In der letzten Saison hatte unsere Jugend-Bundesliga-Mannschaft am letzten Spieltag im Duell gegen den LSV/Turm Lippstadt die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft verspielt. Bei der Neuauflage in dieser Saison gab es ein überraschend souveränes 18:12 (5½:2½) ohne Niederlage am Brett gegen den direkten Mitkonkurrenten um die Qualifikation. Da auch die sonstigen Ergebnisse des Spieltages in unserem Sinne ausfielen, reicht nun bereits ein Sieg in den beiden verbleibenden Begegnungen, um zum dritten Mal in vier Jahren das Ticket zur Deutschen Meisterschaft zu lösen.
Dabei war die Vorgeschichte zu diesem Kampf voller Hindernisse gewesen: Jan Porstmann hatte aus Studiengründen abgesagt, Jan Hobusch war parallel in der Herren-Bundesliga aktiv. Von den acht vorgesehenen Spielern sagten am Samstag Abend und Sonntag Morgen kurzfristig Seva Bashylin und Philipp Andrä aus gesundheitlichen Gründen ab. Glücklicher Weise konnte wenigstens Seva doch noch zum Kampf erscheinen, was sich als eminent wichtig erweisen sollte. Denn ausgerechnet sein Gegner war bei den Gästen kurzfristig ausgefallen, so dass er einen kampflosen Zähler erhielt und der Kampf mit einem ausgeglichenen Stand von 1:1 an den verbliebenen sechs Brettern startete.
Dort sorgte Ersatzmann Niklas Nink bald für die Führung: in einem Evans-Gambit blieb der König seines Kontrahenten in der Mitte stecken, was sehr bald zu entscheidenden Materialgewinnen führte. Die Vorentscheidung zum Sieg fiel dann in der vierten Spielstunde am Brett von Daniel Reksten. Dieser hatte in einer aus einem Königsinder entstandenen Benoni-Struktur sehr optimistisch eine Figur für nur einen Bauern und Angriffschancen gegen den schwarzen König geopfert. Sein Kontrahent fand in den Komplikationen jedoch nicht die beste Verteidigung und Daniel konnte mit einem Damengewinn für das wichtige 3:1 sorgen.
In der Zwischenzeit waren die beiden Schwarz-Partien von Kevin Zolfagharian und Philipp Nguyen in ausgeglichene Endspiele verflacht. Kevin hatte seine Hoffnungen auf einen Freibauern im Turm+ Leichtfigurendendspiel gesetzt, doch Hannah Kuckling hatte die Stellung stets unter Kontrolle, was wenig später ein korrektes Remis zur Folge hatte. Philipp hatte einen Bauern für eine Wolga-Gambit-ähnliche Initiative am Damenflügel geopfert, den er später unter Generalabtausch zahlreicher Figuren zurück bekam, so dass auch hier Frieden geschlossen wurde.
Für den Siegtreffer sorgte dann Jerome Neumair am Spitzenbrett gegen Junior-Prinz Kevin Schröder. Die beiden waren bereits vor 6 Wochen in der NRW-Klasse aufeinander getroffen, wo Jerome in einem scharfen Winawer-Franzosen knapp Remis gehalten hatte. Diesmal eröffnete Schröder mit 1.c4 und opferte im frühen Mittelspiel nach fast 45minütigem Nachdenken die Qualität, um dafür Jeromes Königsflügel-Struktur zu zerstören. Als dieser jedoch den Damentausch erreichen konnte, fielen die dortigen Schwächen nicht mehr so stark ins Gewicht und in der Zeitnotphase konnte Jerome in ein gewonnenes Endspiel zum 5:2-Siegtreffer abwickeln.
So blieb zum Schluss noch die Partie von Amina Sherif, die sich mit Schwarz eine vorteilhafte Position mit Mehrbauern herausgearbeitet hatte. Dann übersah sie allerdings eine kleine Taktik, die ihrem Gegner eine Dauerschach-Möglichkeit bot. Hier ging Amina enormes Risiko, indem sie vor der Zeitnot dem Remis auswich und eine Figur im Damenendspiel opferte, bei der sie für den gegnerischen Springer nur zwei Freibauern erhielt. Bei optimaler Spielweise hätte ihr wohl ein schwerer Kampf ums Remis gedroht, doch ihr Kontrahent fand keinen Plan und gab sich in Anbetracht des verlorenen Kampfes mit einem Remis zufrieden.
Somit war der 18:12-(5½:2½)-Sieg perfekt. Unser Jugend-Bundesliga-Team möchte nun bereits in zwei Wochen am 30.03. die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft mit einem Sieg beim SF Lieme perfekt machen.