Ob das 4:4 im Spitzenspiel der NRW-Klasse gegen den Tabellenführer Turm Emsdetten II ein Punktgewinn oder -verlust war, darüber gingen die Meinungen nach dem fast sechsstündigen Kampf auseinander. Auf der einen Seite waren beim Stande von 2½:2½ noch drei schlechte Stellungen auf dem Brett gewesen, die jedoch alle dank großen Kampfgeistes Remis gehalten werden konnten. Andererseits hätte man mit 8 Spielern vielleicht mehr erreichen können…Doch leider betrat Naufel Elmali das Ausweich-Spiellokal in der CDU-Geschäftsstelle erst um 12.10 Uhr, als seine Uhr bereits abgestellt war und wir kampflos eine Weiß-Partie an den hinteren Brettern abgegeben hatten, wo eigentlich unsere Chancen lagen. Denn an den vorderen Brettern hatten die mit einer lupenreinen Bilanz von 6:0 Zählern angereisten Gäste beginnend mit den IM Kabatianski und FM Christian Richter doch deutliche nominelle Vorteile aufzuweisen.
Doch die Mannschaft ließ sich von diesem Fehlstart nicht aus der Bahn werfen, sondern kämpfte ähnlich einer Fußballmannschaft nach einem Platzverweis mit noch größerer Energie. So konnte Andreas Peschel bereits nach knapp 2 Stunden den Ausgleich erzielen, als er nach einem groben taktischen Versehen seiner Kontrahentin deren Dame fangen konnte. Noch vor der Zeitkontrolle endete dann die Partie von Milon Gupta mit einem Remis. Milon hatte aus seiner Niederlage in Hagen die Lehre gezogen, zukünftig lieber selbst Material zu investieren statt sich mit Mehrmaterial verteidigen zu müssen. So überraschte er nicht nur seinen Mannschaftsführer gegen den passiven Philidor im Anzug- Aufbau mit einem Figurenopfer für langfristigen Königsangriff, gegen den sein holländischer Kontrahent jedoch mit einigen sehr exakten Verteidigungszügen noch den Ausweg in ein remises Turmendspiel fand.
In der Zeitnotphase ging es dann äußerst turbulent zu: Ralph Blasek wollte als Weißer in einem Leichtfigurenendspiel mit nur mikroskopischen Vorteilen mit der Brechstange zum Erfolg kommen und überführte seinen Läufer nach a7, um die schwarzen Damenflügelbauern von b8 aus attackieren zu können. Dieses Unterfangen scheiterte jedoch, vielmehr wurde der Läufer gefangen und Ralph musste aufgeben. Dafür konnte jedoch Dirk Schockenbäumer, dem in einer Najdorf-Struktur der d6-Bauer abhanden gekommen war, die ihm dadurch zufallende Kompensation immer mehr intensivieren und setzte seinen Gegner schließlich in einer hektischen Blitzphase Matt.
Zudem war es Dr. Axel Scheffner gelungen, seine immer etwas passive Slawisch-Stellung zusammenzuhalten. Nach der Zeitnotphase war ein Bauernendspiel auf dem Brett, dass für keine Partei mehr zu gewinnen war. Somit stand es 3:3 und an den beiden Spitzenbrettern kämpften Oliver Kniest und Martin Auer um die Punkteteilung. Dabei war Oliver nach einigen Ungenauigkeiten im Mittelspiel sukzessive überspielt worden. Doch ausgerechnet in Olivers Zeitnot spielte IM Kabatianski zweimal zu schnell und ließ den Mannschaftskapitän in ein Damenendspiel entkommen, dass nicht mehr zu gewinnen war.
Martin war dagegen in einem typischen geschlossenen Spanier mit Weiß nach anfänglichen Vorteilen langsam in eine etwas passive Position gedrängt worden, so dass sich FM Richter nach der Zeitkontrolle berechtigte Gewinnhoffnungen machte. Doch trotz zeitlich akut drängender beruflicher Verpflichtungen und unangenehmen schwarzen Druckspiel behielt Martin die Nerven und zeigte eine exzellente Verteidigungsleistung, so dass Richter mit nur noch zwei Restminuten selbst die dreimalige Stellungswiederholung forcierte.
So rettete Auer ein wichtiges Remis, das die Dritte weiterhin mit 6:2 Zählern auf dem vierten Platz weiterhin in der Spitzengruppe der NRW-Klasse belässt.