Es ist 16:18 Uhr … der Berichterstatter und viele Mitglieder des Teams ballen ihre Fäuste und jubeln: Soeben hat Seva Bashylin den entscheidenden Sieg eingefahren und der Traum, schon am Ende dieses Jahres an der Deutschen Meisterschaft für Vereinsjugendmannschaften (DVM) teilzunehmen, ist nun ein wenig mehr Realität geworden.
Doch der Reihe nach: Da unser zweites Brett, Marcel Kyas, für diesen Kampf nicht zur Verfügung stand, entschied der Berichterstatter, die Mannschaft nicht aufrücken zu lassen und das zweite Brett kampflos abzugeben. Da ein unbesetztes Brett in der Jugendwertung aber mit einem Punkt Abzug bestraft wird, war klar, dass ein normaler Sieg am Brett diese Niederlage nicht ausgleichen würde können.
Paderborn trat wie wir ansonsten in Bestbesetzung an. Der Kampf ließ sich gleich ziemlich gut an: Jan Hobusch hatte mit den weißen Steinen an Brett 5 ein Läuferopfer auf h7 angebracht, welches sein Gegner a tempo annahm. Die sich ergebenden Mattchancen erhöhten sich zwar durch ein weiteres Figurenopfer, waren aber nicht bis zum Ende durchzurechnen. Oliver Wroblowski bekam es an Brett 3 ebenfalls als Anziehender mit Alt-Benoni zu tun, doch sein Gegner postierte seinen Königsläufer ungünstig auf e7 und war fortan zur Passivität verurteilt. Ewald Fichtner an Brett 4 mit Schwarz und sein Gegner trugen zügig eine Caro-Kann-Theorievariante vor, die der schwarzen Partei problemlosen Ausgleich bescherte, während unser Spitzenbrett, Alexander Hobusch, den königsindischen Aufbau seines Gegners mittels Bauernmarsches auf der h-Linie attackierte.
Seva Bashylin hatte mit Schwarz an Brett 6 die Pirc-Verteidigung gewählt, und es entstand bei heterogenen Rochade eine sehr zweischneidige Stellung mit Angriffschancen für beide Seiten. Philipp Andrä kam als Anziehender ebenfalls gut aus der Sizilianischen Eröffnung, rochierte entgegengesetzt lang und griff den Königsflügel seines Gegners an, während Kevin Zolfagharian an Brett 8 nach der Eröffnung zwei schwächere Züge einstreute und um Ausgleich kämpfen musste.
Im weiteren Verlauf stand Kevin schwer unter Druck, aus dem er sich mittels eines Bauernopfers zu befreien suchte, was aber nicht funktionierte. Recht bald musste er das hoffnungslose Läuferendspiel aufgeben. Klar, dass Ewald und Philipp nun nicht mehr in die Remisangebote ihrer Gegner einwilligen konnten, selbst als Oliver das „Spiel auf ein Tor“ an Brett 3 souverän mit dem Anschlusstreffer beendete. Kurz vor der Zeitnotphase gewann auch Alex seine Partie und avanciert damit zum Topscorer der Mannschaft , wenngleich er im Partieverlauf unerwartete Probleme bekam, die er aber letztlich souverän löste.
An gleich 3 Brettern (Jan, Seva, Philipp) kam es nun zu nervenaufreibenden Zeitnotduellen, während Ewald sich inzwischen in eine passive Verteidigungsstellung gezwungen sah, die er verbissen verteidigte. Jan hatte sein Material inzwischen vollständig zurückerlangt, doch des Gegners König fand in der Brettmitte einen sicheren Unterschlupf. Im gleichfarbigen Läuferendspiel blieb Jan nichts anderes übrig, als ins Remis einzuwilligen 2½:2½! Philipp spielte nun fast wie aus einem Guss, und als er eine Gewinnstellung erreicht hatte, überschritt sein Gegner im 40. Zug die Zeit zur vielumjubelten Führung. Seva hatte zwischendurch eine Figur geben müssen, um nicht mattgesetzt zu werden, wies aber nach, dass die schwarzen Mattdrohungen realer waren, und erhielt ein gewonnenes Endspiel, welches er nach einigem „Kneten“ dann zum Siegtreffer verwandelte. Unter dem Eindruck der Geschehnisse am Nachbarbrett stellte auch Ewalds Gegner die Gewinnversuche ein und einigte sich mit diesem auf Remis.
Nach diesem 17:14-(5:3)-Erfolg sind die Chancen zur Teilnahme an der DVM gestiegen, auch wenn mit Dortmund und Bochum noch zwei schwere Kämpfe anstehen. Aber das war Paderborn auch …
Fabian Winkler