Am Abend des zweiten Advents hatte Oliver Kniest sowohl als Mannschaftsführer als auch als Jugendwart Grund zur Freude: zum einen hatte die ersatzgeschwächte III. Mannschaft einen unerwarteten 5:3-Erfolg gegen die bisher ungeschlagenen SF Neuenkirchen errungen; zum anderen waren die Jugendlichen im Kader die Matchwinner. Während Jerome Neumair vom zu späten Eintreffen seines Gegners profitierte, gelangen Jan Hobusch und Kevin Zolfagharian toll herausgespielte Siege, die für diesen eminent wichtigen Erfolg im Kampf um den Klassenerhalt sorgten.
Vor knapp 13 Monaten waren die Schachfreunde aus Neuenkirchen ebenfalls Gäste im vollbesetzten Schachzentrum gewesen und hatten einen denkwürdigen Kampf erlebt, weil damals von ca. 8-15 Uhr die gesamte Stromversorgung ausgefallen war, so dass Raumtemperaturen und Lichtverhältnisse sehr zu wünschen übrig ließen. In diesem Jahr war unser Spiellokal mit vier parallelen Heimkämpfen erneut voll besetzt, dafür gaben die Spielbedingungen keinen Anlaß zur Klage. Dagegen hatte sich die sportliche Ausgangslage deutlich verändert: während die sehr ausgeglichenen Gäste nahezu in Bestbesetzung antraten und auf den gleichen Kader wie im Vorjahr zurückgreifen konnten, mussten wir in unserer ohnehin deutlich veränderten Mannschaft diesmal auch noch die Stammspieler Alex Hobusch und Ralph Blasek ersetzen, so dass die Favoritenstellung eindeutig bei Neuenkirchen lag.
Doch bereits frühzeitig war die psychologische Initiative auf unserer Seite: der Gegner von Jerome Neumair verpasste bei der Anreise einen Zug und wählte dann einen falschen Weg zum Spiellokal, so dass er erst knapp fünf Minuten nach Ende der 30minütigen Karenzzeit das Schachzentrum erreichte. In Anbetracht dieser unerwarteten frühen Führung sah Oliver Kniest keinen Grund, mit den schwarzen Steinen ein frühes Remisangebot seines Gegners nach ausgeglichener Eröffnung abzulehnen.
In der Folgezeit lagen unsere Hoffnungen vor allem auf den Partien von Martin Auer, der aus der Eröffnung heraus klare positionelle Vorteile und großen Entwicklungsvorsprung erhalten hatte, und Kevin Zolfagharian, dessen Gegner in einer ausgeglichenen Stellung im Londoner System im Mittelspiel eine Qualität eingestellt hatte. Zunächst mussten wir jedoch den Ausgleich hinnehmen: Ali Erkay hatte die Eröffnung etwas zu anspruchslos behandelt und geriet mit Weiß schnell in die Defensive. In dem Bemühen, Gegenspiel herbeizuführen, wurde plötzlich sein Springer in der Brettmitte gefangen und er musste aufgeben.
Dafür wurde der zweite Ersatzmann aus der Vierten, Dirk Schockenbäumer, für eine konzentrierte Verteidigungsleistung in leicht schlechterer Stellung belohnt, als er kurz vor der Zeitkontrolle erfolgreich dreimalige Stellungswiederholung reklamieren konnte. Für die Vorentscheidung sorgte dann in der Zeitnotphase Jan Hobusch, der gegen seinen routinierten, taktisch beschlagenen Gegner die Partie zunächst sehr positionell angelegt und leichten Vorteil erhalten hatte. Mit immer knapper werdender Zeit wurde die Stellung jedoch immer komplizierter, doch Jan behielt stets die Übersicht und krönte mit einem siegbringenden Qualitätsgewinn seine exzellente Partie.
Mit dieser extrem wichtigen 3:2-Führung im Rücken ging es in die fünfte Spielstunde, in der schließlich Kevin Zolfagharian trotz noch einiger technischer Schwächen seinen ersten Saisonsieg einfahren konnte. Er hatte seinem Gegner in einer schwer zu öffnenden Stellung mit Turm und drei Bauern gegen Läufer und vier Bauern noch gute Remischancen eingeräumt, doch als dieser eine suboptimale Fortsetzung ließ sich Kevin trotz des inzwischen sehr reduzierten Materials seine Chance nicht entgehen und sorgte für den entscheidenden Sieg.
So konnten wir es auch verkraften, dass Martin Auer mehrere Gewinnwege ausgelassen hatte und letztlich nur in einem Turmendspiel mit zwei gegen einen Bauern gelandet war, das letztlich nicht mehr zu gewinnen war, dafür aber zumindest den Mannschaftssieg absicherte. Zum Schluss kam noch ein halber Zähler von Andreas Peschel hinzu, dessen Partie nach zunächst ruhigem Fahrwasser kurz vor der Zeitkontrolle sehr kompliziert geworden war. Sein Kontrahent ließ jedoch die wohl beste, ihm Vorteil versprechende Fortsetzung aus, wonach Andreas genügend Gegenspiel initiieren und mit hübschen taktischen Motiven das Stellungsgleichgewicht bewahren konnte.
Durch diesen 5:3-Erfolg weist die Dritte mit 4:4 Punkten eine solide Halbzeitbilanz in der NRW-Klasse auf und geht mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung auf die Abstiegsränge in die zweite Saisonhälfte.