Jones scheidet aus, Ragger in Runde 2

Nur einer der drei Solinger Starter hat die zweite Runde des FIDE-Weltcups im norwegischen Tromsö erreicht. Während sich Markus Ragger bereits in den ersten beiden Schnellschach-Partien der Playoffs gegen den Russen Ivan Popov mit 1½: ½ durchsetzen konnte, brachten im Duell von Gawain Jones mit Alexandr Shimanov nach zwei 25-Minuten-Partien (mit Zeitzuschlag) erst die beiden folgenden 10-Minuten-Partien eine Entscheidung. Nach insgesamt 5 Remisen zwischen den beiden Kontrahenten zog unser Brite in der zweiten 10-Minuten-Partie mit den schwarzen Steinen den kürzeren und muss damit die Heimreise antreten. Im Duell mit Markus Ragger wich Ivan Popov (2632) in der ersten 25-Minuten-Partie von der spanischen Eröffnung ab, die ihm in der Turnierpartie den Sieg gebracht hatte. Stattdessen kam eine Modevariante des Zweispringerspiels im Nachzug aufs Brett, in der Schwarz einen Bauern opfert und auf das Läuferpaar und die bessere Struktur baut. Im frühen Mittelspiel zeigte sich dann die hohe Nervenbelastung in diesen KO-Turnieren, als dem Russen ein grober taktischer Schnitzer unterlief, der Markus eine Figur für zwei Bauern einbrachte.  Auch wenn es in einem späteren taktischen Scharmützel noch einmal kompliziert wurde, hatte unser Spitzenbrett keine ernsthaften Probleme den vollen Zähler einzufahren.

In der zweiten Schnellpartie wiederholte Markus dann die 5. Ld2-Variante gegen den erneuten Grünfeld-Inder. Popov wählte eine neue Variante, erzielte leichten Ausgleich und hatte schließlich in einem Damenendspiel mit seinem Springer gegen Raggers Läufer und der besseren Bauernstruktur leichte Vorteile. Doch Ragger behielt die Nerven und sicherte sich nach 90 Zügen das notwendige Remis zum Weiterkommen.  Morgen kommt es zu einem echten Bundesliga-Duell, denn er trifft auf das Wattenscheider Spitzenbrett Nikita Vitiugov.

Bereits in den beiden Turnierpartien hatten der Russe Alexandr Shimanov (2664) und Gawain Jones praktisch bis zum nackten König gekämpft und knüpften daran in den Playoffs nahtlos an. In der ersten 25-Minuten-Partie vertraute Jones nach seinem vorherigen Benoni-Experiment wieder auf seinen geliebten Königsinder. In einer langen Theorie-Variante des Sämisch-Systems mit dem modischen Bauernopfer 6…c5 gewann der Russe frühzeitig eine Qualität für einen Bauern, doch Jones verteidigte sich exakt und erreichte nach 108 Zügen die Punkteteilung. In der Weiß-Partie konnte Gawain in einem Tarrasch-Franzosen erneut nichts herausholen, so dass nach 30 Zügen in einem völlig ausgeglichenen Endspiel bereits Frieden geschlossen wurde.

In den 10-Minuten-Partien hatte Jones zuerst die weißen Steine und opferte im nächsten Franzosen mit 3. Sd2 frühzeitig eine Qualität, für die er als Kompensation einen Bauern und das Läuferpaar erhielt. Shimanov musste bei seinen Verteidigungsbemühungen das Material zurückgeben und Gawain konnte ein Leichtfigurenendspiel mit Mehrbauern erreichen, indem sein Läufer sich gegen den gegnerischen Springer nicht durchsetzen konnte, zumal er der berühmte falsche Läufer war, um den verbleibenden a-Bauern zu unterstützen. Im Rückkampf verzichtete Shimanov auf eine theoretische Diskussion und wählte den Trompovskij-Angriff, was zu einer interessanten Kampfpartie führte. Im Mittelspiel griff Jones fehl, verlor einen Bauern und konnte später trotz hartnäckigem Widerstand auch das Endspiel nicht mehr halten, so dass seine unglückliche 2½:3½-Niederlage perfekt war, wobei ihm das Ausscheiden zumindest mit 6.000 US-Dollar versüßt wurde.

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