Trotz einer exzellenten kämpferischen Leistung musste unser Jugend-Bundesliga-Team bei der SF Dortmund Brackel eine unglückliche 15:17 (3½:4½)-Niederlage hinnehmen, bleibt aber vor der letzten Runde auf dem 4.Tabellenplatz. Die in den Vorjahren erfolgsverwöhnten Gastgeber hatten in dieser Saison aufgrund massiver Personalprobleme bisher fünf Niederlagen hinnehmen müssen und mussten gewinnen, um ihre Chancen auf den Klassenerhalt zu wahren. Dementsprechend boten sie ihre bisher deutlich stärkste Aufstellung in dieser Spielzeit, angeführt vom Deutschen U16-Meister, FM Patrick Zelbel (2333), auf und wahren nominell favorisiert.
Gerade in der Anfangsphase schien sich diese Dominanz an den Spitzenbrettern bemerkbar zu machen. So ließ unser Spitzenbrett Alexander Hobusch mit Weiß gegen Zelbel in einem klassischen Königsinder ein gefährliches schwarzes Springeropfer zu, dass seine Königsstellung derartig schwächte, dass er bereits zu Beginn der vierten Spielstunde die Waffen strecken musste. Ebenfalls wenig Grund zur Freude hatte Anton Hannewald, der mit Schwarz gegen das englische Botwinnik-System sukzessive in eine perspektivlose Stellung geraten war, in der er völlig passiv mitansehen musste, wie sein Kontrahent so lange seine Position optimieren konnte, bis er in ein problemlos zu gewinnendes Turmendspiel abwickeln konnte.
Hoffnung machten jedoch die Ereignisse am fünften Brett, wo Seva Bashylin zunächst eine aussichtsreiche Position im Colle-zukertort-System erhalten hatte, dann jedoch zu ungestüm und ohne vollständige Entwicklung angegriffen hatte und völlig ausgekontert worden war. Mit einer Minusfigur startete er noch einen letzten Bluff, opferte noch eine zweite und sein Gegner verlor völlig überraschend die Übersicht, so dass er plötzlich statt eines vollen Zählers eine kompensationslose Minusqualität sein Eigen nennen musste, was wenig später den Sieg für Seva bedeutete. Die Freude über diesen äußerst glücklichen Sieg währte jedoch nicht zu lange, da Oliver Wroblowski seine positionellen Vorteile als Weißer in einem holländischen Leningrader System durch zu statisches Spiel nicht nutzen konnte, so dass sein Gegner dank sehr aktivem Figurenspiel letztlich entscheidendes Material gewinnen konnte.
So stand es nach der Zeitkontrolle 1:3, doch das verbleibende Quartett zeigte eine hervorragende Kampfmoral und kreierte sogar noch exzellente Siegchancen. Der Anschlusstreffer erzielte Leo Rizzi, der mit einer sehr konzentrierten Leistung seinen Angriff in einem Königsinder mit den schwarzen Steinen zum Sieg führte. Auch Jan Hobusch konnte die schwarzen Steine in einen vollen Zähler ummünzen. Sein Kontrahent hatte in der 3.f3-Variante gegen Jans Caro-Kann frühzeitig einen Bauern geopfert, doch Jan behielt das Mehrmaterial, neutralisierte geduldig die weiße Initiative und fuhr schließlich nach 5 Stunden in einem Turmendspiel seinen ersten Sieg in der Jugend-Bundesliga zum 3:3-Ausgleich ein.
In der sechsten Stunde entwickelten sich die Geschehnisse dann höchst unglücklich. Der Gegner von Ewald Fichtner hatte in der Eröffnung sehr optimistisch eine Figur für zwei Bauern geopfert, auch wenn die entsprechende Kompensation nach einer umsichtigen Verteidigung von Ewald eher nebulös war. Einige Zeit vorher hatte Jan Porstmann in ausgeglichener Stellung mit seinem traditionellen Zeitnachteil die Weisung bekommen, im Mannschaftssinne den Remishafen anzustreben. Leider offerierte er die Punkteteilung genau in dem Moment, als sich sein Leichtfigurenendspiel so positiv entwickelt hatte, dass er es risikolos hätte auf Gewinn spielen können. Zu allem Überfluss übersah Ewald nahezu parallel eine wichtige taktische Ressource seines Kontrahenten und musste nicht nur sein Mehrmaterial zurückgeben, sondern landete auch in einer Position mit völlig unkoordinierter Figurenaufstellung, die er trotz hartnäckigem Widerstand nicht mehr halten konnte.
So war nach fast 6 Stunden eine insbesondere wegen der letzten beiden Partien äußerst unglückliche Niederlage zu verzeichnen, auch wenn das Ergebnis mit Blick auf Sevas Partie insgesamt in Ordnung geht. Die theoretischen Chancen auf den zur Teilnahme an der deutschen Meisterschaft berechtigenden dritten Rang sind damit nicht mehr gegeben, doch die Mannschaft wird am letzten Spieltag gegen das »Dream Team« aus Bochum alles geben, um zumindest die Chance auf den Nachrückerplatz als Vierter zu wahren.