Trotz einer sehr engagierten Vorstellung musste unsere 3. Mannschaft bei der klar favorisierten Bundesliga-Reserve des Godesberger SK eine unglückliche 3½:4½-Niederlage hinnehmen und wiederholte damit das Ergebnis der beiden letzten Duelle in den vergangenen vier Jahren.
Nachdem Dirk Schockenbäumer kurzfristig durch den öffentlichen Nahverkehr ausgebremst wurde und das Spiellokal in Bonn erst gegen 12.00 Uhr erreichte, musste die Dritte noch eine kurzfristige Umbesetzung vornehmen. Die um 10.00 Uhr noch schlummernde Clara Wirths konnte von ihrem Einsatz überzeugt werden und verstärkte am 8. Brett unsere Jugend-Hinterachse, die gegen ihre im Schnitt um 250 Punkte stärkeren Gegner respektlos aufspielten. So lehnte Benedikt Marquardt nach ausgeglichener Eröffnung selbstbewusst ein Remisangebot des Routiniers und früheren Nationalspielers, IM Mathias Gerusel, ab.
Da auch Martin Auer und Ralf Hubert in ihren Weiß-Partien gute Stellungen aus der Eröffnung erhalten hatten, bestanden nach ca. zwei Stunden durchaus vage Chancen auf eine Überraschung. Doch in der Folgezeit nahmen gerade diese beiden Partien einen sehr unglücklichen Verlauf: Martin unterschätze bei seinem Angriff in einer Stellung mit Schwerfiguren und ungleichfarbigen Läufern das Verteidigungspotential der Position des früheren Solinger Bundesligaspielers FM Bodo Schmidt und wurde ausgekontert.
Noch bitterer ging es bei Ralf Hubert zu: Nach wechselhaftem Partieverlauf hatte er schließlich ein vorteilhaftes Endspiel erreicht, in dem sein Gegner FM Lütke nur einen Springer und Bauern als Gegenwert für Hubis Turm besaß und ums Remis kämpfen musste, als Ralf ein für ihn äußerst seltenes taktisches Versehen unterlief, das einen gegnerischen Freibauern durchlaufen ließ und seinen Turm kostete.
Dieser 0:2-Rückstand schmälerte auch die Freude über die Teilerfolge von Naufel Elmali und Clara Wirths, die beide leicht schlechtere Stellungen mit Schwarz dank guter Verteidigung und Zeitknappheit bei den Gegnern Remis halten konnten. Die Entscheidung gegen uns fiel dann am zweiten Brett, wo Michael Berg mit Schwarz gegen den starken Alexander Dranov (Elo 2440) ein neues Konzept in seiner Caro-Kann-Verteidigung probiert hatte. Absoluten Ausgleich konnte er damit nicht erreichen, sondern landete in einem leicht schlechteren Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und den stärkeren weißen Läufer. Trotz trickreicher Verteidigung hatte er schließlich nach einer hübschen Schlusspointe von Dranov das Nachsehen, obwohl sein Freibauer im Wettlauf sogar zuerst eingezogen war.
Beim Stande von 1:4 sorgte dann Milon Gupta in einer wilden Zeitnotschlacht gegen FM Armbruster für unseren ersten Sieg, nachdem er bereits zuvor in einer aus einem “Black Knight Tango” entstandenen Königsindisch-Struktur mit den schwarzen Steinen gutes Positionsverständnis demonstrierte hatte. Den fehlenden halben Punkt für die Gastgeber besorgte am Spitzenbrett IM Jackelen. Dieser hatte mit den schwarzen Steinen stets leichte optische Vorteile besessen, nachdem Oliver Kniest in der Eröffnung zwei Varianten verwechselt hatte. Letztlich war das Gleichgewicht jedoch niemals entscheidend gestört und die Partie mündete in einem ausgeglichenen Turmendspiel.
Der »Ehrentreffer« des Tages blieb schließlich unserem Kämpfer Benedikt Marquardt vorbehalten, der in einem komplizierten Turmendspiel mit einigen Irrungen und Wirrungen schließlich nach fast sechs Stunden siegreich blieb. Damit konnte er zwar nur noch Ergebniskosmetik zum 3½:4½ betreiben, durfte sich aber immerhin über seinen ersten IM-Skalp freuen.