Bei Unentschieden stellt sich ja in allen Mannschaftssportarten häufig die Frage, ob es sich um einen Punktgewinn oder-verlust handelt. Diese Frage wurde in den Reihen der III. Mannschaft beim zweiten Teil des Vergleichskampfes mit dem SK Münster eindeutig im Sinne der zweiten Alternative beantwortet. Denn als viele Spieler unserer zweiten Mannschaft bereits wieder zuhause waren, musste Andreas Peschel in der letzten Partie des Tages nach fast 6½ Stunden und nahezu 100 Zügen einsehen, dass sein besseres Endspiel nicht zu gewinnen war, so dass es nur zu einem 4:4 gegen Münster II reichte, obwohl Ewald Fichtner und Ralf Hubert zuvor mit schön herausgespielten Siegen für die Führung gesorgt hatten.
Die Vorbereitung auf den Kampf erwies sich als äußerst schwierig, denn drei Tage vor dem Kampf drohten mit Axel Scheffner, Jan Hobusch und Oliver Kniest gleich drei Spieler auszufallen, die jedoch alle gewohnt mannschaftsdienlich trotz Handicap am Sonntag doch zur Verfügung standen. Dadurch waren aber unsere ohnehin nur geringen nominellen Vorteile weiter relativiert, so dass es gegen die in dieser Saison noch ungeschlagenen Domstädter das erwartet spannende Duell gab, das jedoch völlig anders als der Parallelkampf der Zweiten verlief.
Denn während dort bereits alle Bretter abgebaut werden konnten, stand es hier gerade einmal 1:1! Oliver Kniest hatte am Spitzenbrett die Partie sehr zurückhaltend angelegt, erreichte keinen Eröffnungsvorteil und strebte mittels einer Zugwiederholung die schnelle Punkteteteilung an. Das nächste Remis gab es bei Milon Gupta in einer wesentlich spannenderen Partie kurz vor der Zeitkontrolle. Aus einer englischen Eröffnung war eine sehr komplizierte Stellung mit heterogenen Rochaden entstanden, in der Milon mit Schwarz am Damenflügel zunächst größere Vorteile zu haben schien. Doch er verpasste die beste Fortsetzung und bot bei knapper Bedenkzeit taktisch geschickt Remis an, bevor die Partie zu kippen drohte.
Alle anderen Partien gingen teilweise nach spannenden Zeitnotschlachten in die fünfte Spielstunde, wo uns Ewald Fichtner mit seinem dritten Sieg in Folge in Führung brachte. In einer slawischen Hauptvariante stand Ewald mit Schwarz gewohnt solide und nutzte dann gekonnt seine Chance, als sein Kontrahent die schwarzen Felder am Königsflügel zu sehr schwächte, so dass Ewald mit temporärem Qualitätsopfer die Initiative übernahm und schließlich in ein gewonnenes Leichtfigurenendspiel abwickeln konnte. Die nächste Partie wurde erst nach über 5 Stunden entschieden und brachte uns die 3:1-Führung durch Ralf Hubert. Dieser hatte gegen die solide Nimzo-Indische Verteidigung des Münsteraner Jugend-Bundesliga-Spitzenbretts nichts herausgeholt, profitierte dann aber von einigen Ungenauigkeiten im Mittelspiel und erreichte schließlich ein Turm und Springer-Endspiel mit Mehrbauern, dass Hubi mit sehr guter Technik zum Sieg führte.
Leider mussten wir binnen einer halben Stunde wieder den Ausgleich hinnehmen. Dr. Axel Scheffner hatte gegen das zweite Brett des Jugendteams des SK Münster in einem Slawen mit Schwarz eine leicht schlechtere Stellung erhalten, die vor allem auf seiner schlechteren Bauernstruktur basierte. In der Zeitnotphase wollte Axel sich der Schwäche seines Doppelbauern auf der e-Linie taktisch entledigen, verrechnete sich jedoch leider und verlor eine Qualität, so dass er später seine erste Niederlage in dieser Saison hinnehmen musste. Ähnliches galt für Jan Hobusch, der ein neues Verteidigungs-System gegen den Reti-Aufbau seines Kontrahenten ausprobierte, dabei jedoch am Damenflügel unter starken positionellen Druck und vor allem in sehr großen Zeitnachteil geriet. In der Zeitnotphase glaubte er sich taktisch befreien zu können, übersah aber ebenfalls einen Zwischenzug und landete in einem Damenendspiel mit Minusbauern, das sein Gegner gekonnt zum Sieg führte.
Somit ruhten unsere Hoffnungen auf den beiden verbleibenden Weiß-Partien: Alexander Hobusch war sehr gut aus der Eröffnung gekommen, übersah dann im Mittelspiel aber ein hübsches Entlastungsmanöver, mit dem sich sein Kontrahent komplett befreien konnte. In der Blitzphase entstand dann schließlich ein Damenendspiel, in dem Alexanders Minusbauer durch einen Freibauern kompensiert wurde. Letztlich war es für beide Kontrahenten zu riskant, die Partie konsequent auf Gewinn zu spielen, so dass sie nach 6 Stunden im Dauerschach endete. Somit verblieb nur noch die Begegnung von Andreas Peschel, der gegen das Budapester Gambit einen sehr souveränen positionellen Vortrag gezeigt und schließlich ein Endspiel mit Läuferpaar gegen Läufer und Springer erreicht hatte. Dabei gelang es ihm auch einen Bauern zu gewinnen, wonach aber nur noch vier gegen drei Bauern am Königsflügel verblieben. Hierbei gelang es seinem Gegner mit sehr zäher Verteidigung eine Blockade-Position zu erreichen, in der der übermächtige Blockade-Springer nicht beseitigt werden konnte, so dass Andreas frustriert in die Punkteteilung einwilligen musste.
Mit 3:3 Punkten liegt die Dritte in der sehr ausgeglichenen Liga nur auf Rang 7, so dass beim nächsten Heimspiel ein Sieg gegen den Aufsteiger Sendenhorst absolute Pflicht ist, um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten.