Unser Jugend-Bundesliga-Team hat mit einem insgesamt verdienten 17:15-(4½:3½)-Erfolg bei der SV Mülheim Nord am zweiten Spieltag ihren zweiten knappen Auswärts-Sieg gefeiert und sich damit erst einmal in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt. Bei den Mülheimern sorgten Daniel Reksten, Kevin Zolfagharian und Amina Sherif für unsere Siege, bevor in der letzten Partie des Kampfes Seva Bashylin beim Stande von 4:3 der entscheidende halbe Zähler gelang.
Am bisher kältesten Sonntag des Jahres sorgte wieder einmal die Umstellung auf Winterzeit bereits vor Beginn des Kampfes für Aufregung, obwohl die Nacht ja eine Stunde länger war! Ein Teammitglied, der hier ungenannt bleiben soll (Name der Mannschaft und dem Jugendwart bekannt) erschien eine Stunde zu früh am vereinbarten Treffpunkt und ging davon aus, dass die Mannschaft wohl bereits ohne ihn abgefahren sei, wonach er sich jedoch nicht etwa auf den Weg nach Mülheim machte, sondern wieder sein Bett zuhause ansteuerte, um dort noch etwas Schlaf nachzuholen! Dort konnte er dann ca. 1½ Stunden später noch erreicht werden, wonach er nach einigen aufregenden Telefonaten letztlich noch erfolgreich zum Spielort gelotst werden konnte.
Dort lief der Kampf, zu dem beide Teams in Bestbesetzung angetreten waren, bereits eine halbe Stunde und man konnte sich im sehr modernen Mülheimer Schachzentrum schnell einen Gesamtüberblick über den Wettkampfstand verschaffen, da alle Partien live ins Internet übertragen wurden und die Fans zuhause direkt mitfiebern konnten. Das erste Ergebnis gab es bereits nach 10 Zügen zu vermelden: Jan Porstmann hatte mit Schwarz in einer katalanischen Theorievariante gegen den früheren Velberter Mathias Vavro bereits weit über eine Stunde Zeit gegenüber den 5 Minuten seines Gegenüber verbraucht, so dass seine Punkteteteilung in Ordnung ging.
Einen rabenschwarzen Tag hatte dagegen Philipp Andrä erwischt, der gegen Maximilian Vavro, den jüngeren der beiden Brüder, in einer ruhigen Englisch-Variante mit Schwarz kompensationslos im frühen Mittelspiel einen Bauern einstellte und danach ziemlich chancenlos verlor. Den Ausgleich erzielte nach etwas über 3 Stunden dann Daniel Reksten, dessen Entschlossenheit am heutigen Tag bereits dadurch deutlich wurde, dass er trotz der Temperaturen in kurzer Hose angetreten war! Entsprechend kernig war auch seine Partieanlage, in der er als Schwarzer mit einem hübschen taktischen Trick bereits in der Eröffnung einen Bauern gewann und diesen dann mit schönem Angriffsschach in einen vollen Zähler umwandelte.
In der vierten Spielstunde schien sich dann der Kampf zu unseren Gunsten zu entscheiden: Kevin Zolfagharian spielte eine sehr konzentrierte Partie und öffnete in einem Sizilianer mustergültig die Linien zum gegnerischen König, wofür er mit einem vollen Zähler belohnt wurde. Der Gegner von Amina Sherif hatte mit Schwarz früh einen Bauern für nicht hinreichende Initiative geopfert. Als sie ihren Mehrbauern bereits unter zahlreichen Abtäuschen stabilisiert hatte, machte sie in knapper Zeit einige unnötig passive Züge, so dass ihr Kontrahent den Bauern inklusive aktiverer Figuren zurückgewann. Nach dem Erreichen der Zeitkontrolle spielte Amina dann jedoch wieder optimal und aktivierte ihre Figuren in idealer Weise, so dass sie nach fahrlässiger Verteidigung ihres Gegners schließlich mit einem hübschen taktischen Trick eine Figur gewinnen und die Führung ausbauen konnte.
Damit schien der Kampf beim Stande von 3½:1½ entschieden, zumal Jerome Neumair und Seva Bashylin mit Weiß über die besseren Aussichten verfügten. Es folgte jedoch eine für den Jugendwart nervenaufreibende halbe Stunde, in der zunächst Anne Reksten zwei Figuren gegen nur einen Turm einbüßte, Seva seinem Gegner zu viel Gegenspiel einräumte und temporär einen Bauern verlor und Jerome in seinem Bemühen um die schnellstmögliche Einbeziehung seines Turms in den Angriff in einem Anflug von Schachblindheit eine ganze Figur einstellte!
Nun schien sogar noch ein Sieg der Mülheimer möglich, so dass es sehr beruhigend war, dass Anne die beiden gegnerischen Leichtfiguren so passiv stellen konnte, dass ihr Gegner zum 4:2 ins Remis einwilligte. In den beiden verbleibenden Partien kam es zu heftigen Zeitnotschlachten. Jerome schaffte in dieser Blitzphase das Kunststück, 12 Züge in 40 Sekunden auszuführen und sich dabei zudem seine Minusfigur zurückzuholen! Leider hatte er jedoch noch 13 Züge bis zur Zeitkontrolle zu machen und überschritt bei Ausführung des 40. Zuges in immer noch schwieriger Stellung die Bedenkzeit!
Damit hing nun alles von Seva ab, der freiwillig einen Zentrumsbauern abgegeben hatte, um zwei Freibauern am Damenflügel zu bilden, die von seinem Läuferpaar unterstützt werden sollten. Als sein Gegner diese jedoch zuverlässig blockieren und danach angreifen konnte, musste Seva in beidseitiger Zeitnot in den Defensiv-Modus umschalten, was ihm jedoch hervorragend gelang. So erreichte er nach der Bltzphase ein Doppelturmendspiel mit jeweils drei Bauern am Königsflügel, indem Seva zudem über die aktiveren Türme verfügte, so dass sein Gegner das Remisangebot zum 17:15 (4½:3½) kaum ablehnen konnte.
Damit hat unsere neu formierte Mannschaft einen idealen Saisonstart hingelegt und wir empfangen zur Heimpremiere am 25.11. den Serien-NRW-Meister SG Bochum 31 unter ungewöhnlichen Vorzeichen, da diese den Saisonauftakt verpatzten und nun als Verfolger ins Schachzentrum anreisen werden.