Es kommt selten vor, dass man nach einer 3:5-Niederlage ohne einzigen Tagessieg dennoch zufrieden die Heimreise antritt. Die zweite Mannschaft konnte dagegen nach genau diesem Ergebnis gegen das »Dream Team« der SG Porz sehr zufrieden sein. Bereits im Vorjahr hatten wir gegen die mit 6 GM angetretenen Domstädter u.a. durch Sensationssiege von Lorenz Drabke und Markus Schäfer über Loek van Wely und Jan Timman das gleiche Ergebnis erreicht. Diesmal war noch ein GM mehr am Start, letztlich konnte sich von den Titelträgern nur GM Vladimir Baklan gegen Markus Schäfer durchsetzen, während unsere zweite Niederlage auf das Konto von Michael Berg ging.
Michael hatte als einziger Spieler keine nominellen Nachteile und ging deshalb gegen FM Leon Konings (2293) mit dem spektakulären Figurenopfer 19…Lh3 volles Risiko, wurde aber nach einer ungenauen Fortsetzung nicht für seinen Mut belohnt, sondern musste sich geschlagen geben.
Der erste Teilerfolg ging dann auf das Konto von Jörg Wegerle. Wie bereits vor zwei Jahren beim sensationellen Pokalsieg über Porz musste GM Rafael Waganjan (2590) erkennen, wie schwer Jörg zu schlagen ist. Auch mit den weißen Steinen konnte er in einer Damengambit-Abtauschvariante nichts besonderes herausholen.
Alle anderen Partien gingen über die Zeitkontrolle hinaus. Kurz danach erreichte Lorenz Drabke gegen GM Christopher Lutz (2574) die nächste Punkteteilung, nachdem er in einer Moskauer Sizilianisch-Variante immer das Gleichgewicht gehalten und schließlich ein remises Bauernendspiel erreicht hatte.
Bedeutend spektakulärer verlief die Partie von Markus Balduan, der mit Weiß gegen GM Arkadij Rotstein (2496) in einem Engländer diesmal gegen den sonst von ihm selbst bevorzugten Botwinnik-Aufbau (mit e5 /c5) ankämpfen musste. Dabei zeigte sich Markus in echter Spiellaune und brachte ein kreatives und gefährliches Damenopfer, so dass die Partie letztlich in einem Dauerschach mündete.
Danach musste sich Markus Schäfer gegen GM Vladimir Baklan (2625) geschlagen geben. In einem etwas ungewöhnlichen Sozin-Sizilianer war ihm im Mittelspiel ein Bauer abhanden gekommen, den der Ukrainer mit exzellenter Technik in einem Schwerfiguren-Endspiel zur 3½:1½-Führung ummünzte. Auch an den anderen Brettern kämpften unsere Spieler in schlechteren Endspielen um das Remis, was ihnen vortrefflich gelang.
Thomas Michalczak landete mit Schwarz gegen GM Dimitri Reinderman (2543) aus einem Panov-Angriff im Caro-Kann in einem sehr bekannten Endspiel, das er mit exakter Verteidigung Remis halten konnte.
Martin Becker hatte gegen Schachlegende GM Jan Timman (2580) mit der Lasker-Verteidigung im Damengambit nahezu vollständigen Ausgleich erreicht, bevor ihn eine Unaufmerksamkeit einen Bauern kostete. Doch Martin spielte das Turmendspiel mit zwei gegen drei Bauern exzellent und wickelte nüchtern ins Bauernendspiel ab, als Timman den Turmtausch anbot, da der frühere Vize-Weltmeister eine Verteidigungsressource übersehen hatte, welche die Punkteteilung sicherte.
Noch länger musste dafür Dr. Daniel Schlecht kämpfen, der gegen GM Erik Van den Doel (2579) ebenfalls in einem Turmendspiel mit Minusbauern gelandet war. In diesem quälte der frühere Mannschaftseuropameister Daniel bis zur allerletzten Ressource, musste aber nach exzellenter Verteidigungsleistung von Daniel mit einem halben Zähler zufrieden sein, als er ihn im 104. Zug Patt setzte.
Auch wenn ein Mannschaftspunkt niemals im Bereich des Möglichen war, bot das Team gegen den übermächtigen Gegner wirklich eine Klasseleistung und dürfte damit viel Selbstvertrauen für die kommenden schweren Aufgaben gegen Gerresheim und Hofheim getankt haben.