Eine herbe, aber sportlich gerechte 2½:5½-Niederlage musste unsere als Tabellenführer favorisierte VI. Mannschaft im Lokalderby gegen die erste Auswahl des OTV hinnehmen. Dabei fehlten unserer Mannschaft zwar gleich zwei Stammspieler, doch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass heute auch eine andere Besetzung keinen großen Unterschied gemacht hätte.
Das Unglück begann damit, dass Mark Shishkov gegen die seltene Ponziani-Eröffnung nicht das richtige Rezept fand und mit einer zerstörten Bauernstruktur am Damenflügel in ein Endspiel mit jeweils zwei Türmen und einer Leichtfigur gehen musste. Er konnte dann zwar unter Bauernopfer noch einen zentralen Freibauern bilden, der sich aber anschließend als ideale Belagerungsmarke erwies und auch noch verloren ging. Kevin Zolfagharian hatte noch außerschachliche Verpflichtungen und gab deshalb eine objektiv ausgeglichene Stellung, die man gut noch hätte weiterspielen können, vorzeitig Remis, wobei zu diesem Zeitpunkt der Mannschaftskampf schon auf Messers Schneide stand. Rainer Falge hatte entgegen seiner Gewohnheit zu zögerlich agiert und auf ein aussichtsreiches Bauernopfer verzichtet und wurde zum Ausgleich dann von seinem Kontrahenten sehenswert zusammengeschoben. Jan Porstmann hatte große Mengen seiner Bedenkzeit inverstiert, um eine völlig perspektivlose Stellung anzustreben, in der fast bis zur dritten Stunde keine einzige Figur vom Brett entfernt wurde. Die Partie wurde denn auch völlig leistungsgerecht Remis gegeben.
Am 4. Brett hatte Mannschaftsführer Marius Fränzel aus einem c3-Sizilianer heraus eine positionell deutlich überlegene Stellung erreicht, konnte dann aber mit dem erreichten Vorteil nichts anfangen. Einige planlose Züge erlaubten es seinem Gegenüber die Initiative zu übernehmen und einen Bauern zu gewinnen, so dass Marius von Glück reden konnte, dass die Zeit seines Gegners so knapp war, dass ein Remisangebot nach kurzem Zögern angenommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf aber bereits verloren: Alexander Kirschbaum hatte sich gegen die Italienische Eröffnung seines Kontrahenten viel zu passiv aufgestellt und hatte nicht nur einen schlechten Läufer gegen einen aktiven Springer, sondern musste auch die Bildung eines Freibauern am Damenflügel zulassen, den sein Gegner konsequent zur Umwandlung nach vorne trieb. Friedel Skiber dagegen hatte bei einem Angriffsversuch auf die gegnerische Rochadestellung absichtlich einen Springer stehen lassen, ohne dass er aus diesem Opfer auch nur den geringsten Vorteil hätte nachweisen können. Im Gegenteil war er es nachher, der sich gegen einen Angriff zur Wehr setzen musste. Im Endspiel fehlte ihm dann einfach die geopferte Figur. Die einzige ansehnliche Partie spielte Seva Bashylin, der aus einer Spanischen Abtauschvariante heraus die angestrebte langfristigen Druckstellung erreichte und aufrecht erhalten konnte. Am Ende ließ er die schwarze Bauernmajorität auf dem Damenflügel geschickt ins Leere laufen und tempierte den schwarzen König auf dem Königsflügel schulgerecht aus, womit er verdient den einzigen vollen Punkt für die VI. erzielen konnte.
Mit dieser Niederlage ist die VI. Mannschaft auf den dritten Tabellenplatz abgerutscht und kann sich vorerst von ihren Aufstiegsträumen verabschieden.