Der Sommer ist traditionell die Zeit der unzähligen Open-Turniere, bei denen selbstverständlich auch viele unserer Bundesligaspieler am Start sind. Zum Auftakt gab es dabei einige sehr gute Ergebnisse zu verzeichnen. So gelang unserem US-Neuzugang Aleksandr Lenderman beim National Open in Las Vegas vom 14.-17.06.2012 das seltene Kunststück, ein Open alleine zu gewinnen, was insbesondere aufgrund der kurzen Distanz von nur 6 Runden beeindruckt.
In der Zocker-Metropole von Nevada lockte der 80.000 Dollar-Preisfond auch in diesem Jahr wieder mehr als 600 Spieler in 8 verschiedenen Spielstärke-Kategorien am Start. Die Topgruppe war mit 92 Teilnehmern, darunter 16 GM und 12 IM ebenfalls stark besetzt. Hier gelang Aleksandr ein ideales Turnier mit 5 Siegen in Folge, so dass ihm ein Remis in der Schlussrunde das stattliche Preisgeld von 6.400 Dollar sicherte.
Noch deutlich größer und besser dotiert ist das World Open in Philadelphia, das tradionell in der Woche des Independence Day ausgerichtet wird und in diesem Jahr vom 02.-08.07.2012 bereits seine 40. Auflage erlebte. In unzähligen Kategorien, bei denen man zudem entscheiden kann, ob man die 9 Runden CH-System in 7, 5 oder nur 3 Tagen absolvieren will, lockt ein riesiger Preisfond von über 200.000 Dollar nicht nur unzählige Amerikaner, sondern auch viele Europäer über den großen Teich, schließlich kann man z.B. sogar als Sieger der Kategorie unter 1200 ein Preisgeld von 3.000 Dollar ergattern!
Da nach klassischem amerikanischen Vorbild die Devise grundsätzlich »The Winner takes it all« lautet, nehmen die Sieger der Amateur-Kategorien meistens deutlich mehr Geld als viele GMs mit nach Hause, die nicht auf den Topplätzen landen. Dies drohte in der 118 Spieler, darunter 39 GM umfassenden Topgruppe auch Alex Lenderman, der nach frühen Niederlagen gegen den späteren Turniersieger Ivan Sokolov (2676) und Sergej Erenburg (2623) zur Turnierhalbzeit nur bei 2½/5 im Mittelfeld notierte. In den beiden abschließenden Doppelrunden gelang ihm jedoch ein phantastischer Endspurt mit 4 Siegen in Folge, der ihm mit 6½/9 noch den vierten Platz nach Wertung und ein noch ordentliches Preisgeld von knapp 1.500 Dollar einbrachte.
Deutlich entspannter als bei den hektischen amerikanischen Open ging es vom 06.-08.07.2012 im niederländischen Haarlem zu, wo das traditionelle Nova College-Wochenend-Open auf dem Programm stand, bei dem 6 Runden in 3 Tagen mit leicht verkürzter Bedenkzeit zu absolvieren waren, so dass auch keine Elo-Wertung vorgenommen wurde. Dennoch versammelte sich ein starkes Feld mit 6 GM, darunter Schach-Legende Ulf Andersson, in der Topgruppe. Hier gelang Erwin L’Ami eine schöne Generalprobe für die in der kommenden Woche beginnenden holländischen Meisterschaften. Mit 4 Siegen und 2 Remis konnte er dank der besten Buchholz-Wertung den Turniersieg erreichen, was seine Gattin Alina in einem reich bebilderten Report für CHessbase dokumentiert hat.