Chancenlos gegen Werder

Werder Bremen bleibt der Angstgegner unserer Bundesliga-Mannschaft. Wie in den beiden Vorjahren setzte es eine chancenlose Niederlage gegen die Mannschaft von der Weser, wobei in diesem Jahr beim 3:5 zumindest ein halber Brettpunkt mehr erzielt werden konnte.  Auch wenn der Kampf sehr lange unentschieden stand, kamen dennoch in unseren Reihen niemals ernsthafte Hoffnungen auf einen Sieg auf. Es ging an allen Brettern stets nur darum, ein Unentschieden zu erreichen, was schließlich bei Predrag Nikolic mißlang, der mit den weißen Steinen gegen Tomi Nyback (2627) frühzeitig in die Defensive geraten war. Eine ebenso bittere wie unnötige Niederlage musste schließlich Jan Smeets zum Abschluss hinnehmen, als er in einem theoretischen Remis-Läuferendspiel gegen Laurent Fressinet (2696) im 104. Zug den entscheidenden Fehler beging.

Nach der Niederlage gegen Wattenscheid musste gegen Bremen unbedingt gepunktet werden, um noch eine reale Chancen auf die Medaillenplätze zu haben. Dies erschien nicht völlig unmöglich, da die Werderaner auf ihre drei Topleute Vugar Gasimov, Pavel Eljanov und Le Quang Liem verzichten mussten, so dass sich ihre nominelle Favoritenposition in üblichen Grenzen hielt. Leider sollten wir aber in keiner Partie einer Überraschung wirklich nahe kommen.

Absolut plangemäß war die erste Punkteteilung am Spitzenbrett. Markus Ragger war nach seiner gestrigen Marathon-Partie gegen Anish Giri noch sehr geschlaucht und war in einer soliden Katalanisch-Partie gegen Zahar Efimenko (2703) der Punkteteilung nicht abgeneigt, die dann nach 23 Zügen auch vollzogen wurde.  Überhaupt keine Probleme hatte der in dieser Saison wieder sehr spielfreudige Artur Jussupov, mit Schwarz in einer Züricher Variante des 4. Dc2-Nimzo-Inders die Punkteteilung gegen Zbynek Hracek (2624) zu erreichen.

In fast allen anderen Partien waren jedoch die Bremer am Drücker: Besonders Predrag Nikolic war mit Weiß nach einem mißglückten g3-Grünfeld-Inder gegen Tomi Nyback (2627) frühzeitig in die Defensive geraten. Zudem hatten auch Jan Smeets und Erwin L’Ami gewisse Probleme, den Anzugsvorteil von Laurent Fressinet (2696) und Alexander Areshchenko (2672) völlig zu neutralisieren. Dies gelang dagegen Michael Hoffmann recht souverän, der mit einer guten Leistung im Grünfeld-Inder ein korrektes Schwarz-Remis gegen Vlastimil Babula (2572) einfuhr. Wenig später endete auch die Partie von Alexander Naumann gegen den jungen Ungarn Richard Rapport (2547) leistungsgerecht Remis. In einem g3- Königsinder opferte das Talent der Magyaren stellungstypisch eine Qualität auf b2 und erhielt dafür Gegenspiel gegen den geschwächten weißen König. Nach einigen taktischen Verwicklungen kam es hier schließlich zum Dauerschach.

Schließlich war es pünktlich zur Zeitkontrolle auch Erwin L’Ami gelungen, die Stellung in einer Nebenvariante des geschlossenen Spaniers so abzuschließen, dass die leichte Initiative von Areshchenko nichts mehr wert war, so dass wir mit dem Zwischenstand von 2½:2½ in die fünfte Spielstunde gingen.  Trotz des ausgeglichenes Spielstandes rechnete zu diesem Zeitpunkt allerdings fast jeder mit einer Niederlage, denn Jan Smeets und Daniel Stellwagen konnten bestenfalls noch auf Punkteteilungen hoffen, während Predrag Nikolic bereits lange für eine verlorene Sache kämpfte.

Sein finnischer Kontrahent hatte das im frühen Mittelspiel eroberte Läuferpaar mustergültig eingesetzt und gegen die passiven weißen Figuren letztlich zu entscheidendem materiellen Vorteil genutzt, so dass Nyback trotz zähem Widerstand von Predrag letztlich die verdiente Führung erzielte. Die positionell spannendste Auseinandersetzung gab es vielleicht in der Begegnung zwischen Daniel Stellwagen und Luke McShane (2671), in der ein weiteres Mal das bekannte damenlose Mittelspiel der spanischen Berliner Verteidigung diskutiert wurde. Daniel agierte sehr kreativ und hoffte nach einem Qualitätsopfer auf seine beiden verbundenen Freibauern am Königsflügel, doch der vermutlich stärkste Nicht-Profi-Spieler der Welt behielt stets den Überblick, so dass schließlich die interessante Materialkonstellation entstand, in der Daniel mit Turm und zwei Springern gegen die beiden Türme und drei Bauern (darunter ein Doppelbauer) des Briten kämpfen musste. Letztlich löste Daniel die Verteidigungsaufgabe sehr gut und erreichte so eine verdiente Punkteteilung zum Zwischenstand von 3:4.

Auf einen solchen halben Zähler hoffte zum Abschluss auch Jan Smeets, der gegen die Reti-Eröffnung von Fressinet stets einen minimalen Nachteil gehabt hatte, der auf dem weißen Läuferpaar basierte. Doch Jan verteidigte sich zäh und exakt, so dass er schließlich nach 86 Zügen ein theoretisches Remisendspiel mit Läufer gegen Läufer und Bauer erreichte. Allerdings sollte unsere Ausbeute in den Marathonpartien dieses Wochenendes suboptimal bleiben. Nach 18 korrekten Zügen unterlief Jan im 104. Zug der entscheidende Patzer, mit dem er seine gute Verteidigungsleistung der vorherigen Stunde leider abrupt zunichte machte und sich zum 3:5-Endstand geschlagen geben musste.

Nach diesem enttäuschenden Kampfverlauf gab es abschließend wenigstens eine gute Nachricht zu verzeichnen. Mit 15:7 Punkten bleibt die Mannschaft von Teamchef Herbert Scheidt trotz der Niederlage auf dem 4. Tabellenplatz und hat nach der überraschenden Niederlage von Eppingen gegen den HSK sogar weiterhin gewisse Chancen auf die Bronzemedaille. Weiter geht es am 17./18.03. in Dresden.

 

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