Vor 30-40 Jahren waren Vergleichskämpfe zwischen Städten oder Bezirken hier in Deutschland eine feste Einrichtung. Heute gibt es so etwas – von den internationalen Ausnahmen wie dem Städteduell zwischen Moskau und St. Petersburg oder dem Uni-Vergleich zwischen Oxford und Cambridge abgesehen – praktisch gar nicht mehr. Insofern hatte der dritte Spieltag in den NRW-Ligen schon etwas besonderes, denn an 16 Brettern fand in Münster das Duell »Domstadt gegen Klingenstadt« statt, da die Mannschaften von Münster I und II unsere zweite und dritte Vertretung zu Gast hatten.
Unsere Zweite setzte dabei ihren Lauf mit knappen Siegen in dieser Saison fort und bewahrte beim 4½: 3½ ihre makellose Bilanz. Matchwinner war dabei Dr. Daniel Schlecht, der bei 7 Remisen den entscheidenden vollen Zähler am achten Brett beisteuerte.
Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften vor zwei Jahren hatte es damals noch in der 2. Bundesliga einen völlig unerwarteten 7:1-Sieg für uns gegeben, so dass klar war, dass die Münsterländer etwas gut zu machen hatten. Da sie zudem mit Ausnahme von IM Kuijf ihre Bestbesetzung an die Bretter brachten, war von einem knappen Kampf auszugehen. Bereits frühzeitig wurden erste Punkteteilungen vereinbart. Christoph Kamp (2265) und Thomas Michalczak landeten aus der Eröffnung direkt in einem völlig ausgeglichenen Endspiel, während Martin Becker im Hinblick auf seine aktuelle Formkrise keine großen Risiken einging und gegen den Königsinder von Martin Molinaroli (2288) konsequent den Remishafen ansteuerte.
Nach knapp 3 Stunden wurde dann auch am zweiten Brett zwischen IM Manuel Bosboom (2385) und Lorenz Drabke in einer völlig ausgeglichenen Position Frieden geschlossen. Etwas länger versuchte am Spitzenbrett Michael Hoffmann, seine zumindest optischen strukturellen Vorteile, die aus einer modernen slawischen Theorievariante entstanden war, zu verwerten, doch IM Frans Cuijpers (2434) verteidigte sich umsichtig und erreichte ebenfalls die Punkteteilung.
Noch vor der Zeitkontrolle einigten sich dann auch Guntram Hainke (2301) und Markus Schäfer nach einem interessanten strategischen Gefecht in einem g3-Königsinder auf Remis, da sich zu diesem Zeitpunkt bereits die positiven Ereignisse am achten Brett andeuteten. Dr. Daniel Schlecht hatte dort mit Schwarz gegen Peter Bolwerk (2248) in einem Winawer-Franzosen die interessante Nebenvariante mit 6… Da5 gewählt und hatte in einer sehr verschachtelten Stellung kleine positionelle Vorteile erreicht, was seinen Gegner dazu verleitete, etwas zu schnell die Stellung zu öffnen. Daniel behielt in den taktischen Verwicklungen den Überblick und konnte schließlich dank seines Mehrmaterials den wichtigen Führungstreffer erzielen.
Im Duell zweier sehr sicherer Positionsspieler konnte Jörg Wegerle gegen den frisch gebackenen NRW-Meister IM René Libeau (2394) minimale Vorteile erzielen, die sich jedoch trotz der traditionellen Zeitknappheit des Münsteraners nicht zu mehr als einem halben Zähler verdichten ließen. Somit waren etwas ungewöhnlich nach der Zeitkontrolle bereits 7 Partien beendet und Niko Krieg wies im Duell mit Daniel Korth (2211) eine leicht vorteilhafte Mittelspiel-Position auf, in der sein Kontrahent überraschend schnell die Remisofferte von Niko akzeptierte.
Somit war nach knapp vier Stunden der 4½: 3½-Erfolg perfekt, so dass die Zweite nun am 04.12.2011 im Schachzentrum die Bundesliga-Reserve vom SK Turm Emsdetten zum Spitzenspiel der beiden verlustpunktfreien Spitzenreiter erwartet.