Egal ob in Meisterschaft oder Pokal: unsere Duelle mit dem PSV Duisburg versprechen stets viel Spannung und interessante Kämpfe. So konnte sich auch niemand an ein so klares Ergebnis wie beim heutigen 6½:1½-Sieg in der Oberliga NRW erinnern, der durch zwei Siege der beiden Ersatzspieler Marcel Kyas und Martin Auer eingeleitet wurde. Im weiteren Verlauf konnten auch Thomas Michalczak und Markus Schäfer voll punkten, bevor Jörg Wegerle nach fast 7 Stunden den unerwarteten Kantersieg gegen die sympathischen Gäste von der Wedau sicherstellte.
Im Hinblick auf die sonst immer sehr knappen Kämpfe hatten wir diesmal ein besonders enges Match erwartet, da bei uns gleich 2 Stammkräfte fehlten, während die Duisburger in Bestbesetzung antraten. Zielsetzung war natürlich dennoch ein Sieg, um den Kontakt zu den Aufstiegsrängen zu behalten und die mit 2 Zählern Rückstand lauernden Gäste auf Distanz zu halten.
Der Auftakt verlief zunächst einmal unspektakulär: Nikolaj Krieg konnte gegen FM Kai-Uwe Schiffer (2301) in einem c3-Sizilianer mit Schwarz ausgleichen, so dass nach dem Abtausch aller Leichtfiguren in einer völlig ausgeglichenen Position Frieden geschlossen wurde. Die nächste Punkteteilung gab es am Spitzenbrett, wo IM Jürgen Fleck (2401) gegen den Paulsen-Sizilianer von Lorenz Drabke sehr positionell agiert hatte und vielleicht in der Schlussstellung noch minimal besser stand.
Nach diesen zwei komfortablen Schwarz-Remisen gab es an den hinteren Brettern die ersten Entscheidungen: Martin Auer präsentierte sich bei seiner Rückkehr auf die NRW-Ebene in glänzender Spiellaune und attackierte den klassischen Franzosen von Sulejman Maslak (2284) mit dem aggressiven Aljechin-Chatard-Angriff. Es entickelte sich eine scharfe Partie mit heterogenen Rochaden, in der Martin seine beste Saisonleistung zeigte und schließlich mit dem durchschlagskräftigerem Angriff entscheidendes Material gewann, was für die wichtige Führung sorgte. Kurze Zeit später konnte Marcel Kyas bei seinem Saison-Debüt in der Zweiten die Führung sogar ausbauen. In seiner Schwarz-Partie gegen Guido Heisel (2234) war aus einem Trompowski-Angriff eine Torre-Struktur entstanden, der Guido durch gewont kreativem Angriffsschach mit einem Aufzug des h-Bauern viel Leben einhauchte. So entwickelte sich eine interessante Kampfpartie, in deren Verwicklungen Marcel schließlich in beiderseitiger Zeitknappheit die bessere Übersicht behielt und für das wichtige 3:1 sorgte.
So konnte Michael Berg seine Partie beruhigt Remis geben, nachdem sich seine leichten Stellungsvorteile in der bogoindischen Struktur gegen Rainer Montignies (2265) verflüchtigt hatten. Der Siegtreffer ging schließlich auf das Konto von Thomas Michalczak, der diesmal einen optimalen Synergie-Effekt mit seiner Trainertätigkeit verzeichnen konnte. Am Freitagabend hatte er ein Seminar über den Panov-Angriff abgehalten und prompt wählte Joachim Schmitz (2321) gegen ihn statt seines üblichen Sizilianers diesmal die Caro-Kann-Verteidigung. So konnte Tom eine etwas angenehmere Stellung bei vor allem sehr großen Zeitvorteil erreichen, so dass dem Duisburger bei sehr knapper Bedenkzeit schließlich der entscheidende Fehler unterlief und unser Jugendtrainer seine Remisserie in dieser Saison endlich mit dem ersten vollen Zähler durchbrechen konnte.
Mannschaftsführer Markus Schäfer spielte eine sehr komplexe Partie gegen Walter Wengenroth (2343), nachdem er dessen englische Eröffnung mit gewohnten königsindischen Strukturen gekontert hatte. Schließlich ergab sich eine sehr ungewöhnliche Materialverteilung, in welcher der Duisburger diverse Bauern für Markus Mehrfigur besaß. Letztlich befand sich die Stellung wohl im dynamischen Gleichgewicht, doch Wengenroth tauchte im 38. Zug bei noch fast 2 verbleibenden Minuten in die Stellung ab und überschritt die Bedenkzeit! Durch diesen etwas glücklichen Sieg konnte Markus seine exzellente Bilanz in dieser Saison auf 5/6 ausbauen.
Somit lief nach 4 Stunden beim überraschenden Zwischenstand von 5½:1½ nur noch eine Partie, doch es sollte trotzdem kein kurzer Arbeitstag für den Schiedsrichter werden… Jörg Wegerle hatte gegen Roman Kistella (2352) zunächst eine sehr dynamische Struktur angestrebt, dann jedoch etwas zu zögerlich agiert, so dass er mit einer potentiell anfälligen hängenden Bauernstruktur sicherlich keinen Vorteil mehr besaß. Sein folgerichtiges Remisangebot wurde jedoch abschlägig beschieden, bevor Kistella bei knapper Zeit seine Figuren so unglücklich aufstellte, dass Jörg in ein besseres Bauernendspiel abwickeln konnte. Aus dem dortigen Wettlauf der Freibauern endstand schließlich ein Damenendspiel mit zwei gegen einen Bauern, dass Jörg schließlich nach fast 7 Stunden zu seinem ersten vollen Zähler in dieser Saison knetete.
Da parallel die beiden Spitzenteams von Emsdetten II und Porz II verloren, konnte unsere Zweite mit diesem hohen Sieg wieder auf den zweiten Platz vorstoßen und könnte beim Duell mit dem direkten Verfolger von Wattenscheid II am kommenden Spieltag einen Big Point in Richtung Wiederaufstieg landen.