In der 3. Runde der 2. Bezirksliga hatte es die VII. heute mit der ersten Mannschaft des SC Vohwinkel zu tun. Nominell eine der starken Mannschaften der Liga. Trotzdem sollte sich ein Kampf entwickeln, der fast auf Augenhöhe stattfand und schließlich mit einer 3½:4½-Niederlage aus Solinger Sicht einen unerwartet knappes Ausgang fand.
Am 7. Brett hatte Ersatzmann Wieland Wolf allerdings nicht die beste Brille auf und übersah einen Turmeinsteller. Im Dreispringerspiel war er zunehmend schon in der Eröffnung unter Druck geraten. Das passierte auch am 6. Brett Klaus Drunk. Im Ungarischen Aufbau mit einem frühen h3 im vierten Zug musste Klaus zu viel Gegenspiel zulassen und unterlag ebenfalls. Fast sah es wieder nach einer Klatsche aus, so wie schon gegen das Spitzenteam aus Mettmann. Doch an den anderen Brettern entwickelten sich muntere Stellungen.
So etwa am 3. Brett bei Valentino Usein. Er zitierte in der Kaffeepause Karl-Heinz »Potz« Podzielny: »d4, h5 – jetzt wird Schach gespielt, weg mit der Theorie!« Er hatte am Brett die selten zu findende Barcza-Eröffnung, verließ bereits im vierten Zug die Theorie und entschied sich, auf Angriff zu spielen. Gegen Reinhold Wygas diskutierte der Gegner am 4. Brett die Baltische Verteidigung im angenommenen Damengambit und konnte einiges Gegenspiel am Damenflügel entwickeln. Am 1. Brett hatte Jan-Hendrik Berents zum königsindischen Angriff geblasen, doch er fand mit den schwarzen Steinen keinen rechten Angriffsweg und hielt die Partie ausgangs des Mittelspiels remis. Das erreichte auch am 8. Brett der zweite Ersatzmann Ingo Kopernok, der mit den weißen Figuren im Damenbauernspiel im Londoner System mächtig unter Druck geriet, aber am Königsflügel mit guten Zügen einen Mattangriff abwehrte, Materialausgleich erzielte und ebenfalls ein Remis erreichte.
Noch nicht erwähnt ist unser 2. Brett, an dem Altmeister Kurt Rist im Sizilianer im beschleunigten Drachen gelandet war. Sein Kommentar zur Partie: »Ich finde mein Spiel nicht!« Das tat hatte der Gegner aber im Gepäck und überrollte Kurt am Königsflügel; nach einem Versehen musste Kurt vor dem einzügigen Matt die Segel streichen. Nun stand es bereits 4:1 für Vohwinkel. Und wer mitgezählt hat, dem ist aufgefallen, dass noch ein Brett fehlt. Engelbert Kletzl am 5. Brett hatte es mit der französischen Abtausch-Variante zu tun. Und wie hier oft üblich, blieb alles im Gleichgewicht – egal wie wenig Material auf dem Brett stand.
Nach dem 1½:4½ war der Kampf entschieden, aber nicht die Lust am Schach. Valentino kreierte eine Parade Riposte gegen den Königsangriff seines Gegners und fand nach langem Überlegen den Hebel, um des Gegners Stellung bis zum Matt aus den Angeln zu heben. Reini hatte da schon mehr zu tun. Zunächst übersah er einen einzügigen Figurengewinn und musste mit beiden Türmen auf der gegnerischen 7. Reihe und ständigen Matt-Drohungen immer wieder findige Verteidigungszüge seines Gegners widerlegen, der erst aufgab, als es wirklich offensichtlich war, dass Reini das Geschehen auf dem Brett voll unter Kontrolle hatte.
In den nächsten Kämpfen gilt es auf diesem Achtungs-Ergebnis aufzubauen – so ist die Klasse sicher zu halten, auch wenn noch kein Zähler auf dem Konto steht. Gegen die drei Tabellenführer ist die VII. bereits angetreten und kann sich nun gewohnt verbissen in die Vergleiche mit ähnlich starken Mannschaften begeben.
Philipp Müller