Mit einem 4½:1½ gegen CE De Sprénger Echternach haben unsere Euro-Fighter den ersten Sieg im Turnier gelandet und das Mannschaftspunktekonto wieder ausgeglichen. Im Mittelpunkt des Duells gegen den Traditionsverein aus Luxemburg, der auch das sehr bekannte jährliche Schnellturnier im Juni organisiert, stand das Wiedersehen mit Dr. Robert Hübner, der über viele Jahre das Spitzenbrett unserer Bundesligamannschaft besetzte. Er trennte sich von Alexander Naumann Remis , während die vollen Zähler auf das Konto von Markus Schäfer, Thomas Michalczak, Milon Gupta und Andreas Peschel gingen.
Echternach liegt knapp hinter der deutschen Grenze, so dass es nicht verwundert, dass die Mannschaft sich zum Großteil aus deutschen Spielern zusammensetzt. Die Favoritenstellung lag diesmal leicht auf unserer Seite, da die Luxemburger an den beiden Spitzenbrettern leichte Elo-Vorteile aufwiesen, während der Vergleich an den hinteren Brettern deutlicher zu unseren Gunsten ausfiel.
Insofern lag die Punkteteilung am Spitzenbrett voll im Plan. Dr. Robert Hübner (2592) wählte gegen die Grünfeld-Indische Verteidigung von Alexander Naumann die seltenere Variante mit 5. Ld2 und es entwickelte sich ein interessantes positionelles Duell, in dem wohl beide mit ihrer Stellung während der Partie nicht zufrieden waren, so dass die Punkteteilung in einem völlig ausgeglichenen Springerendspiel wohl ein gerechtes Resultat war. Danach gerieten wir jedoch unerwartet in Rückstand. Dr. Axel Scheffner hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und landete aus einem Chebanenko-Slaven mit 4… a6 gegen Gerd Gnichtel (2147) schnell in einer sehr passiven Karlsbader Struktur, in der sich seine Position sukzessive verschlechterte, bis entscheidende Materialeinbußen unvermeidlich waren.
Glücklicher Weise folgte nahezu postwendend der Ausgleich durch die beste Partie des Kampfes, die auf das Konto von Markus Schäfer ging. Markus erwiderte die seltene O’Kelly-Verteidigung 2… a6 im offenen Sizilianer seines Kontrahenten IM Juri Boidman (2443) mit einem Übergang in c3- Strukturen und zeigte danach einen exzellenten positionellen Vortrag, in dem er zunächst die schwarzen Figuren auf passive Felder drängte, später das Läuferpaar eroberte und dieses dann mustergültig zu entscheidenden Materialgewinnen nutzte. Die erste Führung besorgte dann Milon Gupta gegen Dr. Michael Trauth (2185). Dieser hatte in einem symmetrischen Engländer einen Bauern auf c6 für bessere Figurenaktivität geopfert. Doch Milon gab das Mehrmaterial zurück und erreichte dadurch permanente Schwächen in der schwarzen Bauernstruktur, die sich bei immer reduzierterem Material verstärkt bemerkbar machen, so dass Milon seinen Kontrahenten im Bauernendspiel ausmanövrieren konnte.
Den Siegtreffer erzielte Andreas Peschel in seinem Duell mit Christian Mummel (1983), das jedoch nichts für schwache Nerven war. In einem überlegenen Schwerfigurenendspiel mit 2 Mehrbauern unterlief Andreas ein schwerer Schnitzer, der seinem Gegner völlig unnötiges Gegenspiel einräumte, so dass Andreas in ein nur minimal besseres Turmendspiel übergehen musste, dass dank seiner schnelleren Freibauern schließlich zu einer Position mit Dame und Bauer gegen Turm und Bauer führte, in dem sein Kontrahent vermutlich eine Festung hätte aufbauen können. Als er dies jedoch versäumte, konnte Andreas die Dame zurückopfern und das durch die nächsten Umwandlungen entstehende Damenendspiel gewinnen.
Marathon-Mann des Tages war Thomas Michalczak, der mit Schwarz in einem symmetrischen Engländer gegen IM Ludger Körholz (2276) die alte Larsen-Idee mit frühzeitigem Lc3: auspackte und dann in einem langwierigen positionellen Duell schließlich einen Bauern gewinnen konnte, den er nach 94 Zügen in einem Turmendspiel schließlich zum abschließenden Sieg zum 4½:1½ umwandeln konnte.
Bekannter Maßen trägt der Europapokal mit dem Zusammentreffen von herausragenden Profiteams mit reinen Amateurmannschaften den Charakter einer kleinen Schach-Olympiade, bei der es durch die Mehrfach-Beschäftigungen diverser Profis in verschiedenen Ligen auch immer wieder zu Begegnungen von Mannschaftskollegen kommt. Ein solches Solinger Duell stand heute zwischen Michael Hoffmann und Markus Ragger im Kampf zwischen Ans und Sarajevo auf dem Programm, wobei Michael in einem Slawen einen verdienten halben Zähler erreichte, während Predrag Nikolic mit Michaels belgischen Teamkollegen Etienne Goosens weniger Gnade zeigte und einen vollen Zähler zum 5:1-Sieg der Bosnier beitrug. Das Schweizer Team von Lorenz Drabke war heute beim 0:6 gegen Titelverteidiger Ekonomist Saratov chancenlos. Lorenz gelang eine gute Partie mit Schwarz gegen Alexander Moiseenko (2716), auch wenn er sich in Zeitnot geschlagen geben und somit die direkte Rehabilitierung für sein gestriges einzügiges Selbstmatt noch vertagen musste.
Unsere Mannschaft ist morgen gegen Oslo Schakelskap klarer Außenseiter, da die Norweger insbesondere an den Spitzenbrettern mit ihren Nationalspielern Jon Ludvig Hammer und Leif Erland Johannessen sowie dem gefährlichen Angriffsspieler Emanuel Berg aus Schweden exzellent aufgestellt sind.
Alle Infos zum Turnier findet ihr hier.
Einen Bericht zur ersten Runde mit einem Foto unserer Mannschaft gibt es bei Chessbase.