Mit einer exzellenten Verteidigungsleistung hat Michael Berg seine sehr kritische Stellung gegen FM Sascha Grimm (2335) ins Remis retten können und damit der zweiten Mannschaft den ersten wichtigen Zähler im Abstiegskampf durch das 4:4 gegen den Godesberger SK beschert. Michaels umämpfte Partie, in der die Vorteile auch hin und her wogten, war damit ein Musterbeispiel für den gesamten sehr spannenden Kampf, in dem wir durch Niederlagen von Martin Auer und Martin Becker in Rückstand gerieten, aber durch Siege von Oliver Kniest und Jörg Wegerle noch den Ausgleich schafften und eine insgesamt verdiente Punkteteilung erzielten.
Nach der wirklich schwachen Leistung gegen Mainz wollte die Zweite natürlich bei der Heimpremiere gegen Godesberg, einen weiteren Mitkonkurrenten im Abstiegskampf, Wiedergutmachung betreiben. Dabei gab der Auftakt durchaus Anlaß zum Optimismus, da die Gäste auf ihre beiden Spitzenbretter IM Jan Sprenger und IM Tomas Likavsky verzichten musste, so dass wir trotz des Fehlens von Daniel Schlecht und Thomas Michalczak nominell ganz leicht favorisiert waren.
Auch die ersten Ergebnisse waren durchaus plangemäß: Markus Balduan erreichte in der ersten Aljechin-Verteidigung seines Lebens gegen FM Jens Luetke (2344) recht bequemen Leistung, so dass es in einer ausgeglichenen Mittelspiel-Position zum ersten Händeschütteln kam. Lorenz Drabke stand am Spitzenbrett gegen Alexander Dranov (2447) in einer sizilianischen Igel-Stellung immer etwas unter Druck, verteidigte sich aber erfindungsreich, so dass der Godesberger Mannschaftsführer nach etwa 3 Stunden die Gewinnversuche einstellte. Ebenfalls recht unspektakulär verlief die Partie von Markus Schäfer. Gegen die Pirc-Verteidigung von FM Alexander Armbruster (2329) konnte Markus als Weißer zwar den üblichen Raumvorteil, aber keine weiteren substantiellen Vorteile erreichen, so dass es auch hier zur Punkteteilung kam.
Nach diesem ruhigen Auftakt wurde es in der Stunde vor der Zeitkontrolle jedoch dramatisch. Martin Auer hatte sich am achten Brett gegen die extravagante Französisch-Behandlung des »Naturschach-Experten« Gottfried Schumacher (2232) deutliche positionelle Vorteile erspielt, als ihm ein schwerer Blackout unterlief, den Schumacher mit einer hübschen Kombination zum Figur- und Partiegewinn ausnutzte. Kurze Zeit später stand es sogar 1½:3½, als Martin Becker sich gegen Heiko Mertens (2333) geschlagen geben musste. In einem sehr komplizierten Duell zweier Najdorf-Experten hatte Martin sich im Mittelspiel den ominösen b2-Bauern geschnappt, doch Mertens hatte weiter gerechnet und konnte schließlich dort die schwarze Dame gegen Turm und Läufer fangen. Den technischen Teil erledigte er dann sauber zum zweiten Godesberger Tagessieg.
Trotz dieses Rückstandes hofften die Solinger Kiebitze nach der Zeitkontrolle sogar auf einen Sieg, da sich die Ereignisse an den verbleibenden drei Brettern durchaus positiv entwickelt hatten. Oliver Kniest hatte mit Schwarz gegen die etwas zu unentschlossene Mittelspielbehandlung von Olaf Horstmann (2199) die Initiative an sich reißen und schließlich entscheidend Material gewinnen können. Jörg Wegerle schien in einer ruhigen Reti-Stellung keine großen Aussichten mehr zu haben, seine nun bereits 10 Mannschaftskämpfe umfassende Remisserie zu durchbrechen, als dem grundsoliden IM Thomas Jackelen (2420) in Zeitnot ein schwerer Fehler unterlief, der Jörg ein Endspiel mit Mehrqualität bescherte, das er dank seiner exzellenten Technik in einen vollen Zähler zum Ausgleich ummünzte.
Somit hing alles von der Partie von Michael Berg ab, der sich gegen FM Sascha Grimm (2335) ein klassisches Benoni-Duell geliefert hatte. Michaels positionelle Vorteile als Weißer wurden immer wieder durch taktische Riposten von Grimm gekontert, so dass Michael nach der Zeitkontrolle zwar eine Mehrqualität besaß, Grimm aber einen gefährlichen Freibauern auf der h-Linie als Kompensation. Leider unterlief Michael in dieser zweischneidigen Stellung ein schwerer Fehler, der ihm zwei Tempi und seine verbliebenen Bauern kostete, so dass er nun über mehrere Züge seinen völlig offenen König gegen die kombinierten Angriffe von Dame und Läufer verteidigen musste. Dabei spielten beide Spieler über 15-20 Züge nur noch mit etwas mehr als den 30 pro Zug hinzu addierten Bonussekunden.
Vermutlich verpasste Grimm irgendwo den Gewinn, so dass Michael schließlich die Damen abtauschen und mit seinem Turm gegen Läufer, f- und g-Bauer Remis halten konnte. Mit dem 4:4 nahm ein sehr spannender Kampf gegen die sympathischen Gäste letztlich ein gerechtes Ende.