Das Fazit von Bundesliga-Teamchef Herbert Scheidt dürfte am Sonntagabend ähnlich wie das von Mercedes-Sportchef Norbert Haug nach der verpassten Fahrer-Weltmeisterschaft in der Formel 1 ausgefallen sein: Zweimal 3½ Zähler sind leider nicht einmal 4½! Mit der zweiten knappen Niederlage am ersten Wochenende verpasste unsere erste Mannschaft das angestrebte Ziel von 3 bis 4 Punkten aus den drei Kämpfen. Vielmehr muss nach der knappen 3½:4½-Niederlage gegen den SV Mülheim Nord, die durch Niederlagen von Sandipan Chanda und Markus Ragger bei einem Sieg von Predrag Nikolic zustande kam, sicherlich von einem Fehlstart gesprochen werden.
Auch wenn die personell deutlich verstärkten Mülheimer mit ihren fünf 2600-Spielern sicherlich nominell klarer Favorit waren, ging man auf Solinger Seite nach der guten Vorstellung gegen Katernberg dennoch optimistisch in den Kampf, zumal Mülheim beim dramatischen 4:4 gegen Wattenscheid am Vortag über die volle Zeit hatte gehen müssen.
Der Kampf begann relativ unspektakulär mit einigen korrekten Punkteteilungen an den hinteren Brettern: Sipke Ernst konnte gegen den Chebanenko-Slawen von GM Michael Saltaev (2511) keinen Vorteil herausholen und remisierte ebenso wie Jörg Wegerle, dessen Partie gegen die Reti-Eröffnung von IM Daniel Hausrath (2499) auch keine hohen Wellen schlug. Interessanter verlief da schon die Begegnung von Alexander Naumann gegen GM Vladimir Potkin (2612) in einem sizilianischen Vierspringerspiel, auch wenn hier die Stellung letztlich in ein ausgeglichenes Endspiel mündete.
Am Spitzenbrett verteidigte sich GM Konstantin Landa (2678) gegen Daniel Stellwagen mit der Caro-Kann-Verteidigung mit 4…Lf5. Nach dem üblichen Positionskampf wurde die Stellung immer spannungsgeladener, nachdem Stellwagen einen Bauern geopfert hatte. Letztlich offerierte Landa bei knapper Bedenkzeit in völlig unklarer Stellung Remis, was Daniel schlecht ablehnen konnte. Auf der anderen Seite spielte dies den Mülheimern in die Karten, da Sandipan Chanda in einem Semi-Slaven gegen Ex-Europameister GM Pavel Tregubov (2609) niemals vollständigen Ausgleich erlangt hatte und nach einem schweren Rechenfehler in einem völlig perspektivlosen Endspiel gelandet war, in dem der weiße Turm die beiden schwarzen Leichtfiguren zu Statisten degradierte.
Dies bedeutete die Führung und eine Vorentscheidung zu Gunsten von Mülheim, da der Sieger des Solinger Open von 2005, GM Aleksandar Berelovich (2595), inzwischen eine klare Gewinnstellung erreicht hatte. Er behielt in einem Zeitnotdrama gegen Markus Ragger die Oberhand, nachdem Markus seine zuvor gut spielbare Spanisch-Stellung mit Schwarz in der Blitzphase in eine positionelle Ruine verwandelt hatte. Dies bedeutete in höherem Sinne die Entscheidung, da Artur Jussupow gegen die große französische Hoffnung, den 17-jährigen GM Maxime Vachier-Lagrave (2634) in einem Endspiel mit sechs Schwerfiguren und einigem Zeitrückstand auch eher ums Remis kämpfen musste. Schließlich mündete die Partie trotz hübscher taktischer Tricks in ein remises Damenendspiel.
So blieb der in einem Stonewall-Holländer mit den schwarzen Steinen stark herausgespielte Sieg von Predrag Nikolic über GM Daniel Fridman (2621) das einzige Erfolgserlebnis des Tages und bildete den Ehrentreffer, bevor Berelovich seinen klaren Endspielvorteil zum 3½:4½-Endstand verwertete. Die Mannschaft wird nun versuchen, am kommenden Wochenende gegen Tegernsee und Eppingen das Punktekonto wieder ausgeglichen zu gestalten.
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