Mit einem in dieser Höhe sehr überraschenden 6:2-Erfolg gegen den starken SV Dinslaken konnte unsere II. Mannschaft die weiße Weste in der Oberliga NRW bewahren und die (geteilte) Tabellenführung verteidigen. Zwar hatten volle Zähler von Jörg Wegerle, Thomas Michalczak und Daniel Schlecht frühzeitig die Weichen auf Sieg gestellt, doch die weiteren Erfolge von Milon Gupta und insbesondere Ralf Hubert wurden erst in wahren Marathon-Partien eingefahren, so dass der Kampf letztlich über sieben Stunden dauerte.
Während wir in diesem Kampf auf Spitzenbrett Michael Hoffmann verzichten mussten, waren die Gäste nahezu in Bestbesetzung mit 3 Internationalen Meistern angetreten, so dass ein spannender Kampf zu erwarten war. Die ersten spektakulären Szenen gab es aber abseits des Brettes zu bewundern, als der Kontrahent von Dr. Axel Scheffner 29 Minuten nach Partiebeginn, also eine Minute vor Ablauf der Karenzzeit, im Sprinttempo noch das Brett erreichte …
Somit konnten wir zwar keine frühzeitige Führung verzeichnen, dafür hatten wir auf den Brettern schnell die Initiative übernommen: insbesondere in den beiden Schwarz-Partien von Jörg Wegerle und Thomas Michalczak, die aus der gleichen Katalanisch-Variante hervorgegangen waren, deuteten sich früh größere Probleme für die IM Trella (2394) und Kern (2337) an, die diese nicht lösen konnten und im Mittelspiel zwei Figuren gegen einen Turm (bei Jörg) bzw. einen Bauern (bei Tom) verloren. Jörg und Tom konnten diese Vorteile erfolgreich konservieren und auf unerwartet leichte Weise zwei volle Zähler herausarbeiten.
Noch etwas schneller hatte Dr. Daniel Schlecht am achten Brett für die Führung gesorgt. Aus einer sehr komplexen halbslawischen Meraner Variante hatte er im Mittelspiel sukzessive die Oberhand gewonnen und schließlich entscheidende Materialvorteile erhalten. In Anbetracht dieses sehr erfolgreichen Verlaufs an den anderen Brettern konnte Mannschaftsführer Markus Schäfer in die Punkteteilung gegen IM Christof Sielecki (2404) einwilligen, nachdem er nur symbolische Vorteile in einer Nebenvariante des klassischen Caro-Kanns mit 4…Lf5 erreicht hatte.
Einziges Solinger Sorgenkind des Tages war Michael Berg, dem mit Weiß gegen eine Bogo-Indisch-Nebenvariante mit verzögertem Sf6 die Eröffnung missglückt war. Durch ein zeitraubendes Springer-Manöver musste er deutlichen Entwicklungsrückstand in Kauf nehmen und laborierte fortan an seiner unsicheren Königsstellung, was sein stark aufspielender Gegner Johannes Mundorf schließlich zum partieentscheidenden Gewinn der weißen Dame nutzen konnte.
Mit dem Zwischenstand von 3½:1½ ging es dann in die zweite Zeitkontrollphase, in der Milon Gupta in einer ausgeglichen erscheinenden Stellung seinen Gegner so ausmanövrierte, dass dieser die Blockade von Milons Freibauern lösen musste, wonach dieser im Verbund mit den gut harmonierenden schwarzen Figuren für die Entscheidung der Partie und des Mannschaftskampfes sorgte. Lange sah es dann so aus, dass der Kontrahent von Axel Scheffner noch für etwas Ergebniskosmetik aus Sicht der Gäste sorgen könnte, da er nach der ersten Zeitkontrolle ein deutlich vorteilhaftes Schwerfigurenendspiel mit Mehrbauern erreicht hatte. Doch im Turmendspiel setzte er nicht optimal fort, so dass Axel hinreichendes Gegenspiel durch einen eigenen Freibauern organisieren konnte und nach 98 Zügen für seine zähe Verteidigung mit einem Remis belohnt wurde.
Dies war aber noch nicht die längste Partie des Kampfes, für die sich Ralf Hubert verantwortlich zeigte. In einer sehr verschachtelten Stellung, in der lange kein Weiterkommen trotz seines Mehrbauern möglich schien, lavierte Hubi extrem geduldig, bis sein Gegner schließlich in der Finish-Phase der dritten Zeitkontrolle den Übergang in ein für ihn verlorenes Bauernendspiel zuließ, so dass Ralf nach 103 Zügen den krönenden Abschluss unter eine spielerisch sehr starke Mannschaftsleistung zum unerwarteten 6:2-Endstand setzte.
Am 08.12. geht es nun in die alte Heimat von Markus Schäfer, nämlich zum SK Münster 32.