Einen Rückschlag gab es in der Jugend-Bundesliga für die erste Jugendmannschaft am dritten Spieltag bei der SG Porz. Nach fast sechs Stunden Gesamtspielzeit stand die unglückliche 15:17-(3½:4½)-Niederlage fest. Dabei hatten wir uns doch vorgenommen, dem Klassenerhalt mit etwas Zählbarem aus Köln näher zu kommen. Die Porzer spielten in Bestformation, während wir auf Marcel Kyas verzichten mussten, der durch Amina Sherif ersetzt wurde.
Besonders motiviert schien Oliver Wroblowski an Brett 2 mit den schwarzen Steinen zu sein, nachdem er im letzten Kampf gefehlt hatte, und griff seinen Gegner per Damenausfall und Zentralspringer auf e4 am Königsflügel an. Doch leider setzte er nicht genau genug fort, so dass sein Angriff gestoppt wurde und seine Dame an Luftnot litt. Auch Kevin Zolfagharian an Brett 7 mit den weißen Steinen beantwortete die Sizilianische Eröffnung mit 3…a6 seines Gegners mit einem unkonventionellen und wohl auch nicht guten Bauerndoppelvorstoß nach e5 und d5. Davon war sein Gegner scheinbar so beeindruckt, dass er einem von Kevins Springern einen ganzen Turm überlassen musste. Am Spitzenbrett wurde eine Neuauflage des letztjährigen Duells Hobusch–Savchenko gegeben, welches Alex im Vorjahr mit einer tollen Angriffspartie für sich entscheiden konnten. Der Abtausch-Slawe mit schwarzem Isolani brachte immerhin kleinen weißen Vorteil aus der Eröffnung. Den konnte auch Ewald Fichtner an Brett 3 mit den weißen Steinen für sich reklamieren. Aus einem Londoner System heraus hatte er die bekannten geringfügigen Stellungsvorteile herausholen können, während Jan Hobusch an Brett 4 mit Schwarz sofort Ausgleich besaß und in der Folge sogar Spiel gegen einen rückständigen Isolani seines Gegners inszenieren konnte. Seva Bashylin hatte an Brett 5 Raumvorteile aus einem geschlossenen Sizilianer herausgeholt und Philipp Andrä wollte seine beiden Nullen aus den Vorrunden vergessen machen und traf in einem Grand-Prix-Angriff ebenfalls mit Schwarz auf seinen Vorjahresgegner.
Amina Sherif hatte an Brett 8 Schwarz und baute sich zunächst etwas passiv aber sicher auf. Gerade als sie begann, die Initiative im Zentrum zu erlangen, beantwortete sie ein berechnetes gegnerisches Schach mit dem falschen Königszug, der unweigerlich zum Matt führte. Erschwerend kam hinzu, dass fast im gleichen Augenblick der doppelte Rückstand durch die Niederlage von Oliver hingenommen werden musste. Oliver musste, um den Damenverlust zu verhindern, eine Qualität geben und konnte unterentwickelt seiner unsicheren Königsstellung keinen ausreichendenn Schutz gegen die lauernden Gefahren bieten. Er hatte sich einen klassischen Konter eingefangen. Wenig später brachte Kevin uns mit seinem souveränen Start-Ziel-Sieg aber wieder auf 1:2 heran. Da sich im weiteren Verlauf abzeichnete, dass Philipp seine Partie trotz ordentlicher Vorstellung verlieren würde und Ewald nicht über ein Remis hinauskommen würde, zudem nur Alex reelle Gewinnchancen hatte, entschloss sich Seva im Sinne des Mannschaftserfolges das Remisangebot seines Gegners abzulehnen und eine Figur gegen 2 Bauern und etwas Inititative abzugeben.
Ewald hatte wohl irgendwo beim Übergang zum Endspiel gegen eine gewissenhaft verteidigende Gegnerin den Faden verloren und musste letztlich ins Remis einwilligen. Philipp verlor und Alex gewann auch diesmal gegen Savchenko, indem er immer mehr kleine Vorteile anhäufte. So stand es 2½:3½ gegen uns, als es in die Zeitnotphase ging. Jan Hobusch hatte seinen zwischenzeitlichen Vorteil etwas aus der Hand gegeben, spielte aber eine vorzügliche Zeitnotphase, die ihm einen Mehrbauen in einem Schwerfigurenendspiel bei symmetrischer Bauernverteilung sicherte. Seva hingegen hatte einen Schwerfigureneinbruch in seine Stellung hinnehmen müssen und kämpfte nur mehr ums Remis, dass er aber schließlich verfehlte. Jan gewann nach einer tollen Positionspartie zum 3½:4½ und darf sich nun gemeinsam mit Kevin bei 3/3 Topscorer des Teams nennen.
Nach dieser Niederlage muss zunächst im kommenden Heimkampf gegen den Aufsteiger aus Münster der Klassenerhalt in den Fokus der Bemühungen rücken. Immerhin hat die Mannschaft gekämpft und Seva hat große Moral bewiesen. Das ist der Stoff, aus dem erfolgreiche Mannschaften gemacht sind.
Fabian Winkler