Vor dem Kampf wäre die Zweite mit einem Remis im Lokalderby gegen die SF Gerresheim mehr als zufrieden gewesen, nach Ablauf der fünf Stunden trauerte die Mannschaft beim Endstand von 4:4 eher einem verlorenen Zähler nach. Zur tragischen Figur avancierte dabei Michael Berg, der in einer vielversprechenden Stellung gegen Thomas Lemanczyk (2220) dessen Gegenspielressourcen unterschätzte und sich schließlich sogar noch geschlagen geben musste. Der Kampf begann mit einer Schweigeminute für IM Johan Van Mil, der in der Vorwoche nach langer schwerer Krankheit viel zu früh verstorben war und sowohl in Gerresheim wie auch bei uns viele Jahre gespielt hatte.
Traditionell sind die Lokalderbys gegen Gerresheim immer sehr umkämpft, lediglich in der letzten Saison hatten die Düsseldorfer mit einem 6:2 am letzten Spieltag noch mit einer »Punktlandung« den Klassenerhalt geschafft. Dafür wollten wir uns gerne revanchieren, auch wenn die Mannschaft von Thomas Sterz auch ohne Spitzenbrett GM Ulf Andersson nominell klar favorisiert war.
Die erste Punkteteilung gab es bei Markus Balduan, der gegen das Londoner System von FM Uli Dresen (2319) komfortabel ausgleichen konnte.
Die nächste Punkteteilung war dann schon bedeutend ärgerlicher: GM Andrei Orlov (2521) lief Jörg Wegerle in die Vorbereitung für eine frühere Partie, so dass die Partie aus einem Abtausch-Spanier schnell in ein klar besseres Bauernendspiel mündete. Doch Jörg vergaß die entscheidende Fortsetzung und ließ den Russen in ein remises Damenendspiel entwischen.
Besser klappte die Vorteilsverwertung bei Thomas Michalczak. Dieser behielt in einer starken Partie in einem klassischen Franzosen gegen FM Thomas Trella (2330) stets leichte Initiative und gewann mit einer hübschen Kombination zwei Bauern, was wenig später die Führung bedeutete.
Diese konnte Martin Becker sogar noch ausbauen. Bei ihm war in einem etwas atypischen Rubinstein-Nimzo-Inder mit unprovoziertem schwarzen Lc3: die Eröffnung daneben gegangen, da IM Vjacheslav Savchenko (2407) das typische Gegenspiel gegen die schlechte weiße Bauernstruktur sehr schnell aufziehen konnte. So setzte Martin alles auf eine Karte, warf alle seine Figuren auf den Königsflügel und wurde mit einem Angriffssieg belohnt, als Savchenko den weißen Angriff unterschätzte und die weißen Figuren auf der g-Linie entscheidend durchbrechen konnten.
Weniger erfreuliches tat sich an den Spitzenbrettern: Markus Schäfer war gegen IM Martin Dambacher (2485) eigentlich gut aus der Eröffnung gekommen, gewann dann sogar einen Bauern, auch wenn Weiß einige Kompensation besaß. Dennoch waren beide Spieler selbst in der Analyse noch davon überrascht, dass plötzlich alle weißen Figuren optimal und die schwarzen deplaziert standen. Auf jeden Fall brach die schwarze Stellung unerwartet schnell zusammen.
Nicht besser erging es am Spitzenbrett Lorenz Drabke, der gegen GM Iuri Solodovnichenko (2590) in einem Engländer langsam überspielt wurde, so dass sich die Niederlage frühzeitig ankündigte.
Dennoch herrschte Optimismus beim Team, denn Dr. Daniel Schlecht hatte einen »Sahne-Tag« erwischt, riß gegen die ruhige Eröffnung von IM Lars Stark (2438) schnell die Initiative an sich und erlangte mit dem spektakulären 18…Le3 entscheidenden Vorteil, den er sicher in einen vollen Zähler ummünzte.
Nun hätte bereits ein halber Zähler aus der Partie von Michael Berg gereicht, der gegen den Halbslaven von Thomas Lemanczyk stets leichte Positionsvorteile behalten hatte. Doch in der Zeitnotphase stellte er seine Figuren auf der Jagd nach Material am Damenflügel abseits, während die schwarzen Figuren am Königsflügel schneller entscheidende Schwächen provozieren konnten. So kippte die Partie und es stand am Ende 4:4, das uns aber immerhin einen weiteren wichtigen Zähler im Kampf um den Klassenerhalt sichert.