Frustriert trat unsere 2. Mannschaft den Heimweg vom ersten Auswärtsspiel aus Bochum in der 2. Bundesliga an. Wie schon gegen Porz bot die Mannschaft um Markus Schäfer eine gute Leistung, aber erneut stand sie am Ende beim 3½:4½ mit leeren Händen da, nachdem der Mannschaftskapitän in der letzten Partie des Kampfes sein schlechtes Endspiel nicht mehr zu halten vermochte.
Dabei war der Auftakt durchaus gelungen. Herwig Pilaj erreichte als Schwarzer gegen seinen IM-Kollegen Wolfgang Richter (2414) schnell eine relativ irrationale Stellung, die aus einem c3-Sizilianer mit frühem dxc5 hervorgegangen war. Beide Seiten verbrauchten deshalb immens an Bedenkzeit, so dass man sich vor einem möglichen Zeitnot-Drama auf Remis einigte. Nicht so gut lief es für Alois Kocur, der gegen das traditionelle Damenbauerspiel mit frühem Lf4 von FM Paul Backwinkel (2347) sehr frühzeitig den ungenauen Damenausflug nach b6 wagte, der mit Sc3 ausgekontert werden konnte. So stand Alois früh mit dem Rücken zur Wand und fand nie mehr wirklich zurück in die Partie.
Besser lief es dagegen an den hinteren Weiß-Brettern. Markus Balduan spielte gegen Marlon Schlawin (2328) seinen traditionellen Botwinnik-Engländer, in dem der Schwarze eine optisch sehr gefährlich erscheinende Initiative entwickeln konnte, die jedoch auf Kosten der Solidität seiner Position ging. Markus behielt jedoch die Stellung immer im Griff und wehrte die taktischen Gegenchancen souverän ab, so dass er schließlich mit klarem Positionsvorteil verblieb, den er souverän in einen vollen Zähler ummünzte. Die beste Partie des Tages gelang dem zur Zeit in exzellenter Form befindlichen Milon Gupta. Dessen Kontrahent IM Jelmer Jens (2386) folgte einer früheren Zweitligapartie, in der Milon sehr schlecht aus der Eröffnung gekommen war. Doch Milon hatte die Variante deutlich nachgebessert und erlangte bald klaren Vorteil. Als sich zahlreiche schwarze Figuren am Damenflügel »verlaufen« hatten, setzte er mittels Figurenopfer zum entscheidenden Mattangriff an und konnte einen hochverdienten vollen Zähler zur zwischenzeitlichen Führung erzielen.
Leider mussten wir mit der Zeitkontrolle den Ausgleich hinnehmen, denn Michael Berg hatte mit den schwarzen Steinen in einem Panov-Angriff gegen IM Willi Hendriks (2420) niemals voll ausgleichen können. Für seinen Mehrbauern musste er einen so großen Entwicklungsrückstand in Kauf nehmen, dass der Holländer mit Minusmaterial sogar ins Endspiel abwickeln konnte, in dem er die materiellen Defizite mit Zinsen wieder zurückgewann.
So liefen beim Stande von 2½:2½ nur noch die drei Spitzenbretter, bei denen es insbesondere in den beiden weißen Partien zwischenzeitlich sehr gut ausgesehen hatte. So war Martin Becker gegen den Philidor/Pirc-Hybriden von Rafael Fridman (2424) immer am Drücker, doch der Bruder des Mülheimer Großmeisters verteidigte das nach dem frühen Damentausch entstandene, leicht schlechtere Endspiel sehr genau und erreichte die Punkteteilung. Ganz ähnlich war der Verlauf bei Spitzenbrett Lorenz Drabke, der seinen Schwung vom Van-Wely-Sieg auch in das Duell mit IM Michail Zaitzev (2470) mitgenommen zu haben schien. Aus einem mit 4. e3 abgelehnten slawischen Winawer-Gambit erlangte Lorenz klare positionelle Vorteile gegen die unkoordinierten Figuren und den unrochierten König des Schwarzen. Doch bei der Wahl zwischen den zahlreichen vielversprechenden Fortsetzungen zur Konservierung des Vorteils entschied sich Lorenz prompt für die falsche Variante und landete in einem Endspiel mit Freibauern für beide Seiten, das letztlich nur Remis war.
So lagen alle Trümpfe auf einmal bei den Gastgebern, da Ilja Zaragatski (2480) aus einem Tarrasch-Franzosen stets etwas Vorteil gegen Markus Schäfer behalten hatte. Zur Verteidigung versuchte Markus noch den Übergang in ein Turm- und später ins Bauernendspiel, doch auch so konnte er keinen vollständigen Ausgleich erlangen und musste sich nach dem sehr starken positionellen Vortrag seines Kontrahenten schließlich zur unglücklichen Gesamtniederlage geschlagen geben.
Damit ist der Saisonauftakt mit zwei Niederlagen trotz guter Leistungen gegen Porz und Bochum missglückt, so dass die Zweite nun in den Duellen gegen die direkten Mitkonkurrenten aus Griesheim und Duisburg besonders unter Druck steht, zumal diese Teams bereits punkten konnten.