Alle zwei Jahre stellt die Schach-Olympiade einen zentralen Höhepunkt des Turnierkalenders da. Die 41. Auflage findet vom 1.-14. August im norwegischen Tromsö, das fast direkt am Polarkreis gelegen ist, statt und sorgt für einige Rekorde. 177 Mannschaften in der offenen Klasse und 136 Teams bei den Damen nehmen in diesem Jahr teil, so dass die Olympiade gemessen an der Zahl der teilnehmenden Nationen das viertgrößte Sportereignis der Welt darstellt.
Auch qualitativ ist die diesjährige Auflage grandios besetzt: aus den Top 20 der Welt fehlen lediglich Viswanathan Anand sowie die beiden Russen Dimitri Jakovenko und Nikita Vitiugov, die es nicht in den Kader der nach Elo-Schnitt wie üblich klar favorisierten russischen Mannschaft schafften, die allerdings seit 2002 (damals noch angeführt von Garri Kasparov) auf eine Goldmedaille wartet. Bei den letzten fünf Austragungen waren entweder Armenien (2006, 2008, 2012) oder die Ukraine (2004, 2010) siegreich. Das Medieninteresse ist in Norwegen dank der Teilnahme von Magnus Carlsen natürlich riesig und auch die am Montag anstehende Wahl um das Amt des FIDE-Präsidenten zwischen Amtsinhaber Kirsan Iljumshinov and Ex-Weltmeister Garri Kasparov sorgt für viele Schlagzeilen.
Auch 7 Spieler unseres Vereins sind in Tromsö in verschiedenen Funktionen aktiv, so dass es nach sechs von elf gespielten Runden Zeit für eine Zwischenbilanz ist:
Unser Routinier Predrag Nikolic ist als Trainer des holländischen Damen-Teams vor Ort, die als Nummer 16 der Setzliste bisher ein starkes Turnier spielen. Sie starteten mit 9:1 Zählern, bevor sie in der 6. Runde mit 1:3 ihre erste Niederlage gegen die starken Polinnen hinnehmen mussten.
Ebenfalls im Damen-Turnier involviert ist unser Neuzugang Alina L’Ami am 3. Brett der ambitionierten Mannschaft von Rumänien. Leider konnte Alina bisher nicht an ihre starke Form der letzten Monate anknüpfen und notiert aktuell bei mäßigen 2½/5. Doch vor allem dank der beiden hinter ihr spielenden Damen Irina Bulmaga und Elena-Luminita Cosma, die jeweils 5/5 aufweisen, haben die an Position 6 gesetzten Rumäninnen mit 10:2 Zählern weiterhin intakte Chancen auf eine Top-Platzierung.
Ihr Ehemann Erwin L’Ami hat rechtzeitig zur Olympia seine Form wieder gefunden. Am zweiten Brett der Niederlande weist er aktuell 4/5 mit einer Performance von 2724 auf und konnte zum bisherigen 6. Platz der Holländer mit 10:2 Punkten einen ganz wichtigen Beitrag leisten, als er im Match gegen die USA den entscheidenden Sieg gegen den ehemaligen Vize-Weltmeister Gata Kamsky landen konnte.
Noch besser ist mit 2755 die Elo-Performance unseres Spitzenspielers Markus Ragger, der am Spitzenbrett der Österreicher bisher 5/6 erzielte und damit einen wichtigen Beitrag zum bisherigen soliden Abschneiden seiner Mannschaft mit 8:4 Zählern beigetragen hat, womit sich unsere Nachbarn im Rahmen ihrer Elo-Erwartung befinden.
Sein Olympia-Debüt gibt unser 18jähriger Neuzugang Nico Georgiadis für die Schweiz. Am 4. Brett der Eidgenossen ist er bisher ungeschlagen und verzeichnet solide 3/5, wobei er sich gestern im Duell mit der Ukraine über ein Remis gegen Pavel Eljanov (2723) freuen durfte.
Nach seinem Einsatz bei der letztjährigen europäischen Mannschaftsmeisterschaft ist Mads Andersen nun auch erstmalig bei einer Olympiade für die Mannschaft von Dänemark am Start. Aktuell steht Mads als Reservespieler bei 3/4, ist aber aufgrund der bisherigen schwächeren Gegnerschaft noch nicht auf Kurs, die angestrebte letzte GM-Norm zu erzielen.
Dagegen vertritt unser »Last-Minute-Neuzugang« Ziaur Rahman bereits zum 11. Mal sein Heimatland Bangladesh bei einer Olympiade. Am Spitzenbrett konnte der 40jährige Großmeister bisher 2/5 erzielen und remisierte immerhin gegen Vasily Ivanchuk (2744) und Julio Granda Zuniga (2666).
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