Die Heimspielpremiere in der Jugend-Bundesliga endete mit einem 16:16 (4:4)– Unentschieden gegen die SF Olfen. Dabei wusste man am Ende nicht wirklich, ob man mit diesem Resultat zufrieden sein sollte. Einerseits sollte gegen die Olfener als die nominell schwächste Mannschaft der Liga und damit einem direkten Mitkonkurrenten im Abstiegskampf ein Sieg eingefahren werden, andererseits mussten wir am Ende des Kampfes froh sein, dass Spitzenbrett Alexander Hobusch ein nur minimal besseres Damenendspiel nach 5½ Stunden noch zum Sieg führte und damit zumindest noch einen Teilerfolg sicherte.
Die Gäste traten zu diesem wichtigen »Vier-Punkte-Spiel« erwartungsgemäß in Bestbesetzung an, während bei uns im Vergleich zum erfolgreichen Start in Mülheim an den hinteren Brettern Tobias Leuther und Jan Porstmann für Philipp Andrä und Jan Hobusch ins Team rutschten. Dies schien sich zunächst auszuzahlen, denn Tobias konnte mit Schwarz leichten Ausgleich erzielen und im frühen Mittelspiel die Inititative übernehmen, während Jan mit einer absoluten Traumstellung aus der Eröffnung herauskam.
Diese guten Stellungen an den hinteren Brettern kompensierten die Nachteile, mit denen Oliver Wroblowski und Ewald Fichtner zu kämpfen hatten. Insgesamt entwickelte sich der erwartete sehr ausgeglichene Kampf, was dazu führte, dass die erste Entscheidung erst weit in der vierten Spielstunde fiel. Olli Wroblowski hatte mit Schwarz gegen das exzellente Positionsschach seiner Kontrahentin immer unter Druck gestanden. Leider unterlief ihm ausgerechnet in dem Zeitpunkt, als er leichte Gegenchancen am Königsflügel entwickeln konnte, ein Fingerfehler, als er den notwendigen Damentausch bei einer Abtauschoperation »vergaß« und nach entsprechendem Damenverlust aufgeben musste.
Den Ausgleich erzielte Tobias Leuther, der seine Vorteile in Qualitätsgewinn umgemünzt hatte und danach mit einem überzeugenden Schwarz-Sieg ein tolles Saisondebüt feierte. Wenig später konnten wir sogar in Führung gehen: Ewald Fichtner war es bei Zeitknappheit seines Kontrahenten gelungen, sich seines Problemläufers durch Abtausch zu entledigen und hatte ein strukturell deutlich vorteilhaftes Doppelturmendspiel erreicht, dass er dann gekonnt zum Sieg führte. Zudem hatte Seva Bashylin, der nach gelungener Eröffnung mit Schwarz im Mittelspiel durch viele Abtäusche ein leicht vorteilhaftes Leichtfigurendspiel erreicht hatte, dank seines aktiven Königs einen Freibauern zur Umwandlung bringen können. Die technische Umsetzung der Mehrdame gegen die weit vorgerückten verbundenen gegnerischen Freibauern war zwar nicht ganz einfach, doch Seva erledigte diese Aufgabe souverän und fuhr den dritten Solinger Sieg ein.
Das waren allerdings auch die letzten positiven Nachrichten aus der Zeitnotphase: Anton Hannewald hatte in einer zweischneidigen Französisch-Stellung nach guter Eröffnung im Mittelspiel den Faden verloren, wodurch bei heterogenen Rochaden der gegnerische Angriff bedeutend gefährlicher war und schließlich zum Matt führte. Auch die nächste Weiß-Partie verlief sehr unglücklich: Leo Rizzi hatte in einer Damengambit-Abtauschvariante durch eine ungenaue Zugfolge jeglichen Anzugsvorteil verspielt und agierte danach viel zu zögerlich, so dass die schwarze Initiative immer gefährlicher wurde. Nach einem taktischen Versehen verlor er zwei Bauern und es passte zu seiner unglücklichen Vorstellung, dass er auch die Chance zu einem Bauernrückgewin mit guten Remischancen nicht wahrnahm, wonach die Niederlage nicht zu verhindern war.
Noch schlimmer die Entwicklung am achten Brett: Jan Porstmann hatte wirklich einen unfassbar schlechten Tag erwischt, verbrauchte Unmengen von Bedenkzeit, um dabei seine strategische Gewinnstellung nach der Eröffnung in wenigen Zügen in ein Endspiel mit Minusbauern zu verwandeln. Zu allem Überfluß machte er auch noch seine Rettungschancen im Turmendspiel durch eine fehlerhafte Abwicklung ins Bauernendspiel zunichte, wonach die Niederlage endgültig unvermeidbar war.
Damit lagen wir 3:4 in Rückstand und Alexander Hobusch musste mit Schwarz gewinnen, um zumindest noch einen Teilerfolg zu sichern. Zwar hatte er mit Schwarz in einem Tarrasch-Franzosen niemals Probleme gehabt, mehr als symbolische Vorteile in einem Schwerfigurenendspiel waren jedoch nicht zu erzielen gewesen. Doch Alex mobilisierte im Damenendspiel noch einmal alle Ressourcen und konnte schließlich dank guter Technik doch noch den umjubelten Ausgleich zum 4:4 sicherstellen.
Damit konnte Olfen im Kampf um den Klassenerhalt zumindest auf Distanz gehalten werden, dennoch muss im nächsten Duell bei Mitkonkurrent Paderborneine deutliche Leistungssteigerung her, wenn dort gepunktet werden soll.