Durch einen souveränen 5½:2½-Erfolg gegen Hansa Dortmund hat unsere Bundesligamannschaft in die Erfolgsspur zurück gefunden und den 4.Tabellenplatz verteidigt. Mann des Tages gegen den ambitionierten Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet war Spitzenbrett Markus Ragger, der sich mit einer tollen Angriffspartie an seinem 24. Geburtstag selbst das schönste Geschenk machte. Weitere volle Zähler gingen auf das Konto von Sandipan Chanda, Alexander Naumann und Daniel Stellwagen, bevor sich Predrag Nikolic in der letzten Partie des Tages geschlagen geben musste.
Die Gäste aus Dortmund hatten in einem Marathonmatch am Vortag dank einer starken Verteidigungsleistung von Vjacheslav Klyuner ein wichtiges 4:4 gegen Remagen im Abstiegskampf gerettet, überraschten uns aber durch diverse Personalwechsel. Insbesondere mussten sie auf ihr starkes Spitzenbrett GM Emanuel Berg verzichten, der gegen Remagen ebenso wie in den Schlussrunden von Gibraltar in herausragender Form aufgespielt hatte.
Somit waren wir nominell klar favorisiert, auch wenn einigen Akteuren sicherlich noch der Schock über das unerklärlich schwache Match vom Samstag in den Köpfen steckte. So versuchte es Erwin L’Ami gegen die holländische Verteidigung von GM Eckhard Schmittdiel (2466) mit betont solidem Positionsspiel, konnte jedoch gegen den sehr umsichtig agierenden Dortmunder Routinier keine Vorteile erzielen, so dass nach 36 Zügen in einem völlig ausgeglichenen Endspiel Frieden geschlossen wurde. Für unsere erste Führung an diesem Wochenende sorgte dann das Geburtstagskind: Markus Ragger präsentierte sich an seinem Ehrentag nicht nur von der klaren Vortagesniederlage gut erholt, sondern auch in exzellenter Spiellaune. Gegen GM Hedinn Steingrimsson (2562) opferte er in einer katalanischen Nebenvariante zunächst zwei Bauern für die Initiative und ließ später noch eine Qualität und eine Figur folgen, um schließlich den von seinen eigenen Figuren sträflich allein gelassenen schwarzen König nach 29 Zügen forciert mattzusetzen.
Wenig später konnte Sandipan Chanda mit Schwarz gegen den früheren Solinger IM Thomas Henrichs (2473) die Führung ausbauen. In einem weiteren Chebanenko-Slaven hatte er ein wenig Spiel gegen den etwas luftig plazierten weißen König über die offene g-Linie initiiert, bevor Henrichs mit seiner auf d4 plazierten Dame einen vergifteten Bauern auf b6 fraß, was Sandipan ermöglichte, entscheidend die lange Diagonale für seine Dame+Läufer-Batterie zu öffnen.
Eine sehr schöne Positionspartie gelang Alexander Naumann, der gegen den Dameninder von IM Olaf Wegener (2423) in einer Modevariante des 5.Da4-Systems nach einer schwarzen Fehlkalkulation einen Freibauern auf c7 installieren konnte, welcher die schwarzen Figuren entscheidend band und zum baldigen Sieg führte. In Anbetracht dieser komfortablen Führung konnte Mads Andersen guten Gewissens mit den schwarzen Steinen in einem Schwerfigurenendspiel gegen IM Olaf Heinzel (2325) Dauerschach geben, nachdem ihre ruhige Partie niemals wirklich die Remisbreite verlassen hatte.
Nach der Zeitkontrolle kämpften Jan Smeets und Daniel Stellwagen noch verbissen um die vollen Punkte. Während Daniel mit Schwarz in einem remislichen Turmendspiel gegen den in dieser Saison extrem unglücklich agierenden GM Romuald Mainka (2488) tatsächlich erfolgreich war und mit seinem ersten Saisonsieg den Mannschaftserfolg absicherte, musste Jan in einem leicht vorteilhaften Leichtfigurenendspiel schließlich dem sich sehr umsichtig verteidigenden IM Bernd Kohlweyer (2458) die Punkteteilung zugestehen.
Unglücksrabe des Tages war aus unserer Sicht definitiv Predrag Nikolic. Der sonst so zuverlässige Bosnier hatte mit Schwarz in einem königsindischen Angriff gegen IM Vjacheslav Klyuner (2428) zunächst kurz vor der ersten Zeitkontrolle eine sehr gefährliche Initiative erlangt, die gute Stellung dann in Zeitnot aber verdorben. Dennoch konnte er mit seiner Dame gegen Turm, Springer und Läufer noch genügend Spiel gegen den weißen König erzeugen, um die Partie trotz der materiellen Nachteile im Gleichgewicht zu halten, bevor er schließlich zu ehrgeizig wurde und sich mit seinem eigenen König in einem Mattnetz verfing.
Damit war der 5½:2½-Endstand perfekt und unsere Erste reist mit 13:5 Zählern als Tabellenvierter zum nächsten Spieltag nach Remagen, wenn am 25./26.02. unter anderem das Spitzenspiel gegen Werder Bremen auf dem Programm steht.