Ragger verliert zum Weltcup-Auftakt

Zu Beginn dieses Jahrtausends experimentierte die FIDE mit der Austragung der Weltmeisterschaft in einem KO-Turnier, was unter anderem zu den Überraschungs-Weltmeistern Alexander Khalifman und Rustam Kasimdzhanov führte. In der Folgezeit kehrte man zum klassischen System der WM-Zweikämpfe zurück, doch die Idee des großen Turniers mit 128 Spielern im Stile eines Tennis-Grand-Prix-Turniers wurde in Form des Weltcups konserviert, der alle zwei Jahre ausgetragen wird und heute den Auftakt zu seiner vierten Auflage feierte.

Austragungsort ist erstmalig nicht Khanty Mansisk, sondern die norwegische Stadt Tromsö nördlich des Polarkreises, in der im kommenden August auch die nächste Schach-Olympiade ausgetragen werden wird. Neben einem Gesamtpreisfonds von 1,6 Millionen US-Dollar geht es vor allem um zwei Qualifikationsplätze für das nächste WM-Kandidatenturnier im März 2014. Da die FIDE beschlossen hat, dass auch die beiden Spieler, die sich für dieses Kandidaten-Turnier durch Elo qualifizieren, entweder im FIDE-Grand Prix oder im Weltcup teilgenommen haben müssen, sind auch Levon Aronian und Vladimir Kramnik am Start. Der Weltcup dürfte damit unzweifelhaft das stärkste KO-Turnier aller Zeiten sein – von der absoluten Weltspitze fehlen lediglich die beiden WM-Finalisten Vishy Anand und Magnus Carlsen sowie der bereits für das Kandidatenturnier qualifizierte Veselin Topalov.

In das illustre Feld der 128 Spieler haben es diesmal gleich 3 SG-Akteure geschafft: Jan Smeets und Gawain Jones qualifizierten sich über die Europameisterschaft 2012, Markus Ragger schaffte den Sprung über die Kontinental-Titelkämpfe in diesem Jahr. In der ersten Runde werden die Paarungen nach dem System 1-128, 2-127 usw. ermittelt.  Gespielt werden jeweils Mini-Matches über 2 Partien, die im Falle eines Gleichstands mit einem Tie-Break in Schnellschach- und Blitzpartien entschieden werden.

Markus Ragger (2680) ist als Nummer 48 der Setzliste der einzige Solinger in der oberen Setzlistenhälfte. Er traf in der 1. Runde mit Schwarz auf den Russen GM Ivan Popov (2632) und erlitt eine tragische Niederlage. In einer Modevariante im geschlossenen Spanier opferte der Russe eine Figur für 2 Bauern, doch Markus verteidigte sich akkurat, gab Material zurück und erhielt eine völlig ausgeglichene Stellung, in dem seine 2 Springer den gegnerischen Turm und die Mehrbauern kompensierten, bevor er im 40. Zug in hochgradiger Zeitnot einzügig eine Figur einstellte.  Damit muss er nun mit Weiß gewinnen, um noch den Tiebreak am Dienstag zu erreichen.

Gawain Jones (2643) spielte mit Schwarz gegen den russischen GM Alexander Shimanov (2664) eine lange, bis ins Endspiel reichende Theorie-Variante, die als minimal schlechter für Schwarz gilt.  Dieses Urteil bestätigte sich auch in dieser Partie und Gawain musste in einem Schwerfigurenendspiel mit zwischenzeitlichem Minusbauer lange arbeiten, bis er schließlich doch den Remishafen erreichte.

Jan Smeets (2643) versuchte mit Weiß, die Berliner Verteidigung seines jungen russischen Kontrahenten GM Maxim Matlakov (2665) zu knacken, was ihm jedoch nicht gelang. Das Stellungsgleichgewicht wurde niemals ernsthaft gestört und es kam kurz nach der Zeitkontrolle zur Punkteteilung.

Unsere 3 Bundesligaspieler kämpfen heute ab 15:00 Uhr um das Weiterkommen. Alle Partien werden live auf der Turnierseite übertragen und es wird ein Live-Kommentag von Lawrence Trent und Susan Polgar angeboten.

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