Mit einer exzellenten Besetzung von 3 GM und 2 IM starteten die Solinger Schachwochen mit den offenen Blitz-Stadtmeisterschaften in ihre fünfte Auflage. Doch am Ende war es keiner der Titelträger, der sich über den Turniersieg freuen konnte. Vielmehr schlug der von den SF Berlin nach Bindlach wechselnde Ilja Schneider allen Favoriten ein Schnippchen und sicherte sich ungeschlagen mit 13/15 hoch verdient den ersten Preis.
Auch wenn viele Insider den häufig bei Blitz- und Schnellturnieren stark auftrumpfenden Ilja Schneider zum erweiterten Favoritenkreis zählten, galt das Haupt-Augenmerk zunächst doch dem topgesetzten GM Andrei Kovalev, der am Pfingstwochenende souverän das Großenbaum-Open gewonnen hatte, den beiden lettischen Open-Spezialisten GM Normunds Miezis und GM Viesturs Meijers und dem Bochumer Zweitliga-Spieler IM Michail Zaitsev. Die Hoffnungen der Einheimischen ruhten selbstverständlich auf Lokalmatador IM Bernd Schneider.
Dass die Favoriten in einem Feld voller ambitionierter Amateure kein leichtes Leben haben würden, zeigte sich bereits in der ersten Turnierhälfte: So musste sich GM Meijers bereits in der zweiten Runde dem Solinger Markus Boos geschlagen geben. Der für Horrem spielende Dmitry Marcziter konnte den beiden Großmeistern Meijers und Kovalev sogar 1½ Zähler abknöpfen. So gab es nach sieben Runden eine »Neuköllner Doppelspitze« mit Miezis (6½) und Ilja Schneider (6) an der Spitze, denen ein Quartett mit 5 Zählern folgte.
In der achten Runde unterlag dann Miezis gegen Kovalev, so dass Ilja Schneider erstmalig die Tabellenführung übernahm. Diese ließ sich der in Hannover wohnende 22-Jährige im weiteren Turnierverlauf nicht mehr nehmen. In den folgenden fünf Runden gab er nur noch ein Remis gegen IM Bernd Schneider ab und hatte nach einer weiteren Punkteteilung gegen den Kölner Bernd Dahm eine Runde vor Schluss einen vollen Zähler Vorsprung auf seinen Teamkollegen Miezis. In der Schlussrunde gab sich Schneider jedoch nicht mit einem Kurzremis zufrieden, sondern krönte mit einem Sieg über den Duisburger Zweitligaspieler Walter Wengenroth sein exzellentes Turnier mit der starken Bilanz von 13/15.
Hinter ihm folgten Miezis (12) und der etwas enttäuschte Kovalev (11) auf den weiteren Medaillenplätzen. Die beiden verbleibenden Hauptpreise gingen an Michail Zaitsev (10½) und den punktgleichen Elberfelder FM Frank Noetzel, der für sein starkes Turnier damit den verdienten Lohn einfuhr.
Tragische Figur des Turniers war dagegen Lokalmatador Bernd Schneider, der nach 12 Runden mit 9 Zählern auf einem alleinigen dritten Platz lag, als er in der ominösen 13. Runde eine völlige Gewinnstellung gegen Bernd Dahm noch verlor und danach in den beiden verbleibenden Partien nur noch ein Schatten seiner selbst war. Somit blieb nach einer »langen Rochade« am Turnier-Ende nur der undankbare 6. Platz, über den ihn auch der vierte Blitz-Stadtmeistertitel in Folge nicht hinwegtrösten konnte.
Der Kölner Dahm nutzte die 1½ Zähler gegen die »beiden stärksten Schneider im Feld« (insgesamt waren vier am Start!) zum Gewinn des Ratingpreises für DWZ unter 2100 mit 8½/15. Auf die gleiche Punktzahl kam nach einem wirklich sensationellen Turnier auch Thomas Klamert (DWZ 1652), für den sich die weite Anreise aus Rheda als bester Spieler mit DWZ unter 1850 auch gelohnt hatte. Die weiteren Sonderpreise blieben in heimischer Hand: In der dritten Ratinggruppe konnte Friedel Skiber die Jugend in Gestalt von U12-Bezirksmeister Philipp Andrä noch knapp auf Distanz halten. In der Jugendkategorie konnte sich Anton Hannewald noch in der letzten Runde am Kaarster Robert Schneider vorbeischieben.
Die Solinger Schachwochen werden am 02.06.2007 mit dem Schnellschach-Turnier fortgesetzt.
Alle Ergebnisse und Fotos vom Turnier unter: www.schachwochen.de
Alle Fotos von den Solinger Schachwochen auf flickr.