Nach einem äußerst kuriosen Kampfverlauf, in dem sich das Schlachtenglück mehrfach drehte, konnte unsere III. Mannschaft schließlich einen eminent wichtigen 5½:2½-Erfolg gegen den SK Herne Sodingen feiern, welcher der Mannschaft wichtige Luft im sehr engen Abstiegskampf der NRW-Klasse verschaffte. Am Ende waren vier allesamt ziemlich glückliche volle Zähler von Andreas Peschel, Ralf Hubert, Milon Gupta und Oliver Kniest für den schließlich sogar deutlichen Sieg entscheidend.
In Anbetracht von nur 3 Zählern Vorsprung auf die Abstiegsplätze und einem schweren Restprogramm wollte die Dritte unbedingt versuchen, gegen die einen Zähler mehr aufweisenden Gäste aus Herne Sodingen zu punkten. Leider fielen für dieses Unterfangen mit Alexander Hobusch und Ewald Fichtner gleich zwei der zuletzt so erfolgreichen Jugendlichen aus, welche durch die routinierten Dirk Schockenbäumer und Joachim Görke ersetzt wurden. Da auch unsere Gegner zwei Stammspieler ersetzen mussten, begegnete man sich nominell ungefähr auf Augenhöhe.
Was dann folgte, ist vermutlich als Lehrstück für die These geeignet, dass Schach letztlich ein absolutes Glücksspiel ist. Die einzige Begegnung mit normalem Partieverlauf ergab sich am 7. Brett, wo die Gegnerin von Dirk Schockenbäumer mit Weiß ziemlich ambitionslos, aber dafür sehr sicher agierte, so dass sich eine leistungsgerechte, aber auch unspektakuläre Punkteteilung ergab. Dafür boten die anderen Bretter sehr viel Unterhaltungswert für die Zuschauer, wobei sich diese bereits glücklich schätzen durften, wenn sie bei einer Abschätzung der Ergebnisse nach ca. 2½ Stunden mehr als 2 Ergebnisse richtig vorhergesagt hätten…
Zunächst gingen wir völlig überraschend am Spitzenbrett in Führung, wo Oliver Kniest im frühen Mittelspiel provokativ einen weißen Bauern auf g2 genommen und dem Weißen die g-Linie zum Angriff geöffnet hatte. Erwartungsgemäß erhielt Weiß exzellente Kompensation, die Olli jedoch durch ein Qualitätsopfer neutralisiert zu haben schien, so dass sich die Stellung nun dank der geschwächten weißen Königsstellung vermutlich im dynamischen Gleichgewicht befand. Da unterlief Christopher Graw ein völliger Blackout, der sofortigen Partieverlust zur Folge hatte.
Wenig später trennte sich Joachim Görke von seinem Gegner in völlig unübersichtlicher Lage nach wildem Partieverlauf Remis, da seine Mehrqualität durch die sehr aktiven schwarzen Figuren völlig kompensiert wurden und die Stellung insgesamt etwas leichter für Schwarz zu spielen schien. Dank der unerwarteten 2:1-Führung schien die psychologische Initiative auf unserer Seite zu sein, was jedoch nicht lange andauerte. Axel Scheffner hatte mit Weiß den üblichen mikroskopischen Positionsvorteil gegen die aus der Tarrasch-Verteidigung hervor gegangene Isolani-Struktur erreicht, wurde dann mit einem verunglückten Damenmanöver aber zu ehrgeizig, so dass die schwarzen Figuren in Verbindung mit dem d-Bauern viel zu große Aktivität erhielten, bevor ein Einsteller die Partie endgültig zum Ausgleich für die Gäste entschied.
Nun schien sich das Blatt zu Gunsten der Herner zu wenden, denn Ralf Hubert verlor in einer bereits ziemlich vereinfachten Stellung mit Turm und ungleichfarbigen Läufern zunächst einen Bauern und schien in größere Schwierigkeiten zu geraten. Zudem lieferte sich Andreas Peschel eine von beiderseitigen Ungenauigkeiten geprägte Partie. In der Eröffnung hatte Andreas durch einen Fingerfehler einen Zug vergessen und war in eine positionell sehr gedrückte Stellung geraten, hatte sich dann aber unter Bauernopfer befreit und seine Figuren mustergültig aktiviert. In herannahender Zeitnot verpasste er es jedoch, den weißen König noch stärker in die Bredouille zu bringen, so dass wiederum Weiß die Oberhand gewann und nun der schwarze König deutlich mehr unter Druck geriet. Als die schwarze Stellung kaum noch haltbar erschien, entdeckte Andreas noch eine verborgene Ressource, die ihn vermutlich in ein Endspiel mit Minusbauern gerettet hätte. Zudem war sie mit einem kleinen taktischen Trick verbunden, auf den sein Gegner prompt hereinfiel, was die völlig unerwartete 3:2-Führung bedeutete.
Fast schon rational war im Vergleich dazu der Spielverlauf am zweiten Brett, wo Milon Gupta seine leichten positionellen Vorteile gegen IM Roman Tomaszewski nicht hatte konservieren können, sondern letztlich nur einen Bauern gewonnen hatte, der dem Polen sehr gutes Figurenspiel ermöglichte, so dass dieser – noch vor dem Sieg von Andreas – ein Remisangebot abgelehnt hatte. Letztlich gelang es Milon jedoch, die Stellung in ein remises Leichtfigurenendspiel zu vereinfachen, in dem beide Seiten keine Fortschritte mehr machen konnten. Für seinen 40. Zug hatte der routinierte IM noch ca. 35 Sekunden Zeit, zögerte jedoch und überschritt mit Ausführung seines Zugs die Bedenkzeit, was den ersten Sieg für Milon in seiner bisherigen sehr unglücklichen Saison bedeutete.
Somit hatte sich binnen einer halben Stunde der Kampf völlig gedreht, zumal am Nebenbrett Bernhard Schippan gegen Ralf Hubert noch einen zweiten Bauern gewonnen, dafür jedoch die Aktivierung des schwarzen Königs zugelassen hatte. Schließlich zappelte sein König in einem Mattnetz, aus dem er sich nur noch unter Figurenverlust retten konnte, so dass Hubi am Ende aus einem Endspiel mit Minusbauern noch einen vollen Zähler zum umjubelten 5:2-Siegtreffer erzielen konnte.
Der Abschluss dieses verrückten Mannschaftskampfes gebührte schließlich Jan Hobusch, der gegen den bisher eine 100 %-Quote aufweisenden Jörg Kähmann eine sehr schöne Positionspartie spielte und dank geduldiger Manöver letztlich großen Materialvorteil erlangt hatte. Doch es passte zu diesem Kampf, dass der Herner erfindungsreich seine Türme aktivieren und dadurch so viel Gegenspiel generieren konnte, dass schließlich Jan fast noch in Schwierigkeiten geraten wäre und mit einem halben Zähler zum 5½:2½-Endstand zufrieden sein musste.
Die Dritte rückte dadurch mit 7:5 Zählern auf den 5. Tabellenplatz vor und wahrte das Drei-Punkte-Polster auf die Abstiegsränge, bevor es am 05.03. zum Tabellenführer Hansa Dortmund II geht.
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