Das Phänomen ist aus allen Sportarten bekannt: nach einer richtig schlechten Leistung sind die Akteure immer froh, wenn das nächste Spiel schnellstmöglich auf dem Programm steht, um sich direkt rehabilitieren zu können. Im Schach dauert es in der Regel ca. einen Monat bis zum nächsten Kampf, doch da unser 3. Spieltag in der Verbandsliga auf Wunsch von Solingen 1928 um vier Wochen vorverlegt worden war, konnte unsere IV. Mannschaft bereits eine Woche nach der hohen 1:7-Niederlage beim Düsseldorfer SV Wiedergutmachung betreiben. Das traditionell reizvolle Lokalderby erzeugte vielleicht noch etwas zusätzliche Motivation und so fuhr die Mannschaft von Joachim Görke einen verdienten 6:2-Sieg ein.
Dabei hatten wirklich alle Vorzeichen dagegen gesprochen: Schließlich hatte unsere Vierte nicht nur den Saisonstart mit 1:3 Zählern verpatzt, sondern die 28er hatten sich in den beiden ersten Partien gegen die nominell stärksten Teams der Liga glänzend präsentiert und sich mit zwei Siegen an die Tabellenspitze geschoben. Zudem hatten sie die letzten beiden Stadt-Derbys verdient für sich entschieden, während unser letzter Erfolg aus der Saison 2007/08 datierte.
Der Kampf begann gegen die in Bestbesetzung angetretenen Gäste erst einmal vorsichtig: Ali Erkay kam in seiner Katalanisch-Partie gegen Oliver Surrey nicht über optische Vorteile hinaus und trennte sich ebenso Remis wie Dirk Schockenbäumer, der seinen Anzugsvorteil gegen einen umsichtig verteidigenden Peter Martino-Groß ebenfalls nicht zu einem Sieg nutzen konnte. Doch unsere dritte beendete Weiß-Partie brachte schließlich die ersehnte Führung:
Seva Bashylin attackierte in seinem gewohnt unternehmungslustigen Stil unter Materialopfer die Stellung von Georgios Vranidis, dessen Stellung plötzlich nicht mehr zu halten war, als ihm eine folgenschwere Ungenauigkeit in der Verteidigung unterlief. Ganz ähnlich war der Partieverlauf am 5. Brett, wo Kevin Zolfagharian nach der zahmen Eröffnungsbehandlung von Robert Jenusch mit Schwarz schnell die Initiative an sich riss, eine Qualität opferte und sich schließlich mit seinem durchschlagskräftigen Angriff durchsetzte, bevor Weiß genügend Gegenspiel kreieren konnte.
Dagegen steckt der dritte Jugend-Bundesliga-Akteur Daniel Reksten weiterhin in einer Formkrise und musste sich wie in der Vorsaison mit Schwarz gegen Stefan Speck geschlagen geben, nachdem sein König in der Mitte steckengeblieben war und das weiße Läuferpaar zu große Kraft entfalten konnte. Doch kurz vor der Zeitkontrolle sorgte der Kapitän Joachim Görke für die Vorentscheidung, als er Markus Mrochen am Königsflügel überlisten und für das 4:2 sorgen konnte.
Denn auch in den verbleibenden Partien waren wir am Drücker: Ralph Blasek behandelte die Eröffnung am Spitzenbrett wieder einmal sehr kreativ, so dass er trotz der schwarzen Steine gegen den zurückhaltenden positionellen Aufbau von Dirk Pohle schon bald die Initiative besaß und diese zu einem schön rausgespielten vollen Zähler nutzte. Den schönen Schlusspunkt setzte dann Stephan Borchert, der gegen den 28er-Helden der Vorwoche, Detlef Beil, ein technisch nicht einfaches Leichtfigurenendspiel sehr konzentriert vortrug und mit einem verdienten vollen Zähler zum 6:2-Endstand belohnt wurde.
Damit hat sich unsere Vierte mit nun 3:3 Zählern etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, bevor nun mit der Sgem Hochneukirch und Turm Kamp-Lintfort die nominell stärksten Teams der Liga warten.
Noch mal Glückwunsch für die gute Leistung und Danke für den objektiven Bericht, viel Erfolg aus der Nachbarschaft für Eure Partien gegen “Sgem Hochneukirch und Turm Kamp-Lintfort die nominell stärksten Teams” !