Die Pflicht in Sachen Klassenerhalt ist fast erfüllt; vielleicht geht in dieser Saison der Blick doch weiter nach oben. Der durchaus bundesligaerfahrene Aufsteiger aus Köln-Mülheim wurde mit 20:12 (6:2) besiegt. Nach dem 5½:2½-Sieg zum Auftakt gegen Mülheim-Nord sind wir nun oben mit dabei.
Für Oliver Wroblowski begann bei uns Amina Sherif; die Gäste verzichteten auf Naja Plumbaum. Für sie spielte das Talent Samuel Fieberg. Es entwickelte sich zunächst ein ausgeglichener Kampf. Am Spitzenbrett hatte Alexander Hobusch recht problemlos Ausgleich erzielen können, an Brett 2 hatte Marcel Kyas starkes Druckspiel gegen den rückständigen Bauern d6 initiiert. Ewald Fichnter geriet an Brett 3 zunächst ein wenig in Bedrängnis, fand aber einen sehenswerten taktischen Trick, mit dem nicht nur die Damen vom Brett verschwanden, sondern die Initiative an ihn überging. Jan Hobusch spielte am 4. Brett im Sizilianer mit gegensätzlichen Rochaden kompromisslos auf Königsangriff und sein Gegner verbrauchte viel Zeit. Seva Bashylin war an Brett 5 etwas passiv aus der Eröffnung gekommen, doch nachdem sein Gegner einen Bauernraub wagte und mit seiner Dame weit abgetrieben wurde, wendete sich das Blatt: Der Bauer wurde zurückgewonnen und die Initiative ging an Seva über. Philipp Andrä litt leider auch heute unter dem Mühlheim-Syndrom und kam mit den weißen Steinen an Brett 6 nicht gut aus der Eröffnung. Im Glauben, besser zu stehen, ließ er einen Isolani auf d4 zu, den sein Gegner die ganze Partie über beackerte. An Brett 7 bei Kevin Zolfagharian wurde ein Damenbauernspiel mit Doppel-Stonewall-Stellung gegeben, das nach Entfernung beider Stonewall-Springer und geöffneter f-Linie remislich aussah. Amina Sherif hatte es in ihrem Bundesliga-Debüt mit dem Kölner Talent Samuel Fieberg zu tun. In einer ruhigen Italienisch-Partie tat sich nicht viel.
Nach ca. 3 Stunden Spielzeit musste Amina dann aber die Waffen strecken. Ihr Gegner hatte eine Ressource gefunden, um die Linien gegen Aminas König zu öffnen, der in ein Mattnetz geriet. Der Rückstnd bestand ca. eine halbe Stunde, doch inzwischen zeichnete sich ein möglicher Gesamt-Sieg bereits ab. Kevin hatte auf den sturen Abtausch der Schwerfiguren in der offenen Linie verzichtet und sämtliche verbleibenden Ressourcen aus der Stellung gequetscht. Tatsächlich hatte er Erfolg, als er einen gegnerischen Turm spießen konnte und die Qualität gewann. Sehenswert dann auch seine keineswegs einfache Gewinnführung in verschachtelter Position, die er mit einem Bauernopfer zwecks Diagonalenöffnung krönte. An Brett 4 hatte Jans Gegner zwar mit einem Figurenopfer gegen 3 Bauern scheinbar die Gefahr des Angriffs gebannt, doch Jan spielte einen nahezu perfekten Angriff auf den gegnerischen König, den er mit einem Turmopfer effektvoll zum Führungstreffer verwandelte. Alexanders Opponent gab vermutlich unbegründet die Dame gegen 2 Türme und fand sich in einem schwierigen Endspiel wieder, das Alex souverän zum 3:1 verwertete. An Brett 6 schien Philipp gerade in schon knapper Zeit die schwierigsten Momente überstanden zu haben, als ihm ein taktisches Missgeschick unterlief, das ihn einfach zu viel Material kostete und er daher aufgab – 3:2! Ewald spielte nun groß auf und gewann zunächst einen weiteren Bauern, um dann per Doppelturmtausch in das gewonnene Leichtfigurenendspiel abzuwickeln – 4:2! Seva war es vorbehalten, für den Siegtreffer zu sorgen. Die ganze Spielzeit über wirkte sein Spiel abgeklärter, und clever vollendete er zum Sieg! Schließlich konnte auch Marcel den hartnäckigen Widerstand seines Kontrahenten brechen und zum 6:2-Endstand vollenden.
Fazit: Ein hochverdienter Sieg mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, der den Klassenerhalt in greifbare Nähe rücken lässt und nach dem 2. Spieltag ambitioniertere Ausblicke erlaubt. Begonnen werden kann damit schon im November in Porz, wo wir ja schon im letzten Jahr eher unglücklich nicht gewonnen haben.
Fabian Winkler