Der Papierform entsprechend belegten die drei Top-Gesetzten auch die ersten drei Plätze bei der offenen Solinger Schnellschach- Stadtmeisterschaft, was dem weißrussischen GM Andrei Kovalev den alleinigen Turniersieg mit 7½/9 vor den punktgleichen GM Leonid Gofshtein und IM Andrei Orlov (beide 7) sicherte. Allerdings kam dieses wenig überraschende Resultat erst nach einer äußerst spannenden Schlussrunde zustande, in der Kovalev den Sensationssieger vom Vorjahr, FM Michael Berg, der auch in diesem Jahr wieder ein herausragendes Turnier spielte, bezwingen konnte, während der punktgleiche Gofshtein mit einem Remis gegen den Blitz-Sieger vom Vortag, Ilja Schneider, zufrieden sein musste.
Auch wenn das Teilnehmerfeld mit 2 GM und 2 IM diesmal qualitativ minimal schwächer als am Vortag beim Blitzen besetzt war, zeigten sich die Veranstalter Frank Borkott und Andreas Peschel dennoch sehr zufrieden mit der Resonanz, da 67 Spieler für ein »ausverkauftes Haus« im Turniersaal des Haus Turnerbund sorgten. Traditionell ist dabei das Teilnehmerfeld auch in der Breite sehr stark besetzt, was immer wieder für Überraschungen bereits in den ersten Runden sorgt. Diesmal erwischte es den in Düsseldorf wohnhaften IM Gerlef Meins, der sich nach Niederlagen gegen Fredrik Polenz (Hannover) und Dr. Holger Riedel (Niederkassel) mit 0/2 in der letzten Tischreihe des Turniers wiederfand. Es spricht für den sympathischen Bremer, dass er auch nach diesem kapitalen Fehlstart niemals aufsteckte und am Ende mit 6½/9 die Preisränge nur wegen der schlechten Buchholz-Wertung verfehlte.
In der vierten Runde ging eine bemerkenswerte Serie zu Ende: Ilja Schneider musste sich gegen Top-Favorit GM Andrei Kovalev geschlagen geben und erlitt damit seine erste Niederlage an diesem Wochenende. Dadurch lagen Kovalev und der gewohnt starke IM Andrei Orlov mit jeweils 4/4 an der Spitze. Im Duell der beiden Führenden konnte sich Kovalev gegen den Gerresheimer durchsetzen und führte damit einen halben Zähler vor GM-Kollege Gofshtein, der in der zweiten Runde nicht über eine Punkteteilung gegen Helmut Busse hinausgekommen war.
In einer äußerst spannenden Partie hatte Gofshtein in einem Turmendspiel gegen Kovalev das bessere Ende für sich und übernahm mit 5½/6 die Tabellenführung vor einem Quintett mit jeweils 5 Zählern. In der nächsten Runde kam der für Betzdorf-Kirchen spielende Israeli mit Schwarz nicht über ein Remis gegen Orlov hinaus, was Kovalev und auch Lokalmatador FM Michael Berg mit einem schnellen Sieg über Ilja Schneider dazu nutzten, zur Spitze aufzuschließen.
Die achte Runde brachte dann hoch spannende Partien, in denen sich Gofshtein gegen einen extrem stark aufspielenden Berg mit Weiß noch ins Remis retten konnte. Da aber weder Kovalev gegen den starken Essener Svetlin Mladenov noch Orlov im Duell mit Gerlef Meins über halbe Zähler hinauskamen, blieb der »Status Quo« vor der Schlussrunde gewahrt. Hinter dem Führungstrio mit jeweils 6½/8 lauerte ein Pulk von Spielern mit 6 Zählern. In diesen Verfolgerduellen konnten sich IM Orlov gegen FM Markus Balduan und Mladenov gegen FM Johannes Rudolph durchsetzen und sicherten sich noch die Ränge 3 und 4 mit 7/9.
Die Silbermedaille ging an den Sieger unseres »12-Stunden-Blitz-Turniers« von 2001, Leonid Gofshtein, nach dessen Remis gegen Ilja Schneider. GM Kovalev spielte dagegen seine volle Routine aus und fügte in einer der letzten Partien des Turniers dem unglücklichen Michael Berg dessen erste Niederlage zu, womit er noch hinter Ilja Schneider auf den unglücklichen sechsten Rang zurückfiel und trotz verteidigtem Stadtmeistertitel im Schnellschach leer ausging.
Dafür durften sich einige andere Solinger zumindest über Ratingpreise freuen: Während Ortwin Peters für ein starkes Turnier mit 5½/9 als bester Spieler mit DWZ unter 2000 belohnt wurde, konnten sich die SG-Jugendlichen Naufel Elmali und der erst 12-jährige Jan Porstmann über Jugend- und Ratingpreis mit DWZ unter 1500 freuen. Den völligen Solinger Triumph bei den Sonderpreisen verhinderte der Rheydter Ralf Heinrichs, der in der zweiten Ratinggruppe mit 5/9 einen Buchholzpunkt mehr als Anton Hannewald aufwies.
Besonders erwähnenswert ist ferner, dass es am gesamten ersten Turnierwochenende nicht einen einzigen Protest- und Streitfall gab, was die angenehme Atmosphäre bei den Solinger Schachwochen noch einmal nachdrücklich unterstreicht.
Alle Ergebnisse zum Turnier unter: www.schachwochen.de.
Alle Fotos von den Solinger Schachwochen 2007 auf flickr.