Mit einem 17:15 (4½:3½)-Zittersieg trotz spielerisch schwacher Leistung beim Gütersloher SV hat unsere Jugend-Bundesliga-Mannschaft die Saison auf einem glänzenden zweiten Platz abgeschlossen und sich damit erneut für die Deutsche Meisterschaft am Ende dieses Jahres qualifiziert. Nach der überraschenden Niederlage von Tabellenführer SG Bochum 31 fehlten am Ende lediglich 2½ Brettpunkte zum Titelgewinn in der Jugendbundesliga West. Dennoch darf die Mannschaft über die beste Platzierung unserer Vereinsgeschichte außerordentlich stolz sein.
Aufgrund diverser schulischer und Abiturverpflichtungen musste Jugendwart Oliver Kniest auf vier seiner fünf Spitzenbretter verzichten und nutzte in Anbetracht der bereits sicheren Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft die Gelegenheit, zwei jungen Spielern aus der Verbandsliga-Aufstiegsmannschaft die Chance zu einem Bundesligaeinsatz zu geben. Auch die Gastgeber, deren Abstieg bereits feststand, testeten bereits ausgiebig für die kommende NRW-Liga-Saison und brachten außer den beiden Spitzenbrettern eine reine U14-Mannschaft an die Bretter.
Dabei stellte sich schnell heraus, dass sich die sympathischen Ostwestfalen, deren Verein 110 Mitglieder, davon über 60 (!) Jugendliche hat, keine Sorgen um die Zukunft machen müssen, denn ihre Youngster lieferten uns trotz vielfach deutlicher DWZ-Unterlegenheit einen hervorragenden Kampf. So wurden zwei taktische Patzer unseres Debütanten Niklas Nink, der eine ordentliche Eröffnung gespielt, dann jedoch die Entwicklung seiner Figuren zu sehr vernachlässigt hatte, konsequent zur Führung für Gütersloh ausgenutzt. Doch wenig später konnte Seva Bashylin mit einem blitzsauberen Schwarz-Sieg wieder ausgleichen.
Alle anderen Partien gingen in die vierte Spielstunde und es sah lange nach einem Überraschungs-Erfolg für die Gastgeber aus, da Philipp Andrä in einem offenen Sizilianer mit Weiß kompensationslos einen Bauern eingestellt und Mark Shishkov in einem Katalanen ein sehr spektakuläres, aber objektiv leider inkorrektes Damenopfer für nur 2 Figuren angebracht hatte. Zudem hatte leider Philipp Nguyen seine Vorteile in einem Abtausch-Spanier durch einen Blackout verdorben und war in einem Endspiel mit schlechtem Läufer gegen guten Springer gelandet.
Doch glücklicher Weise übersah sein Kontrahent eine kleine taktische Abwicklung, durch die Philipp nicht nur seinen Läufer aktivieren, sondern auch noch einen entscheidenden Freibauern schaffen konnte, so dass er seinen ersten Bundesliga-Einsatz mit einem vollen Zähler beenden konnte. Doch prompt kam es wieder zum Ausgleich. Ausgerechnet unser bisheriger 100 %-Scorer Kevin Zolfagharian hatte seinen klassischen Sizilianer etwas nachlässig behandelt, wonach ihm sein junger, fast 400 DWZ-Punkte weniger aufweisender Kontrahent in einer exzellenten Partie glatt überspielte und eine echte Talentprobe abgab.
Mit der Zeitkontrolle stellte Daniel Reksten mit der besten Partie auf unserer Seite die Führung wieder her. Diesmal gab es bei ihm keine spektakulären taktischen Abwicklungen Taktik zu bestaunen, sondern er sammelte in einer ganz ruhigen Caro-Kann-Stellug sehr geduldig und exakt kleine Vorteile mit Schwarz an, um diese im Endspiel einwandfrei zu verwerten. Oliver Wroblowski durfte in seinem letzten Jugend-Bundesliga-Kampf das Spitzenbrett verwalten und erreichte dort eine nimzo-indische-Traumstellung, in der er mit Weiß das Läuferpaar ohne jegliche Schwächung der Bauernstruktur behaupten konnte. Dies führte langfristig zum Gewinn eines Bauern, doch sein erfindungsreich verteidigender Gegner schaffte schließlich den Abtausch eines Läufers, wonach das Endspiel aufgrund der zuverlässigen Blockade des weißen Freibauern durch den schwarzen Springer nicht mehr zu gewinnen war.
Licht und Schatten gab es in der Partie von Philipp Andrä zu beobachten. Nach der völlig verpatzten Eröffnung kämpfte er sich vorbildlich in die Partie zurück und erreichte schließlich ein Endspiel, in dem sein Springer und Läufer den gegnerischen Turm und Bauern völlig dominierten. Leider ließ er aber genau nach dem Erreichen dieser technischen Gewinnstellung wieder nach und verdarb die Partie unnötig noch zum Remis. So verblieb beim Stande von 4:3 noch die Partie von Mark Shishkov, der seit der Eröffnung stets die meisten Zuschauer zu verzeichnen hatte, nachdem er in einem Katalenen sich mit seinem Bauern von d5 unter Damenopfer bis nach b7 durchgefressen hatte. Obwohl er nur zwei Leichtfiguren für Dame und Bauer besaß, erwies sich die schwarze Stellung aufgrund des auf b7 installierten Freibauern als nicht einfach zu spielen und sein Kontrahent verlor in den Verwicklungen schrittweise den Überblick. So erreichte Mark im weiteren Verlauf nicht nur hinreichende Kompensation, sondern im Endspiel mit Turm, Läufer und drei Freibauern gegen zwei Türme und einen zwar bis nach a2 vorgestoßenen, aber zuverlässig blockierten schwarzen Freibauern eine klare Gewinnstellung.
Dort verließen ihn dann aber die Nerven und er gab sich mit einem Remis zufrieden, um den sehr glücklichen 4½:3½-Mannschaftssieg abzusichern. Dennoch zeigte die Mannschaft auch in diesem Kampf wieder einmal ihren hervorragenden Teamgeist, der sicherlich nicht unwesentlich zu den vier 4½-Siegen in dieser Saison beigetragen hat.
Während die Jugend-Bundesliga damit beendet ist, geht es bereits am kommenden Sonntag wieder nach Gütersloh, wenn wir im Rahmen der U16-NRW-MM eine konzentriertere Leistung zeigen müssen, um gegen die jungen Gütersloher Talente zu punkten.