gefangen und konnte nur noch durch Figurenverlust wieder befreit werden. Allerdings stellte Sipke Ernst am achten Brett die Führung wieder her, nachdem Bundesliga-Routinier IM Klaus-Jürgen Schulz (2393) in leicht vorteilhafter Halbslawisch-Position einen Bauern eingestellt hatte und danach vom diesmal konzentriert agierenden Sipke keine Gegenchancen mehr erhielt.
Noch mit der Zeitkontrolle fiel dann die Entscheidung zu Gunsten unserer Mannschaft: Alexander Naumann trennte sich in einer unspektakulären Slawisch-Partie mit den schwarzen Steinen vom in dieser Spielzeit stark auftrumpfenden Talent IM Falko Bindrich (2482) korrekt Remis, bevor Predrag Nikolic den zweiten Solinger Schwarz-Sieg gegen GM Jean-Marc Degraeve (2551) einfuhr. In einer französischen Durchstoß-Variante konnte Predrag frühzeitig alle Eröffnungsprobleme lösen und begann mit seinem Läuferpaar trotz reduzierten Materials unangenehmen Druck auszuüben, bevor ein Schnitzer im 40. Zug zu endgültigem weißen Materialverlust und der sofortigen Aufgabe führte.
Den Siegtreffer erzielte dann Jan Smeets, der seine positionellen Vorteile gegen die Aljechin-Verteidigung von IM Richard Polaczek (2423) später in den Gewinn von zwei Bauern ummünzte und daraus einen vollen Zähler zum 5:2 erzielte. Die einizge länger andauernde Partie gab es am Spitzenbrett, wo Artur Jussupow gegen GM Christian Bauer (2588) eine absolut passende Partie zu seiner mißratenen Saison erlebte. In seinem häufig genutzten Colle-Zukertort-System hatte der »russische Bär« keinen Vorteil erreichen können und schlitterte mit zunehmender Spieldauer in ein schlechteres Endspiel, in dem er schließlich mit einem Minusbauern nur noch geringe Rettungschancen besaß, als er sich in der sechsten Spielstunde beim Schiedsrichter nach der Bedenkzeit erkundigte und dessen Aussage »Noch eine Stunde für den Rest« so auffasste, das dies nach dem 60. Zug gelten würde, so dass er in aller Seelenruhe die Bedenkzeit überschritt.
Trotz dieses Faux Pas war die Stimmung im Solinger Lager am Abend sehr gelöst, und es wurde noch emsig an der Strategie gefeilt, wie am Folgetag nun das Saisonfinale mit dem Klassiker gegen die SG Porz noch positiver gestaltet werden könnte.