Im Kaffeehaus bestellt man den Kaffee gerne mit einem Stück Zucker. Beim Schach im Kaffeehaus stellt man ungern die Partie mit einem Zug ein. Doch beim 4½:3½ der VII. gegen die vierte Vertretung von BSW aus Wuppertal war beides ein Thema. Und nicht nur das: Viele Partien waren wie zu kurz gezogener Tee – an- und aufregend!
An fast jedem Brett stand eine Tasse Kaffee für die folgende Begebenheit: So hatte an Brett 2 Herbert Scheidt einzügig nach etwas mehr als 20 Zügen die Einladung zum zweizügigen Matt durch das Vorpreschen seines weißen f-Bauerns ausgesprochen und sofort die Hand zur Gratulation übers Brett gereicht. Nicht besser an Brett 5: Engelbert Kletzl würzte seine Partie nach etwa 25 Zügen durch den einzügigen Einsteller seines Läufers. Ersatzmann Hans-Peter Ramroth, der seit Jahren in Spanien lebt und am Sonntag mit Leidenschaft am Brett saß, hatte Wuppertaler Gene. Im 20. Zug war sein Gegner in einer weiteren Kurzpartie überspielt. Kurz, aber auch ohne Würze, und mit einem Remis endete die Partie von Lothar Mix am 7. Brett. Gar 30 Züge brachte Jan-Hendrik Berents aufs 1. Brett und gewann ebenfalls nach einem Versehen seines Gegners. Am 3. Brett war es Markus Schwedler, dessen 20-Züger wiederum im Verlust endete.
»Wir spielen hier Kaffeehaus-Schach«, war dann auch von Herbert Scheidt die messerscharfe Analyse. Beleg die Partie von Kurt Rist am 4. Brett. Immerhin wieder etwas über 30 Züge lang, hatte Kurt nach dem Drittel der Züge eine klare Gewinnposition in der Eröffnung erreicht, die er durchs Ausweichen von Tauschmotiven zum Verlust nebst Figurenverlust verdarb, aber die Initiative behielt, und siehe da: Unter Druck gab der Gegner die Partie mit einem hübschen Mattbild auf dem Brett wieder her, Kurts Dame ließ dem gegnerischen König kein Ausweichfeld – und der sah aus wie saure Sahne. Bleibt noch das 6. Brett: Erstaunlicherweise hatte Reinhold Wygas Dampf für über 40 Züge mitgebracht und konnte im Turmendspiel des Gegners König gewinnbringend vom eigenen Freibauern isolieren. 4½:3½ endete die Schlacht am heißen Schach-Büfett mit gesüßten Damen, Stellungen, so bröselig wie Mürbteig, leichten Fehlern, die nicht mal in Milch schwimmen und vergifteten Bauern. Unterhaltsam war es allemal.
Philipp Müller