Die erste Runde im Europapokal brachte gegen den deutschen Meister Baden Baden mit einer 0:6-Niederlage leider die Höchststrafe. Dabei nahm der Kampf den typischen Verlauf von derartigen Begegnungen zwischen David und Goliath. Ungefähr drei Stunden lang spielten wir gegen die turmhoch favorisierten Badener ordentlich mit, danach setzte sich die Klasse und Cleverness des Teams von Mannschaftsführer Christian Bossert durch.
So hatte Andreas Peschel nach guter Verteidigungsleistung gegen den Katalanen von GM Philipp Schlosser (2555) endlich annähernden Ausgleich erreicht, bevor er sich mit einer Unachtsamkeit in ein klar schlechteres Endspiel manövrierte, das Schlosser sich zur Führung ummünzte. Kurze Zeit später musste auch Michael Hoffmann am Spitzenbrett gegen GM Sergey Movsesian (2711) den König umlegen. Dabei hatte Michael in einem g3-Königsinder mit Weiß immer leicht besser gestanden, doch in den vom trickreichen Slowaken angezettelten Verwicklungen verlor er bei knapper Bedenkzeit die Übersicht und schließlich entscheidendes Material.
Während Oliver Kniest in einem Tschigorin-Spanier von GM Michael Adams (2682) langsam zum 3:0 überspielt wurde, besaß Jörg Wegerle in der anderen Spanisch-Partie gegen GM Etienne Bacrot (2709) sehr reale Remisaussichten. Doch in einem typischen „Berliner Mauer“-Endspiel agierte Jörg ganz ungewohnt mit Schwarz zu ungeduldig und aktiv, worauf der Französische Spitzenspieler die entstandenen Schwächen sauber sezierte und das Läuferendspiel zum Sieg führte.
Vergeblich auch die lange Gegenwehr von Thomas Michalczak, der gegen GM Arkadij Najditsch (2685) das romantische Königsgambit angewandt hatte. Doch Deutschlands Nummer Eins konnte seinen Mehrbauern behalten und münzte diesen Materialvorteil schließlich im Turmendspiel zum Sieg um. Zum Schluss musste sich dann noch Milon Gupta geschlagen geben, der gegen GM Liviu-Dieter Nisipeanu (2664) lange sehr ordentlich stand, dann jedoch vergaß, den gegnerischen schwarzfeldrigen Läufer vom Spiel auszuschließen, wonach der Rumäne sein Läuferpaar mustergültig umsetzte. Nach der Partie konnten wir dann noch live miterleben, wie Milon unserem Team doch “internationales Flair” verleiht, als der sympathische (deutschstämmige) Rumäne Milon fragte, ob er denn Deutsch spreche …
Insgesamt war unsere Leistung nicht so schwach, wie es das Ergebnis aussagt. Morgen sollen die ersten Punkte eingefahren werden. Dabei geht es in einem vermutlich ziemlich ausgeglichenen Kampf gegen das belgische Team von Bergerhout weiter, das heute mit einem knappen 2:4 gegen das Aronian-Team aus Erevan sein großes Potential andeutete.
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