Mit einem 4:4 gegen Hansa Dortmund ist unserer zweiten Mannschaft ein weiterer überraschender Teilerfolg in der 2. Bundesliga gelungen, der die Mannschaft um Markus Schäfer mit nun 6:4 Zählern immer näher an das Saisonziel »Klassenerhalt« heranbringt. Beim Unentschieden gegen die Gäste aus dem Ruhrgebiet sorgte Michael Berg für den einzigen Tagessieg und konnte damit die Niederlage von Thomas Michalczak ausgleichen.
Auch wenn die Dortmunder auf ihr Spitzenbrett GM Sergey Kasparov verzichten mussten, waren sie dennoch gegen uns favorisiert, da auch wir erstmalig in dieser Saison ohne unser Spitzenbrett Lorenz Drabke auskommen mussten. Dennoch gingen wir nach den starken Leistungen in den letzten Kämpfen durchaus selbstbewusst in den Kampf und konnten bald die ersten Erfolgserlebnsse verzeichnen.
Zunächst gelang es Markus Balduan recht schnell, mit Schwarz in einem angenommenen Damengambit gegen IM Bernd Kohlweyer (2435) die Chancen auszugleichen und eine Punkteteilung erzielen.
Martin Auer stand mit Schwarz in einer sehr ungewöhnlichen Französisch-Variante gegen Routinier FM Hans-Werner Ackermann (2299) immer leicht unter Druck, konnte aber durch genaues Spiel mit einem temporären Bauernopfer in ein Turmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern abwickeln und ebenfalls den Remishafen erreichen.
Am Spitzenbrett kam der Ex-Solinger IM Thomas Henrichs (2485) mit Weiß gegen Jörg Wegerle in einer halbslawischen Anti-Meraner Struktur ebenfalls nicht über optische Vorteile hinaus und stellte wenig später die Gewinnversuche ein.
Nach diesem guten Auftakt mit drei Schwarz-Remisen passte auch die nächste Punkteteilung voll ins Konzept. Markus Schäfer wandelte in seiner Begegnung gegen GM Hedinn Steingrimsson (2540) lange auf den Spuren einer der legendären Karpov-Kasparov-WM-Partien. Es entstand schließlich eine typische Scheweninger Struktur mit weißem e4- gegen schwarzen d6-Bauern. Nachdem sich diese Bauern nach weißem e5 ebenfalls abtauschten, war das Remis unterschriftsreif.
Keine Probleme hatte auch Martin Becker gegen das belgische Supertalent Tanguy Ringoir (2354). Martin überraschte seinen jungen Gegner mit der russischen Verteidigung. Ringoir wählte das modische 5.Sc3, konnte damit aber ebenso wenig Vorteil wie zur Zeit die Weltklasse erzielen.
Am achten Brett keimten zwischenzeitlich leichte Hoffnungen auf einen Sieg auf, denn Milon Gupta hatte gegen FM Ralf Kotter (2310) in einer schwerblütigen Reti-Struktur langsam eine gefährliche erscheinende Initiative am Königsflügel entwickelt. Doch der amtierende NRW-Schnellschach-Meister verteidigte sich mit seinem Igel-Aufbau sehr genau, so dass auch diese Partie in ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel zum Remis verflachte.
Dafür war die Solinger Führung dann am 6. Brett fällig: Ausgerechnet Michael Berg, der bisher einen äußerst unglücklichen Saisonverlauf gehabt hatte, gelang gegen den Bogo-Inder von IM Oleg Eismont (2338) eine exzellente Partie. Während ein schwarzer Springer auf a6 ein trauriges Dasein fristete, konnte Michael mit dem Vorstoß seines f-Bauern empfindliche Schwächen im schwarzen Lager provozieren und diese mit einer hübschen Kombination in einen vollen Zähler ummünzen, was die 4:3-Führung bedeutete.
Leider konnte jedoch Thomas Michalczak in der letzten Partie des Tages den Sieg nicht perfekt machen. Gegen die Philidor-Verteidigung von Vjacheslav Klyuner (2398) hatte Tom das scharfe 5. g4 im Schirow-Stil ausgepackt, so dass schnell eine extrem scharfe Stellung mit heterogenen Rochaden entwickelte. Im weiteren Verlauf neuerte Klyuner im Vergleich zu seinen Vorgängerpartien, wonach Thomas trotz großer Bedenkzeit-Investition nicht den besten Plan fand und langsam in die Defensive geriet, was schließlich zu seiner ersten Saisonniederlage und dem 4:4-Ausgleich für Dortmund führte.
Dennoch können wir auch mit diesem Ergebnis gegen einen weiteren starken Gegner sehr zufrieden sein und blicken der zweiten Saisonhälfte optimistisch entgegen.