Nach den tollen Kämpfen in den beiden vergangenen Spielzeiten, als unsere Zweite dem Porzer Starensemble jeweils ein mehr als achtbares 3:5 abtrotzte, gab es diesmal bei der Hilgert-Truppe nichts zu holen, so dass auch wir – genau wie die beiden ersten Gegner der Porzer – mit der Standard-Niederlage von 1½:6½ und ohne Partiegewinn leben mussten. Da zudem die bisher punktlosen Aufsteiger von Aachen und Wattenscheid II ihren ersten Kampf gewinnen konnten, finden wir uns nach dem ersten Saisondrittel mit 1:5 Zählern auf dem letzten Tabellenplatz wieder.
Dabei spiegelte der Kampf deutlich wider, dass bei einigen Teammitgliedern aktuell die tolle Form der Vorsaison abhandenkommen ist. So hatte Martin Becker gegen die Stonewall-Verteidigung von GM Rafael Waganjan (2568) durchaus eine perspektivreiche Position mit einigem Spiel gegen den rückständigen Bauern c6 erhalten. Doch letztlich erwies sich sein Versuch, den unangenehmen schwarzen Zentralspringer auf e4 mit seinem Fianchettoläufer auf g2 einfach abzutauschen, als zu optimistisch. Der langjährige Weltklassespieler aus Armenien nutzte in einem Schwerfigurenendspiel die daraus resultierende Schwäche des weißen Königsflügels und bescherte Martin die dritte Niederlage in dieser Saison. Als nächster musste Markus Schäfer sich geschlagen geben: gegen den Aljechin-Chatard-Angriff im klassischen Franzosen von GM Eric van den Doel (2590) hatte Markus erstmalig die Annahme des weißen Bauernopfers versucht, war aber nach zwei strategischen Fehlentscheidungen in einer typischen Französisch-Stellung mit schlechtem weißfeldrigen Läufer gegen den guten Springer gelandet, die er nicht verteidigen konnte.
Die ersten positiven Schlagzeilen des Tages produzierte dann Dr. Axel Scheffner, der dank einer sehr konzentrierten Vorstellung mit seinem kompakten Schlechter-Slaven ein relativ problemloses Schwarz-Remis gegen IM Vitalij Malykin (2380) erreichte. Weniger glücklich war Thomas Michalczak, dessen Gegner GM Dmitry Reinderman (2565) mit Schwarz einen Hecht-Reefschläger-Franzosen mit 3…Sc6 sehr kreativ behandelte und Tom frühzeitig vor Probleme stellen konnte, die bereits im Mittelspiel einen Bauernverlust zur Folge hatte, wonach die weiße Position bald nicht mehr zu halten war. So passierte man mit dem Zwischenstand von ½:3½ die Zeitkontrolle.
Die endgültige Entscheidung fiel dann durch eine Niederlage des ebenfalls zur Zeit recht unglücklich agierenden Markus Balduan, der gegen GM Arkadij Rotstein (2534) zwar in einer etwas passiven, aber haltbaren Stellung gelandet war, nur um mit einem Blackout in der fünften Spielstunde die vorherige Arbeit schnell zu ruinieren. Sehr kreatives Schach gab es am Spitzenbrett zu bewundern, wo GM Loek van Wely (2655) unbedingt Revanche für seine schmerzhafte Weiß-Niederlage vor zwei Jahren gegen Lorenz Drabke nehmen wollte. Als Schwarzer in einem Scheweninger Sizilianer opferte Van Wely die Dame für Turm und einen exzellent auf der langen Diagonale h1-a8 platzierten Läufer und konnte Lorenz schließlich in der sicherlich besten Partie des Tages entscheidend ausmanövrieren.
Dagegen musste sich mit dem früheren deutschen Spitzenbrett GM Christopher Lutz (2567) ein weiterer Spitzenspieler davon überzeugen, dass Jörg Wegerle mit der Berliner Mauer nahezu unüberwindlich ist. Lutz erreichte immerhin ein vorteilhaftes Turmendspiel, in dem einer seiner Bauern zur Dame durchlief, doch konnte sich Jörg mit seinen beiden verbliebenen verbundenen Bauern gegen den weißen Turm letztlich doch die Punkteteilung sichern. Der Schlussakkord blieb dann wie bereits gegen Godesberg Michael Berg vorbehalten, der sich mit Stanislav Korotkjevich (2370) ein spannendes Duell mit ständig wechselnden Materialverteilungen geliefert hatte. Am Ende versuchte Michael verzweifelt, mit Dame und Bauer gegen Turm, Läufer und Bauer für den einzigen Tageserfolg zu sorgen, was jedoch dank der guten Stellung der schwarzen Figuren nicht gelang, so dass nach über sechs Stunden der 1½:6½-Endstand perfekt war.
In den nächsten beiden Kämpfen geht es nun gegen Wattenscheid II und Aachen, gegen die im Kampf um den Klassenerhalt unbedingt gepunktet werden muss.