Krasser hätten die Unterschiede kaum sein können: unsere III. Mannschaft reiste mit dem letzten Aufgebot zum NRW-Klassen-Spitzenteam der Sportfreunde Katernberg II und hatte sich aufgrund der 4 Ersatzspieler aus unserem Verbandsliga-Team auf der Hinfahrt bereits scherzhaft in SG 3½ umbenannt. Dagegen traten die Gastgeber mit ihrer bisher besten Aufstellung inklusive zweier Bundesliga-Spieler an den Spitzenbrettern an und waren letztlich doch sehr froh, nach knapp 6 Stunden einen insgesamt nicht unverdienten 4½:3½-Sieg eingefahren zu haben. Leider reichten die Siege von Alexander Hobusch, Michael Pfeiffer und Oliver Kniest damit nicht zu einer Überraschung, auch wenn sich das Team ein Unentschieden nach der spielerisch besten Saisonleistung durchaus verdient gehabt hätte.
Gegen die Essener Bundesliga-Reserve wären wir selbst in Bestbesetzung nominell deutlich unterlegen gewesen, doch spätestens nach dem Ausfall unserer drei Topscorer Ralf Hubert, Axel Scheffner und Ewald Fichtner war klar, dass ein zählbarer Erfolg in Katernberg extrem schwer werden würde. Zu allem Übel fiel am Samstag auch noch Andreas Peschel krankheitsbedingt aus, so dass die halbe Verbandsligamannschaft von Joachim Görke die Hinterachse bekleiden musste.
Dennoch entwickelte sich in der Folge ein unerwartet ausgeglichener Kampf. Christopher Blomel musste gegen den Liga-Topscorer Willy Rosen antreten, der am achten Brett eine höhere Elo-Zahl als jeder Spieler in unserem Aufgebot besaß. Wie gewohnt ging Christopher auch mit den schwarzen Steinen sehr aggressiv zu Werke, doch das Katernberger Urgestein wartete geduldig ab, sprengte zum richtigen Zeitpunkt das mächtig erscheinende schwarze Zentrum und brachte die Gastgeber nach einem Patzer von Christopher in Führung. Doch kurz vor der Zeitkontrolle gelang Oliver Kniest der Ausgleich. Er profitierte davon, dass der amtierende deutsche Pokalsieger Jens Kotainy mit Schwarz im scharfen Waganjan-Gambit einen Zug vergaß und so auf seinem Minusbauern sitzen blieb. Nach einem groben Rechenfehler ging ein zweiter Bauer verloren, wonach die Stellung nicht mehr zu halten war.
Leider unterlief Milon Gupta, der sich zuvor in einem Leningrader Holländer umsichtig verteidigt hatte, in der Zeitnotphase ein schwerer Fehler, was Dr. Christian Scholz zu einem entscheidenden Angriff gegen die geschwächte schwarze Königsstellung nutzen konnte. Doch postwendend gelang am Nachbarbrett der Ausgleich, wo Alexander Hobusch aus einer passiven Stellung heraus den bekannten Trainer Bernd Rosen schön auskonterte, als dieser nach zunächst starker Partieanlage sukzessive den Faden verloren hatte. Die erste Punkteteilung war danach an Brett 4 zu verzeichnen, wo Jan Hobusch gegen die amtierende deutsche Meisterin Sarah Hoolt eine sehr konzentrierte Leistung zeigte und ein absolut verdientes Schwarz-Remis durch Dauerschach im Schwerfigurenendspiel erreichte.
Somit ging es beim Stande von 2½: 2½ und drei unklaren Partien in die fünfte Spielstunde. Zwar verwaltete Joachim Görke ein Leichtfigurenendspiel mit Minusbauer, schien aber gewisse Remischancen zu haben. Im Gegenzug versuchte Michael Pfeiffer verzweifelt, seine Mehrqualität in einer geschlossenen Stellung gegen das dominante schwarze Läuferpaar zur Geltung zu bringen. Oliver Wroblowski besaß ebenfalls eine Mehrqualität, kämpfte aber gegen die beiden verbundenen Mehrfreibauern von Dr. Thomas Wessendorf am Damenflügel eher ums Remis.
Nach zwei weiteren Stunden spannenden Kampfes war es wie so oft die größere Routine der stärkeren Mannschaft, die sich letztlich durchsetzte. Zunächst konnte Joachim sein Endspiel gegen den routinierten Karlheinz Bachmann nicht halten. Dafür gelang Michael vielleicht seine bisher beste Endspielleistung überhaupt und er konnte mit geduldigen Manövern einen letztlich entscheidenden Freibauern bilden, der Martin Villwock zur Aufgabe zwang. Doch leider übersah Olli einen schönen Endspieltrick, durch den Wessendorf seinen König entscheidend aktivieren konnte, so dass unsere 3½: 4½-Niederlage feststand.
Damit befindet sich die Dritte nun mit 5:5 Zählern auf dem letzten Nichtabstiegsplatz der NRW-Klasse, sollte aber den Klassenerhalt trotz schwerem Restprogramm schaffen, wenn wir in den nächsten Kämpfen an diese Leistung anknüpfen können.