Mit einem 4½: 3½-Erfolg gegen den gastgebenden SV Mülheim Nord hat sich unser Bundesligateam dank der besseren Brettpunkte auf den dritten Platz der Tabelle vor den SC Eppingen geschoben, auch wenn die Kraichgauer heute mit einer exzellenten Vorstellung dem designierten Meister OSC Baden Baden ein hochverdientes 4:4 abknöpften und dessen Meisterfeier vertagten. Auch für unseren Erfolg war eine echte Energieleistung trotz eines schnellen Sieges von Markus Ragger am Spitzenbrett notwendig, denn nach Niederlagen von Jan Smeets und Alexander Naumann gerieten wir sogar in Rückstand, bevor Predrag Nikolic und Daniel Stellwagen mit ihren vollen Zählern den Kampf doch noch zu unseren Gunsten drehten.
Die Bundesliga-Saison 2011/12 begann für unsere Mannschaft dort, wo sie im Oktober 2011 mit den zentralen Auftaktveranstaltung begonnen hatte, nämlich in Mülheim. Natürlich wurde diesmal nicht in der großen RWE-Sporthalle gespielt, sondern die Gastgeber hatten in den Räumlichkeiten der Sparkasse wie gewöhnlich für sehr gute Spielbedingungen gesorgt. Dieser schöne Rahmen sollte ihnen bei einem versöhnlichen Saisonabschluss behilflich sein, denn nach der bereits suboptimalen letzten Spielzeit erwischte das Team des rührigen Heinz Schmitz in diesem Jahr eine echte Seuchensaison, in der es lediglich beim Sieg über Meister Baden Baden sein Potential offenbarte, das mindestens für einen Medaillenplatz reichen sollte.
Doch nach diesem Saisonverlauf gingen wir als leichter Favorit in den Kampf, zumal die Gastgeber wegen der parallel laufenden russischen Mannschaftsmeisterschaft gleich 5 Spieler ihrer Vorderachse ersetzen mussten. Dafür hatten sie jedoch ihr Spitzenbrett Maxime Vachier-Lagrave (2715) aufgestellt, der jedoch gegen Markus Ragger einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. In einem Fianchetto-Grünfeld-Inder geriet der französische Spitzenspieler frühzeitig auf Abwege und stand bereits nach 15 Zügen in höherem Sinne auf Verlust, so dass sich Markus nach bereits 23 Zügen über seinen zweiten 2700er-Skalp in dieser Saison freuen konnte.
Leider währte die Freude darüber nicht allzu lange, denn Jan Smeets griff mit Schwarz in einem komplexen slawischen Mittelspiel, das aus der ruhigen 4.Dc2-Variante entstanden war, gegen den frisch gebackenen deutschen Meister Daniel Fridman (2652) daneben und musste sich ebenfalls noch vor der Zeitkontrolle geschlagen geben. Zuvor hatte sich bereits Michael Hoffmann in einer sehr ruhigen Partie auf Remis mit Mihail Saltaev (2484) geeinigt, nachdem er gegen dessen Chebanenko-Slaven nichts erreicht hatte und das Stellungsgleichgewicht niemals gestört worden war.
Deutlich ereignisreicher verlief die Partie zwischen Mihail Feygin (2521) und Erwin L’Ami, in der Erwin etwas überraschend den Chinesischen Drachen mit 10… Tb8 gewählt hatte. Es entwickelte sich der typische taktische Schlagabtausch mit heterogenen Rochaden, bevor letztlich doch alle Angriffsfiguren vom Brett verschwanden und in einem ausgeglichenen Endspiel Frieden geschlossen wurde. Mads Andersen hatte gewisse Schwierigkeiten, mit Schwarz in einem Taimanov-Sizilianer gegen Aleksej Litwak (2276) völligen Ausgleich zu erlangen, konnte aber letztlich doch das weiße Läuferpaar mit seinem mächtigen Zentralspringer auf e5 kompensieren und erreichte ebenfalls noch vor der Zeitkontrolle den Remishafen.
So ging es mit einem Zwischenstand von 2½:2½ in die fünfte Spielstunde, doch es deutete sich bereits der Rückstand an. Der gesundheitlich stark angeschlagene Alexander Naumann hatte mit Schwarz gegen Felix Levin (2482) die Wiener-Variante gewählt, aus der dann schnell ein angenommenes Damengambit entstand, in dem Weiß ein leicht besseres Leichtfigurenendspiel erreichen konnte. Dort unterliefen dem indisponierten Alex einige kleinere Ungenauigkeiten, so dass Levin schließlich einen Bauern gewinnen und dank seines Freibauern am Damenflügel den vollen Zähler einfahren konnte.
Glücklicher Weise kippten fast parallel zu dieser Partie die beiden anderen Begegnungen zu unseren Gunsten. Predrag Nikolic hatte in einem gewohnt ruhigen Fianchetto-Königsinder gegen Daniel Hausrath (2508) nichts erreicht, profitierte dann aber von einigen Zeitnotungenauigkeiten des Mülheimers und fuhr danach im Leichtfigurenendspiel den wichtigen vollen Zähler ein. Ganz ähnlich verlief das Duell von Daniel Stellwagen, der gegen den sehr soliden Rubinstein-Franzosen von Alexander Berelowitsch ebenfalls nur einen nur sehr schwer zu verwertenden Mehrbauern ergattert hatte, bevor der Ukrainer in Zeitnot eine Qualität einstellte. Die technische Verwertung war dennoch immer noch nicht trivial, doch Daniel absolvierte diesen Teil auch unter dem Druck des knappen Spielstandes souverän und sorgte so für den wichtigen Siegtreffer zum 4½: 3½.
Damit geht unsere Erste nun mit einem Vorsprung von 1½ Brettpunkten in das Fernduell um die Bronzemedaille, die mit einem möglichst hohen Sieg gegen Katernberg gesichert werden soll.
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