Die Zweite ist mit einem kapitalen Fehlstart in die 2. Bundesliga West gestartet. Bei TSV Schott Mainz gab es nach schwacher Leistung eine verdiente 2½:5½-Niederlage, auch wenn diese etwas zu hoch ausfiel. Dabei vergab Markus Balduan in der Zeitnot die wohl beste Siegchance des Tages und musste eine sehr unglückliche Niederlage einstecken, während Martin Becker und Oliver Kniest recht klare Verluste erlitten.Da wir zum Saisonauftakt mit Chanda Sandipan, Lorenz Drabke, Daniel Schlecht und Herwig Pilaj gleich vier Spieler des Stamm-Achters ersetzen mussten, war von Beginn an klar, dass die Aufgabe in Mainz sehr schwer werden würde. Doch auch die Gastgeber hatten einige Ausfälle zu verkraften, so dass sich die beiden Teams nominell völlig auf Augenhöhe bewegten und wir dabei unsere Vorteile an den hinteren Brettern ausspielen wollten.
Dabei verliefen die ersten zwei Stunden des Kampfes, in dem erstmals in der 2. Bundesliga die kurze FIDE-Bedenkzeit von 90 Minuten/40 Züge + 30 Minuten/Rest + 30 Sekunden/Zug zur Anwendung kam, durchaus in unserem Sinne. Thomas Michalczak erlangte gegen den Grand Prix-Angriff von FM Florian Armbrust (2286) komfortablen Ausgleich und fuhr mit den schwarzen Steinen eine souveräne Punkteteilung ein. Das nächste Schwarz-Remis steuerte Michael Berg bei, der gegen das Petrosian-System von FM Oliver Bewersdorff (2317) versuchte, am Damenflügel die Initiative zu übernehmen, wobei die Stellung allerdings vermutlich niemals das dynamische Gleichgewicht verließ.
Im weiteren Verlauf konnten die Gastgeber dagegen ihre Trümpfe bedeutend besser ausspielen: Am Spitzenbrett verteidigte sich Jungtalent FM Matthias Dann (2303) sehr exakt gegen die leichten Positionsvorteile von Jörg Wegerle, so dass Jörg wie bereits in der Vorwoche beim Europapokal seine gute Spielanlage dank der Abschlussschwäche recht frustriert wieder nur mit einem halben Zähler belohnt sah. Auch Markus Schäfer konnte gegen die Sizilianische Verteidigung von IM Jakob Balcerak (2426) im Scheveninger System keinen Vorteil nachweisen und musste nach Bauernverlust auf die Kompensation durch sein Läuferpaar bauen.
In der Zeitnotphase fiel dann die Entscheidung gegen unser Team: Zunächst musste sich Oliver Kniest nach sehr schwacher Leistung geschlagen geben. Er fand strategisch überhaupt kein Konzept gegen das Budapester Gambit seines Gegners Marco Müller (2158), um die Partie schließlich taktisch endgültig zum Verlust zu verpatzen. Nur wenige Minuten später gab es den nächsten Nackenschlag zu in der Partie von Markus Balduan zu verkraften. Dieser hatte in einer sehr ungewöhnlichen Königsindisch-Partie mit zwei völlig offenen Königen als Weißer gegen FM Harry Gohil (2347) Materialvorteil erlangt, der ihm nach Computeranalyse den Sieg hätte einbringen sollen. Ein menschlich gerechter Ausgang der sehr komplexen Partie wäre ein Remis durch Dauerschach gewesen, doch leider stellte Markus beim Versuch, diesem auszuweichen, sogar die Partie ein, was den Mainzern den Sieg sicherte.
Martin Becker hatte nämlich mit Schwarz auf ein Theorie-Duell im Najdorf-Sizilianer gegen GM Zigurds Lanka (2496) verzichtet und Russisch gespielt, konnte jedoch niemals völlig ausgleichen und landete in der Zeitnotphase in einem Endspiel mit Minusbauern, das ebenfalls verloren ging. Wenig später konnte Markus Schäfer zumindest die vierte Punkteteilung des Tages sichern.
Doch ein Sieg war uns auch nicht in der letzten Partie des Tages vergönnt: Milon Gupta hatte seinen Skandinavier gegen Jugend-Nationalspielerin Anna Endress (2080) recht provokant vorgetragen, konnte dabei auch einen Bauern gewinnen, musste dafür aber große strukturelle Defizite in Kauf nehmen. Diese nutzte Endress gekonnt aus und wickelte in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel, das trotz Mehrbauern für Milon nicht zu gewinnen war.
Im ersten Heimspiel geht es nun am 15.11. gegen den Godesberger SK, wo eine weitere Niederlage vermieden werden sollte, um nicht noch mehr unter Druck im Abstiegskampf zu geraten.