Eine solche Personalnot hatte Mannschaftsführer Joachim Görke in seiner langen Schach-Karriere noch nicht häufig erlebt: mit nur vier Stammspielern konnte er die IV. Mannschaft die Reise zum Tabellenzweiten SV Turm Kamp-Lintfort und konnte zudem den Rest des Teams nur aus Akteuren der 7.-9. Mannschaft bilden, die vier Ligen tiefer aktiv sind.
Trotz dieser mehr als eindeutigen Außenseiter-Rolle spielte die Mannschaft unbekümmert auf, so dass die Gastgeber am Ende froh waren, dass nur Ali Erkay einen vollen Zähler erzielte und sie mit einem mühsamen 5:3-Erfolg die vorübergehende Tabellenspitze eroberten. Bereits frühzeitig deutete sich an, dass gerade unsere Reservespieler einen sehr guten Tag erwischt hatten: Wieland Wolf erreichte mit den schwarzen Steinen nach etwas über drei Stunden gegen einen fast 500 DWZ-Punkte stärkeren Spieler eine verdiente Punkteteilung. Auch Klaus Drunk schien bei ähnlicher nomineller Ausgangslage entsprechende Chancen zu haben, agierte jedoch in der kritischen Partiephase mit zu viel Respekt vor seinem Gegner und geriet doch noch auf die Verliererstraße.
Die nächste Punkteteilung steuerte Jan Porstmann bei, der ebenfalls mit Schwarz eine konzentrierte Leistung zeigte, so dass die Partie korrekt durch Zugwiederholung im Remishafen mündete. In Anbetracht der erfreulichen Zwischen-Ergebnisse ging Joachim Görke am Spitzenbrett erhöhtes Risiko, was letztlich in einem unmotivierten Bauernopfer in einem Schwerfigurenendspiel mündete. Letztlich bekam er weder den Bauern zurück noch die erhoffte Kompensation und musste sich kurz vor der Zeitkontrolle geschlagen geben.
Michael Pfeiffer verteidigte sich in leicht schlechterer Position präzise und wurde dafür mit einem halben Zähler belohnt. Beim Zwischenstand von 1½: 3½ zeigten ausgerechnet die beiden weiteren Ersatzspieler zwei spektakuläre Partien. Vladislav Kublanov erreichte gegen seinen favorisierten Kontrahenten ein besseres Doppel-Turmendspiel, in dem er sogar zwei Bauern gewann, dafür aber das entstehende Gegenspiel unterschätzte. So konnte sich sein Gegner in ein Remis durch Dauerschach retten. Reinhold Wygas hatte frühzeitig einen Bauern verloren, danach aber unter Opfer eines weiteren Bauern alles auf eine Karte gesetzt, so dass es ein spannendes Wettrennen darum gab, ob sein Mattangriff oder die gegnerischen durchlaufenden Freibauern für die Entscheidung sorgen würden. Letztlich verpasste Reini leider einen studienhaften Gewinn und musste sich ohne Lohn für seine mutige Partieführung geschlagen geben.
Aufgrund der dadurch gefallenen Entscheidung des Kampfes trat die exzellente Endspielleistung von Ali Erkay leider etwas in den Hintergrund. Nach einem abgelehnten Remis-Angebot hatte dessen Gegner das Spiel forciert, so dass ein schwieriges Endspiel entstanden war, in dem er einen Läufer und einen Bauern gegen Alis vier Bauern besaß. Hier zeigte unser Routinier nun eine sehr kreative Partieführung, opferte einen Bauern, um Läufer und König passiver zu stellen und erzielte durch seine zwei verbleibenden Freibauern den für die gesamte Mannschaft hochverdienten Ehrentreffer zum 3:5.
Falls die Vierte an diese starke spielerische Leistung in der zweiten Saisonhälfte anknüpfen können wird, sollte mit etwas weniger Personalsorgen schon bald der angestrebte Klassenerhalt gesichert werden können.