6:0 6:0 – dieses absolute Wunschergebnis jedes Tennisspielers kennzeichnete die heutige Tagesbilanz unserer U20-Mannschaft zum Auftakt der Deutschen Jugend-Vereinsmeisterschaft in Osnabrück. Optimaler hätte der erste Auftritt einer SG-Jugendmannschaft bei einer deutschen Meisterschaft nicht ausfallen können. Mit zwei 6:0-Siegen gegen Muldental Wilkau-Haßlau und den USV TU Dresden setzte sich unser Septett, das in Osnabrück von Fabian Winkler, Thomas Michalczak und Joachim Görke betreut wird, direkt mit 4:0 Mannschaftspunkten an die Tabellenspitze.
Punktgleich sind nur noch der absolute Topfavorit Hamburger SK mit GM Niklas Huschenbeth am Spitzenbrett und die an Position 2 gesetzte württembergische Mannschaft des SK Bebenhausen. In der morgigen dritten Runde kommt es zum Prestigeduell gegen Titelverteidiger SG Bochum 31, der bereits ein überraschendes Unentschieden gegen den Erfurter SK abgab.
Der 10köpfige SG-Tross hatte am zweiten Weihnachtstag ohne größere Schwierigkeiten das IBIS-Hotel in Osnabrück erreicht, in dem alle Mannschaften untergebracht sind und das Turnier auch ausgetragen wird. Die deutsche U20-Vereinsmeisterschaft bildet den Abschluss der Saison 2010/11, in dem die besten Mannschaften der jeweiligen Landesverbände um den deutschen Meistertitel kämpfen. Unsere Jugendmannschaft gelang die Qualifikation in der Vorsaison mit Platz 3 der Jugendbundesliga West hinter der SG Bochum 31 und der SG Porz.
Die deutsche Meisterschaft wird in diesem Jahr aufgrund der kurzfristigen Absage einer Mannschaft mit nur 15 Teams in 7 Runden Schweizer System ausgespielt, wobei vorrangig die Mannschafts- und bei Punktgleichheit die Brettpunkte zählen. Unsere Mannschaft rangiert in der Setzliste an Position 4 hinter dem Topfavoriten Hamburger SK, dem SK Bebenhausen sowie dem Serien-NRW-Meister und amtierenden deutschen Meister SG Bochum 31. Im Gegensatz zur Jugendbundesliga West wird bei der deutschen Meisterschaft nur an 6 Brettern plus einem Ersatzspieler gespielt. Insofern war leider im Vorfeld der Meisterschaft ein Stichkampf um die verbleibenden Plätze im Kader notwendig, aufgrund dessen der unglücklichste Spieler Philipp Andrä in diesem Jahr leider nicht dabei sein kann, aber selbstverständlich als zum Team zugehörig betrachtet werden muss.
In der Auftaktrunde ging es am Vormittag gegen die Mannschaft von Muldental Wilkau-Haßlau aus der Nähe von Chemnitz. Die Meisterschaft ist in diesem Jahr sehr heterogen besetzt, so dass wir gegen die Sachsen schon deutlich favorisiert waren, zumal sie auch noch ihr Spitzenbrett pausieren ließen. Mit Ausnahme von Alexander Hobusch und Marcel Kyas, welche bereits mit Bochum bzw. Salzgitter DVM-Erfahrung besitzen, war es für alle die Meisterschafts-Premiere, so dass trotz der klaren Favoritenstellung schon etwas Nervosität im Spiel war. Letztlich führte eine konzentrierte Leistung jedoch zu einem auch für die Trainer und Betreuer ruhigen Kampfverlauf.
Oliver Wroblowski hatte die Ehre, gegen Kevin Hempel (1550) den ersten SG-Punkt bei einer deutschen Jugendmeisterschaft zu erzielen. Gegen das schwarze Budapester Gambit behielt er den Gambitbauern, wehrte die schwarze Initiative ab und gewann dank eines gefährlich vorrückenden Freibauern letztlich entscheidend Material. Wenig später konnte Jan Hobusch gegen Robert Schuffenhauer (1637) die Führung ausbauen, nachdem er aus einem ruhigen Londoner System einen hübschen Königsangriff entwickelt hatte, der zu entscheidendem Materialgewinn führte. Am sechsten Brett versuchte Felix Range (1547) in einem klassischen Sizilianer mit heterogenen Rochaden etwas zu ungestüm, die schwarze Königsstellung von Kevin Zolfagharian einzunehmen. Dieser sammelte das geopferte Material ein, wehrte den weißen Angriff ab und erhöhte auf 3:0. Der Siegtreffer ging dann auf das Konto von Marcel Kyas, der mit Schwarz gegen Michael Völz (1794) in einem ausgeglichenen Leichtfigurenendspiel einige weiße Ungenauigkeiten zu entscheidendem Bauerngewinn nutzen konnte.
Am längsten mussten Ewald Fichtner und Alexander Hobusch in ihren Partien gegen Christian Ahlswede (1554) und Anja Schulz (2111) arbeiten, konnten jedoch auch letztlich im Endspiel ihre technische Überlegenheit zu vollen Zählern nutzen, wonach der perfekte 6:0-Auftakt perfekt war. Für die zweite Runde war uns das Losglück hold, da wir mit dem USV TU Dresden das nominell schwächste Team zugelost bekamen, das am Vormittag als spielfreies Team zu zwei Mannschaftspunkten gekommen war.
Mit den schwarzen Steinen gelang Jan Hobusch hier ein Blitzsieg gegen Victor Schamschurko (1588), der bereits nach zwei Stunden die Führung bedeutete. Ewald Fichtner und Marcel Kyas vertrauten gegen Heiko Schulte (1572) und Kai Pfefferkorn (1688) mit den weißen Steinen auf die berühmte kontrollierte Offensive und kamen mit einem g3-Königsinder bzw. Katalanisch zu sauber herausgespielten Positionssiegen. Noch vor der Zeitkontrolle hatten dann auch Olli Wroblowski mit Schwarz gegen Sebastian Fuchs (1483) sowie Seva Bashylin bei seinem Debüt gegen Freya Veckenstedt (1313) für die 5:0-Führung gesorgt.
Der Schlussakkord blieb damit wieder Spitzenbrett Alexander Hobusch vorbehalten, dessen Franzose von Martin Grunwald (1723) mit der Tarrasch-Variante bekämpft worden war. Alex agierte sehr zweischneidig und kassierte einen Bauern, für den Weiß jedoch eine vielversprechende Initiative erhielt. Grunwald agierte durchaus erfindungsreich und erreichte so ein Springerendspiel, dass nur schwer für Schwarz zu gewinnen war. Doch Alex mobilisierte alle Kräfte, um die perfekte Tagesbilanz und das makellose Brettpunktekonto zu wahren und war nach fast 5 Stunden erfolgreich, so dass sich unsere Jungs zumindest für eine Nacht über die Tabellenführung freuen können.
Die Turnierwebsite wird fast stündlich auch während der Kämpfe aktualisiert, so dass alle Fans in Solingen am Mittwoch auch live ab 9.00 Uhr beim Prestigeduell gegen die SG Bochum 31 mitfiebern können.