Es ist vollbracht! Nach dem sensationellen 16:16-(4:4)-Unentschieden beim bisherigen Spitzenreiter aus Porz wurde bereits zwei Spieltage vor dem Ende der angestrebte Klassenerhalt sichergestellt. Damit gelingt es zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren einer Solinger Jugendmannschaft die höchste deutsche Jugendspielklasse zu halten und nicht sofort wieder abzusteigen.
Es spielten die TOP-7 plus Philipp Andrä, unsere Gastgeber verzichteten auf ihr nominelles zweites Brett. Bei Alexander Hobusch am Spitzenbrett kam es zu einer Damengambit-Struktur. Mit den weißen Steinen forcierte er in der Folge den Minoritätsangriff, sein Gegner versuchte sich durch Abtausch im Zentrum zu erleichtern und kreierte gefährliches Spiel am Königsflügel. Anton Hannwald musste an Brett 2 eine sehr passive, weil eingeengte Stellung verwalten. Sein einziges Gegenspiel lag in einem weit vorgerückten a-Bauern. Oliver Wroblowski war an Brett 3 gut vorbereitet und zwang seine Kontrahentin in eine passive Position. Slawisch hieß es an Brett 4 bei Ewald Fichtner, der ohne Nachteile aus der Eröffnung kam. In der Folgezeit schaffte es sein Gegner einen weißen Springer auf d6 zu manifestieren, ohne aber ernstliche Unruhe im stabilen schwarzen Lager anrichten zu können. Aus dem Londoner System heraus versuchte Seva Bashylin seinem nominell überlegenen Gegner beizukommen. Er befand sich aber recht schnell in einer sehr passiven, wenig aussichtsreichen Position wieder. Leo Rizzi versuchte sich an Brett 6 im Königsinder, hatte aber mit einigen ungewöhnlichen Manövern seines Gegners zu kämpfen und verbrauchte viel Bedenkzeit. Bei Tobias Leuther und seinem Opponenten an Brett 7 wurde ein Sizilianer gegeben, aus dem Tobi leichten Vorteil per Königsangriff herausholen konnte. Der Gegenangriff am Damenflügel war zu einfach und schematisch vorgetragen worden. Philipp Andrä schließlich an Brett 8 musste gegen einen geschlossenen Sizilianer ankämpfen, den er aber interessant behandelte.
Gerade als Leo glaubte, alle Schwierigkeiten der Stellung überwunden zu haben, musste er zur Kenntnis nehmen, dass sein Gegner genauer gerechnet hatte. Einer Mattdrohung konnte nur mit Qualitätsopfer begegnet werden, die letztlich in einer Niederlage mündete. Wie gut, dass Ewald eine Ungenauigkeit seines Gegners zum Bauerngewinn ausnutzen konnte. Ewald forcierte den Übergang ins Bauernendspiel, an dessen Ende die neue Dame gegen zwei verbundene Freibauern und den weißen König ankämpfen musste. Unser frischgebackener Jugend-Verbandseinzelmeister in der U18 fand jedoch die guten Felder für die Dame und sorgte so für den Ausgleich. Nur wenig später sorgte Oliver für die Führung: Seinen Raumvorteil ließ er sich nicht mehr nehmen! Der neuerliche Ausgleich war ein Resultat, der wenig aussichtsreichen Stellung von Seva, die er dennoch ideenreich verteidigt hatte.
Am Spitzenbrett spielte Alexander eine ganz hervorragende Partie: Auch von einem gegnerischen Turmpaar auf seiner zweiten Reihe und einige Mattdrohungen ließ er sich nicht beeindrucken und siegte souverän gegen einen nominell stärkeren Gegner. Dass es erneut zum Ausgleich kam, lag daran, dass Philipp in einer wechselvollen Partie mit beiderseitigen Chancen in Zeitnot den Überblick verlor und dieses Mal noch die Überlegenheit seines Gegners anerkennen musste. Es liefen somit beim Stande von 3:3 noch die Partien von Anton und Tobi. Letzterer hatte zunächst leichten Vorteil erringen können, dann aber bei der Umsetzung den roten Faden verloren. Plötzlich war es sein Gegner, der die Initiative ergriff und in ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern überleiten konnte. Anton hatte trotz schwieriger Position die Nerven behalten und sich umsichtig verteidigt. Eine Ungenauigkeit des Gegners ließ ihn sogar auf eine Gewinnchance hoffen. Dann patzte sein Gegner fürchterlich und Anton konnte per Bauerngabel einen Turm gewinnen – 4:3! Tobias ließ sich von seinem übernervösen Gegner richtigerweise bis zum Schluss zeigen, dass das Endspiel für ihn verloren ist. Nach einigen Irrungen und Wirrungen gelang dies seinem Gegner schließlich auch.
Alles in allem ein hochverdientes Unentschieden beim Spitzenreiter. Nach dem erreichten Saisonziel Klassenerhalt kann nun in den beiden ausstehenden Kämpfen in Dortmund und gegen Bochum noch an höheren Zielen gearbeitet werden.
Fabian Winkler