Souveräne Vorstellung gegen die Schachfreunde Berlin

Mit einem deutlichen 5½:2½-Erfolg gegen die Schachfreunde Berlin hat unsere I. Mannschaft das erste Bundesliga-Wochenende beendet und sich mit 4:0 Zählern erst einmal in der Spitzengruppe der Liga plaziert. Gegen die Hauptstädter gab es mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung keine einzige Niederlage, während Predrag Nikolic, Aleksandr Lenderman und Jan Smeets für die vollen Zähler sorgten.

Die Vorzeichen vor dem Kampf schienen klar. Die Berliner hatten mit Ausnahme ihres armenischen Spitzenbrettes Hrant Melkumyan (2649) auf einige ihre starken Ausländer verzichtet und traten mit sieben deutschen Spielern an, was in der heutigen Bundesliga bereits absoluten Seltenheitswert besitzt. Folglich waren wir zwar nach Elo-Erwartung recht deutlich favorisiert, doch in den letzten 10 Jahren hatten wir bereits häufig gerade gegen vermeintlich schwächere Aufstellungen der sehr kampfstarken Hauptstädter Punkte liegen gelassen. Außerdem wollte sich das Oktett um Rainer Polzin bestimmt für die heftige 1½:6½-Niederlage des Vorjahres revanchieren.

Im damaligen Kampf hatte Mads Andersen seinen ersten Bundesliga-Sieg eingefahren. Damals wie heute war sein Gegner IM Lars Thiede (2441). Diesmal ergab sich aus einem Königsinder schnell eine sehr verschachtelte Position, in dem keine Seite entscheidende Vorteile erringen konnte, was schließlich eine korrekte Punkteteilung zur Folge hatte.  Das gleiche Resultat gab es in einer ausgeglichenen Partie zwischen Daniel Stellwagen und GM Martin Krämer (2520), der Daniel vor einigen Jahren als Titelloser am Erfurter Spitzenbrett eine heftige Niederlage zugefügt hatte. Vielleicht agierte Daniel deshalb relativ vorsichtig, so dass die Partie aus einer Steinitz-Verteidigung im Spanier ohne größere Aufregungen in einem ausgeglichenen Turmendspiel landete.

Damit hatten wir bereits aus zwei Weiß-Partien nichts herausgeholt. Dennoch brauchte sich Teamchef Herbert Scheidt keine größeren Sorgen zu machen, was vor allem an der tollen Vorstellung von Predrag Nikolic lag. Unser bosnischer Routinier hatte am Vortag eine taktische Vorteilsmöglichkeit ausgelassen und wollte offenbar nun beweisen, dass er bei weitem nicht nur das feine Positionsspiel beherrscht. Die Folge war eine schöne Angriffspartie als Schwarzer in einem Winawer-Franzosen, mit der er gegen Dennis Abel (2437) die Führung erzielte und deren entscheidende Phase auch im Tagesbericht auf der Bundesligaseite kommentiert wird.

Ein spannendes Duell lieferten sich aus einem c3-Sizilianer heraus IM Ilja Schneider (2489) und Gawain Jones, bei dem aber letztlich trotz des interessanten Duells zwischen Turm und Freibauer gegen das schwarze Läuferpaar im Endspiel das Gleichgewicht nicht ernsthaft gestört war. Ähnliches galt für die Begegnung am Spitzenbrett, wo Markus Ragger in einem Slaven gegen GM Hrant Melkumyan (2647) stets etwas räumlichen Nachteil verkraften musste, aber mit exakter Verteidigung schließlich ein ausgeglichenes Turmendspiel erreichte. Aleksandr Lenderman hatte in einem sizilianischen Grand-Prix-Angriff gegen IM Stephan Berndt (2443) nichts herausgeholt, erreichte aber schließlich dank seiner größeren Königsaktivität ein deutlich angenehmer zu spielendes Turmendspiel mit jeweils drei Bauern, dass er nach nicht optimaler Verteidigung seines Gegners tatsächlich noch in einen vollen Zähler zum 4:2 umwandeln konnte.

Damit war der Kampf praktisch entschieden, denn auch Jan Smeets knetete ein leicht besseres Turmendspiel gegen IM Arnd Lauber (2469) schließlich erfolgreich noch zum vollen Zähler und avancierte damit zusammen mit Lenderman zum Solinger Topscorer des Wochenendes. Den letzten halben Punkt steuerte Michael Hoffmann letztlich leistungsgerecht nach einer abwechslungsreichen Partie mit Schwarz gegen den Vizepräsidenten des Ligaverbands, GM Rainer Polzin (2465) bei, so dass der souveräne 5½:2½-Erfolg perfekt war.

Bereits in drei Wochen steht das nächste Wochenende in Wiesbaden an, wo wir neben Griesheim auch auf die exzellent gestarteten Gastgeber treffen werden.

Bericht der Schachbundesliga zur 2. Runde
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